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Tariq Aziz, Saddams „rechte Hand“

ammanDem anhaltenden Krieg im Irak, der aufgrund falscher Anschuldigungen begann und bisher mehr als einer Million Menschen das Leben kostete, wird, die Ausmaße bedenkend, überraschend wenig Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Saddam Hussein wurde hingerichtet. Und was passierte mit seinem Stellvertreter, dem praktizierenden Christen Tariq Aziz? Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, lebt in einem Gefängnis im Irak, und bereut seinen Entschluss, sich den Amerikanern zur Verfügung gestellt zu haben. In einem Interview erklärt der 74-Jährige, dass er es heute vorziehen würde, hätte er den Märtyrertod gewählt.

Während all der Jahre, als Saddam Hussein und Tariq Aziz, Außenminister und Vizepremier, von den internationalen Medien zu Feindbildern erklärt wurden, fand sich selten, wenn überhaupt, ein Hinweis darauf, dass Aziz dem christlichen Glauben angehört. Die damalige Regierung in Bagdad war nicht fundamental islamistisch, sondern weltlich. Vermutlich hätte dies, insbesondere nach den Ereignissen am 11. September 2001, das „abgerundete Bild“ gestört.

Vor dem Überfall durch amerikanische Truppen hatte Aziz erklärt, er würde lieber sterben als zum Kriegsgefangenen zu werden, in Guantanamo Bay zu enden. Und wie kam es, dass er trotzdem die amerikanische Gefangenschaft antrat? Tariq Aziz erklärte es in einem Interview mit der britischen Zeitung Guardian:

„Ich kontaktierte die Amerikaner durch einen Vermittler. Könnte ich heute die Zeit zurückdrehen, so wünschte ich, zum Märtyrer geworden zu sein. Doch der Krieg war da und Bagdad war besetzt. Ich bin meiner Familie gegenüber loyal und deswegen traf ich diese bedeutende Entscheidung. Ich teilte den Amerikanern mit, wenn sie meine Familie nach Amman bringen, dann können sie mich gefangen nehmen. In einem amerikanischen Flugzeug verließ meine Familie das Land. Und ich ging am Donnerstag (24. April 2003) ins Gefängnis.“

Viele Anschuldigungen wurden gegen die Regierung von Saddam Hussein erhoben. Keine einzige schloss Tariq Aziz persönlich ein. Trotzdem wurde er vorläufig in einem Anklagepunkt, wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit, für schuldig befunden und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Weitere Vorwürfe müssen noch verhandelt werden.

Tariq Aziz, der zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme mit einer westlichen Zeitung sprach, erklärte:

„Es sind nun sieben Jahre und vier Monate, dass ich im Gefängnis bin. Aber, habe ich ein Verbrechen gegen irgend einen Zivilisten, Militärangehörigen oder religiösen Menschen begangen? Die Antwort ist nein!“

Der Vorwurf, der zu diesem ersten, und vermutlich nicht letzten, Urteil geführt hatte, war, dass Aziz im Jahr 1992 ein Todesurteil gegen 42 Großhändler mitunterzeichnet hatte, denen Verstöße gegen die staatliche Preiskontrolle vorgeworfen wurden. Ohne die Härte des damaligen Gerichtsurteils rechtfertigen zu wollen, sei daran erinnert, dass nach dem Krieg 1991 extreme Handelssanktionen gegen den Iraq verhängt wurden, die zu dramatischen Knappheiten, insbesondere bei Lebensmitteln und Medikamenten, geführt hatten. Ungeachtet der Härte, entsprach das Todesurteil gegen die Händler der damaligen Gesetzeslage. Auch in China, einem der wichtigsten Handelspartner Amerikas, werden auch heute noch Todesurteile aus rein wirtschaftlichen Gründen verhängt.

Über die Vorfälle vom 11. September berichtet Aziz, dass diese sowohl Saddam Hussein als auch ihn selbst schockiert hätten. Aufgrund der harten Wirtschaftssanktionen, gab es damals keine Kommunikation mit den Amerikanern. Trotzdem wies Hussein Tariq Aziz an, einen Brief an den Generalstaatsanwalt Ramsey Clark zu richten, der die Anschläge verurteilte. Aziz führte diese Weisung auch aus.

Er erzählt weiter:

„Einiges wurde uns beiden, dem Präsidenten und mir, jedoch klar, als die Weltführer ihre Rhetorik gegen uns immer mehr verschärften. Sie würden in jedem Fall bei uns einmarschieren. Bush und Blair haben vorsätzlich gelogen. Beide waren pro-zionistisch eingestellt. Sie wollten den Irak Israels willen vernichten, und nicht der Vereinigten Staaten oder Großbritanniens willen.“

Über die Haftbedingungen klagte Aziz in diesem Gespräch keineswegs. Im Gegenteil. Es steht ihm ein Fernsehgerät und sogar ein klimatisiertes Arbeitszimmer zu Verfügung. Er lobt das Essen ebenso wie den einmal wöchentlich erlaubten Anruf seiner Familie.

Über Saddam Hussein und die damalige Regierung drückt er sich positiv, gleichzeitig aber auch kritisch, aus. Das Land sei aufgebaut wurden. Die Lebensqualität wurde zusehends verbessert. Nun ist der Irak restlos zerstört und noch immer sterben täglich Dutzende, wenn nicht Hunderte von Menschen. Häuser sind zerstört, es gibt Hunger und Krankheiten, es mangelt am Notwendigsten.

Trotzdem erwähnt er aber auch ohne Scheu, dass Fehler vorgefallen seien. Auch Saddam Hussein habe Fehler begangen. Er werde sich aber keinen Opportunismus vorwerfen lassen und in amerikanischer Gefangenschaft gegen seinen ehemaligen Freund sprechen. Sollte er eines Tages in Freiheit sein, dann wird er kritisch und ehrlich berichten.

Kann man erwarten, dass die Entscheidungsträger zulassen werden, dass Tariq Aziz eines Tages in Freiheit über die Hintergründe und Zusammenhänge berichten wird? Die Hoffnungen dafür würde ich nicht als sonderlich hoch einschätzen.

Was meint Aziz zu einem Truppenabzug? Der überzeuge Bush-Gegner hatte Hoffnungen in Obama gesetzt. Seine Meinung zur gegebenen Situation:

„Er kann uns in dieser Situation nicht zurücklassen. Er überlässt Irak den Wölfen. Wenn ein Fehler begangen wird, so muss dieser Fehler auch korrigiert werden, anstatt den Irak einfach seinem Tod zu überlassen!“

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