Samstag , 7 Dezember 2024
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Bilanz eines Krieges: Eine Million Tote und unbezahlbare Schulden

irak_opfer_verbranntDer Irak war einst ein blühendes Land. Im ehemaligen Krieg gegen den Iran wurde Saddam Hussein von Amerika sowohl finanziell als auch durch Waffenlieferungen unterstützt. Plötzlich fiel er in Ungnade. 1990 wurde ein Konflikt mit Kuwait provoziert, was als Anlass für den Einmarsch von internationalen Truppen unter US-Führung in den Irak gilt. Es folgten Wirtschafts-Sanktionen, unter denen in erster Linie die Bevölkerung litt. Im Jahr  2003 erfolgte ein neuerlicher Angriff, dem mehr als eine Million Menschen zum Opfer fielen. Wohlstand, Stabilität und Sicherheit gehören im Irak der Vergangenheit an. Und in Amerika werden noch kommende Generationen an den Schulden bezahlen, die durch diesen Krieg entstanden sind.

Der Krieg gegen den Irak gilt offiziell als beendet. Ist es wirklich notwendig, die ganze Geschichte neu aufzurollen?

Ja, es ist notwendig. Und zwar solange, bis auch der Letzte verstanden hat, dass die Wahrheit absolut nichts mit dem zu tun hat, was die Massenmedien über diesen Krieg berichtet haben. Auch die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges werden immer wieder neu behandelt, obwohl die Menschen, die heute leben, zum größten Teil erst nach Ende dieser schrecklichen Ereignisse geboren wurden. Diese regelmäßige Erinnerung soll natürlich dem Zweck dienen, eine Wiederholung der grauenhaften Vorfälle auf alle Zukunft zu unterbinden. Was das Schicksal Iraks betrifft, sind wir alle Zeitzeugen. Und es wäre mehr als nur wünschenswert, dass dem staatlich sanktionierten Plündern und Morden endlich ein Ende gesetzt wird.

Schon vor langer Zeit veröffentlichte The Intelligence einen ausführlichen Artikel über den sogenannten Highway of Death, einem Massenmord an abziehenden irakischen Soldaten und Zivilisten. Natürlich waren es finanzielle Gründe, die zum irakischen Einmarsch in Kuwait führten. Der markanteste Punkt in dieser Geschichte ist jedoch Iraks diesbezügliche Anfrage bei der US-Botschaft. Die irakische Regierung erhielt von Botschafterin April Glaspie die Antwort, dass sich die Vereinigten Staaten nicht in innerarabische Angelegenheiten einmischen werden. Sobald irak_opfer_highwayder Einmarsch jedoch erfolgt war, wurde Saddam Hussein zum rücksichtlosen und unberechenbaren Diktator erklärt. Ein Teil der damaligen haltlosen Hetzkampagne, bei der es darum ging, die Gemüter der Weltöffentlichkeit in Regung zu versetzen, war die sogenannte Brutkastenlüge. Die 15-jährige Tochter eines kuwaitischen Diplomaten hatte vor dem Kongress weinend die Lüge von irakischen Soldaten aufgetischt, die Babys aus Brutkästen entnommen und getötet hätten. Die Story sorgte damals für Schlagzeilen. Die späteren kurzen Meldungen, die darauf verwiesen, dass es sich um eine völlig frei erfundene und erlogene Geschichte handelte, entgingen weitgehend der Öffentlichkeit.

Als sich die Iraker, sowohl Militär als auch Zivilisten, aus Kuwait zurückzogen, wurden sie von amerikanischen Kampfeinheiten über Stunden hinweg bombardiert und beschossen. Kaum jemand überlebte dieses Massaker.

