Samstag , 20 April 2024
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Iran: Berechtigte Vorwürfe oder Kriegshetze?

teheran_azadi_denkmalFür einige Zeit war es ruhig um den Iran, jenem Land, das schon von Präsident Bush jr., zusammen mit Irak und Nordkorea, als „Achse des Bösen“ bezeichnet wurde. Behauptungen des FBI zufolge, bereitete der Iran einen Mordanschlag auf den saudi-arabischen Botschafter in Washington vor. Für US-Fernsehsender wurde der Vorfall gestern zum Tagesthema. Für Hillary Mann Leverett, einer Expertin für Angelegenheiten des Mittleren Ostens und ehemaliger Mitarbeiterin des US-Außenministeriums, sind die Vorwürfe jedoch nicht unbedingt authentisch.

Dass die Geschichte um Osama Bin Laden der Feder von James-Bond-Autor Ian Fleming entstammen könnte, wurde schon mehrmals erwähnt. Dieses Mal äußerte sogar FBI-Chef Robert Mueller den Satz: „Es gleicht einem Hollywood-Drehbuch“, fügte jedoch sogleich hinzu: „Aber die Folgen wären real gewesen.“

Den Kern der Geschichte bildet ein in den USA eingebürgerter Iraner. Der handelte wiederum im Auftrag eines Mannes, dem enge Verbindungen zur Eliteeinheit „Kuds“, und somit zur iranischen Regierung, nachgesagt werden. Der US-Iraner suchte Kontakte zu Drogenhändlern in Mexiko, die er mit einem Mordanschlag auf den saudi-arabischen Botschafter in Washington beauftragen wollte. Dabei unterlief ihm jedoch der Fehler, dass es sich einem Undercover-Agenten der mexikanischen Behörden anvertraute. Der nahm zwar eine Anzahlung von $ 100.000 an, informierte aber gleichzeitig die Kollegen in den USA. Am 29. September wurde der US-Iraner bei seiner Ankunft in New York verhaftet und war sofort geständig. Und endlich steht es unanzweifelbar fest: Der Iran ist ein Terroristenstaat!

Am Dienstag nachmittag wurde die Öffentlichkeit über den Vorfall informiert. Über Stunden hinweg dominierte das Thema die meisten amerikanischen Nachrichtensender. Bei CNN wurde immer wieder eine Landkarte eingeblendet, auf der die beiden flächenmäßig vergleichbaren Staaten Saudi-Arabien und Iran gezeigt wurden. Nachdem der Anschlag gegen den saudi-arabischen Botschafter geplant war und auf US-Territorium ausgeführt hätte werden sollen, hat es sich der Iran schließlich mit beiden Ländern verscherzt. Die Vorwürfe sind jedenfalls absolut schwerwiegend. Der Mord an einem Diplomaten berechtigt, nach internationalem Recht, zu einer Kriegserklärung.

Wie nicht anders zu erwarten, wurden alle Vorwürfe von iranischer Seite kategorisch zurückgewiesen.

Der iranische Fernsehsender Press-TV fragte Hillary Mann Leverett nach ihrer Meinung. Auf der Webseite der überaus renommierten US-Universität Yale wird sie als Analytikerin für Angelegenheiten des Mittleren Ostens vorgestellt, wobei auf ihre ehemalige Zugehörigkeit zum US-Außenministerium sowie des Sicherheitsrates verwiesen wird. Mittlerweile ist sie Geschäftsführerin bei Stratega, einem politischen Beratungsunternehmen.

Auf die Frage von Press-TV, was sie von den jüngsten Beschuldigungen halte, erklärte sie:

„Ich denke, diese Anschuldigungen sind sehr ernst. Sie verweisen auf eine nun sehr schlimme Lage zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran, über die wir alle besorgt sein sollten.“

Im Anschluss bemerkte sie, dass insbesondere der Zeitpunkt der Bekanntmachung höchst sonderbar erscheint. „Warum werden solche Anschuldigungen gerade jetzt erhoben?“; drückte sie ihre Verwunderung aus. Die Behauptungen von offizieller Seite, dass die iranische Regierung hinter dem aufgedeckten Komplott stecken könnte, hält sie keineswegs für stichhaltig und sie bezweifelt, dass diese vor einem ordentlichen Gericht Akzeptanz finden würden.

Nochmals auf die Seriosität der Vorwürfe verweisend, erinnert sie an gefälschte Dokumente aus Niger, durch welche die von den USA vor den Vereinten Nationen vorgetragene Lüge von Saddams Massenvernichtungswaffen untermauert wurde. Und im Januar 2002 wurde von den USA fälschlich behauptet, dass der Iran den Widerstand in Gaza mit 50 Tonnen Waffen zu versorgen versucht hätte. Sie fügte hinzu: „Wir müssen somit sehr vorsichtig und behutsam mit diesen Anschuldigungen umgehen; sie zwar absolut ernst nehmen, gleichzeitig aber gründliche Ermittlungen fordern, um zu erkennen, was dahinter steckt.“

Leverett erklärte, dass es in erster Linie einmal darum ginge, herauszufinden, ob die Anschuldigungen überhaupt der Wahrheit entsprechen. In weiterer Folge sollten sie vor einem Gericht Behandlung finden. Sie fürchtet allerdings, dass es sich bei der angewandten Strategie um einen Versuch handeln könnte, in der amerikanischen Öffentlichkeit Unterstützung für einen Krieg gegen den Iran zu finden, so wie es vor dem Angriff gegen den Irak im Jahr 2003 der Fall war.

Lobend sei zu erwähnen, dass sich die deutschen Medien in ihrer diesbezüglichen Berichterstattung sehr zurückhaltend zeigen. So lautet eine Formulierung von Marc Pitzke im Spiegel:

Dieser Dialog (Anm.: Es ging um die Zahl der möglichen Opfer.) ist nur eine von vielen abenteuerlichen Szenen eines mutmaßlichen Terrorkomplotts „unter Führung iranischer Regierungselemente“, das die US-Justiz vereitelt haben will.

(Man beachte auch die Anführungszeichen!)

Bei der Verbindung von überaus schwerwiegenden Vorwürfen mit fadenscheinigen Beweisen handelt es sich um einen mittlerweile mehrfach wiederholten Ausdruck amerikanischer Überheblichkeit. Von der Öffentlichkeit wird ernsthaft erwartet, jede Behauptung aus offiziellen US-Kreisen, ohne zu hinterfragen, als „Wahrheit“ zu akzeptieren. Wer Zweifel äußert, wer nach intensiveren Nachforschungen verlangt, wird im Handumdrehen als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Ungeachtet der Möglichkeit, dass es sich auch in diesem Fall um eine Fabrikation handeln könnte, insbesondere die Intensität der Berichterstattung durch US-Medien schürt berechtigten Anlass zur Sorge. Gründe für das Anzetteln eines größeren Krieges stünden zum gegebenen Zeitpunkt jedenfalls mehrfach zur Verfügung: Ein Ablenken von der unlösbaren Wirtschaftskrise, eine Verzögerung des unausweichlichen Crashs durch kriegsbedingte Geldvermehrung, bis hin zur Zerstörung von Ländern, die bis jetzt wenig Bereitschaft zeigen, sich an die immer weiter fortschreitende Globalisierung anzupassen. Die ihre traditionelle Lebensweise keineswegs gegen den „American Way of Life“ eintauschen möchten.

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