Ein amerikanischer Journalist, der für NBC arbeitete, lieferte schockierende Bilder an seinen Sender. Sie wurden nicht ausgestrahlt und der Mitarbeiter wurde gefeuert. Mit dem gleichen Bildmaterial wandte er sich an den Programmdirektor von CBS. Noch bevor die entsetzlichen Berichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, verlor auch der Programmdirektor seine Stellung. Ein kleiner Sender im Bundesstaat Ohio, AC-TV, der nicht mehr als 300.000 Menschen erreicht, ließ den Journalisten zu Wort kommen. Auf Youtube sind einige der Bilder zu sehen. Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich:

Teil I: http://www.youtube.com/watch?v=ziZWTXvkIiA

Teil II: http://www.youtube.com/watch?v=NpdaQRGSv0k

irak_opfer_fahrerDamals zogen die Truppen, vorwiegend Amerikaner und Engländer, aber auch aus Saudi Arabien, der Türkei, Frankreich, Spanien, Italien, Niederlande, Tschechoslowakei und aus einigen weiteren Staaten, rasch wieder ab. Was blieb, war eine Flugverbotszone und schmerzhafte Handelssanktionen, die nicht nur große Teile der irakischen Bevölkerung verarmen ließen, sondern auch, insbesondere auf Grund mangelnder Medizin, unzählige Menschenleben forderten.

Dass es der internationalen Finanzlobby in erster Linie um irakisches Erdöl ging, wurde der Öffentlichkeit grundsätzlich verschwiegen. Dass Saddam sich bei den Amerikanern unbeliebt machte, weil er versuchte, irakisches Öl gegen andere Währungen, und nicht mehr gegen Dollars, zu verkaufen, wurde der Weltöffentlichkeit ebenfalls nicht mitgeteilt. Aber die Lüge, dass Irak über Massenvernichtungswaffen verfügen würde, trug der damalige US-Außenminister Colin Powell sogar vor den Vereinten Nationen vor. Zumindest dieser Mann zog kurz darauf die Konsequenzen und zog sich aus der Politik zurück.

Lange vergessen sind die Massendemonstrationen rund um die Welt, durch welche ein neuer Krieg gegen den Irak verhindert werden sollte. In praktisch allen großen Städten der USA und Europas fanden sich jeweils Hunderttausende ein, um gegen einen Angriff zu demonstrieren. Dieser unmissverständliche Ausdruck von Demokratie wurde restlos ignoriert. Und es wirkt wie ein Hohn, dass die Massenmedien gleichzeitig die Annahme verbreiteten, dass der Angriffskrieg erfolgte, um Demokratie in den Irak zu bringen. Zumindest aus diesem Konflikt haben sich Deutschland und Frankreich damals noch heraus gehalten, worauf der US-Präsident George W. Bush, und somit der Hauptverantwortliche für den Massenmord, geringschätzig vom „alten Europa“ sprach.

Ein amerikanischer Soldat drückte gegenüber einem US-Fernsehsender, kurz nach dem Einmarsch, seine Verwunderung aus. „Wir sind hier, um diese Menschen zu befreien, und die schießen auf uns“, erklärte er vor laufender Kamera. Diesen armen Jungs wurde doch tatsächlich eingeredet, dass die Iraker sich nach einer ausländischen Intervention sehnten.

Wie viele Menschen fielen diesem Krieg, von 2003 bis 2011, zum Opfer?

irak_opfer_leichenLaut Wikipedia, wurden 4.805 Angehörige der Invasionstruppen getötet und mehr als 32.000 verwundet. Im gleichen Artikel finden sich die unterschiedlichsten Angaben bezüglich der irakischen Opfer, bei denen es sich vorwiegend um Zivilisten handelt. Die niedrigste Zahl wird vom irakischen Gesundheitsministerium angegeben, wobei jedoch zu erwähnen ist, dass die derzeitige irakische Regierung von den Besatzern eingesetzt wurde. Die Zahl: 87.215. Dann folgen einige weitere Angaben, die knapp über 100.000 liegen. Und während wir uns beiläufig daran erinnern, dass erst vor wenigen Monaten in verschiedenen Medien berichtet wurde, dass es im Irak mehr als eine Million Witwen gibt, erscheint die bei Wikipedia angeführte Schätzung von 1.033.000 Getöteten als die den Tatsachen am ehesten entsprechende. Diese Angabe basiert auf der Befragung einer repräsentativen Anzahl von Haushalten. Die Gesamtzahl der Opfer wurde dann hochgerechnet.

Schon im Vorjahr veröffentlichte der britische Nuklear-Experte Dr. Chistopher Busby die Ergebnisse einer Studie, die besagen, dass in der heiß umkämpften irakischen Stadt Falludschah mehr Menschen unter den Folgeerscheinungen von Verstrahlung leiden als nach dem Abwurf der Atombombe von Hiroshima. Und erst kürzlich fand Dr. Busby heraus, dass die Menschen in der Umgebung von Falludschah nicht nur unter der Belastung von abgereichertem Uran leiden, wie es von den US-Militärs der hohen Durchschlagskraft wegen verwendet wird, sondern auch unter der Strahlung angereicherten Urans. Von den Massenmedien werden diese schockierenden Berichte, was sonst sollte man erwarten, natürlich ignoriert.

Worauf das Wallstreet Journal jedoch verweist, sind die Kriegskosten. Diese werden insgesamt auf vier Billionen Dollar (rund drei Billionen Euro) geschätzt. Enthalten sind darin nicht nur die direkten Kosten, sondern auch die Zinsen für die Kapitalbereitstellung, die Pflegekosten für verwundete und lebenslang verkrüppelte Veteranen, die Unterhaltung von Militärbasen in Kuwait, Katar und Bahrein, um jederzeit für einen neuen Angriff bereit zu sein, und auch für die Bezahlung von Söldnern, zur Sicherung der, nun von US-Unternehmen kontrollierten, Ölfelder.

Der letzte Punkt erscheint dabei völlig absurd, es dürfte sich jedoch kaum um eine Fehlformulierung handeln. Im Wallstreet Journal steht wörtlich: „…und die Ausgaben für den Einsatz privater Sicherheitsfirmen zum Schutz von US-Eigentum im Land und die Ausbildung der irakischen Streitkräfte.“ Schutz von US-Eigentum. Der amerikanische Steuerzahler wird zur Kasse gebeten, um die Interessen internationaler Konzerne zu wahren. Um welche Art von Sicherheitsfirmen es sich dabei handelt, auch darüber hat The Intelligence bereits berichtet.

Der Irak ist in einem Chaos versunken. Dem erhängten Saddam Hussein mag vorzuwerfen sein, dass er in einigen Punkten vielleicht mit übertriebener Härte entschieden hatte. Doch die Spannungen zwischen verfeindeten Sunniten und Schiiten führten unter ihm zu keinen Eskalationen, so wie es heute im Irak täglich der Fall ist. Während in der Türkei kurdische Freiheitskämpfer Terroristen gleichgesetzt werden, wurde Saddam Hussein vorgeworfen, Kurdenaufstände niedergeschlagen zu haben. Es liegt dabei keineswegs in meiner Absicht, Saddam Hussein in Schutz zu nehmen. Doch werfen wir einen Blick auf die Fakten, auf die Opfer, auf die Lebenssituation im Irak nach der von den Amerikanern angeführten Intervention, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich ein Großteil der Iraker nach Saddam Hussein zurück sehnt. Wie Al-Jazeera schon vor zwei Jahren wissen ließ, wurden Pilgerreisen zu Saddam Husseins letzter Ruhestätte per Gesetz untersagt.

Mehr als eine Million Tote, unzählige Verwundete, Verstümmelte, Verkrüppelte, Verstrahlte, Verarmte. Unbeschreiblich ist der Schaden, der der irakischen Bevölkerung zugefügt wurde. Vier Billionen Dollar kostet dieser Krieg die amerikanische Öffentlichkeit, ein Land, das schon seit langem restlos pleite und unbezahlbar überschuldet ist. Und all dies, um der Öllobby ungehinderten Zugang zu den irakischen Quellen zu sichern. Um zu garantieren, dass auch irakisches Öl weiterhin gegen US-Dollar gehandelt wird. Um sicherzustellen, dass kein Land es in Zukunft wagen wird, sich gegen die Interessen der Finanzlobby zu stellen. Und die Mehrzahl der Menschen, die in westlichen Demokratien leben, haben nicht die geringste Ahnung davon, was im Irak tatsächlich vorgefallen ist. Und deswegen sollten wir alle es als unsere Pflicht erachten, dafür zu sorgen, dass diese Verbrechen niemals vergessen werden. Vielleicht lässt sich damit auch die Hoffnung verbinden, dass sie sich nicht wiederholen werden. Auch wenn es sich bestenfalls um einen Hoffnungsschimmer handelt.

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