Freitag , 29 März 2024
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Totales Rauchverbot – Legalisierte Diskriminierung

zigaretteEs ist nicht einfach, einen Kommentar über das, heute in ganz Bayern in Kraft tretende, unbarmherzige Rauchverbot abzugeben. Am einfachsten wäre, so wie es die anderen tun, den endlich durchgesetzten Schutz der Nichtraucher zu begrüßen. Insbesondere, nachdem es sich schließlich um einen Volksentscheid handelt. Interessant, dass dieses ausnahmsweise einmal direkt befragt wurde. Darf man es heutzutage noch wagen, den Standpunkt jener zu vertreten, die seit Jahrzehnten gewohnt sind, Tabakprodukte zu genießen, was letztendlich zur Sucht wird? Diese Volksschädlinge, die ihrer Mitmenschen Gesundheit fahrlässig aufs Spiel setzen, sollte man doch eher als nationales Sicherheitsrisiko einstufen, nicht wahr? Gibt es aber vielleicht doch noch eine Möglichkeit, die Situation objektiv zu betrachten? 

Wie unzählige Diskussionen bewiesen haben, wird über dieses Thema wesentlich mehr polemisiert als sachlich argumentiert. Natürlich wird von Rauchern Rücksicht erwartet, doch das verlangte der „gute Ton“ immer schon. Natürlich sollten junge Menschen damit erst gar nicht beginnen. Natürlich wird der Genuss eines guten Abendessens reduziert, wenn Zigarettenqualm in der Luft hängt.

Doch, rauchenden Gästen, von Gesetz her, den Zutritt zu allen Gaststätten, Kneipen, Bars und Nachtklubs, kategorisch zu verwehren, ist eine absolut übertriebene Maßnahme, unter der Millionen von Menschen leiden, und zwar wesentlich mehr als der, dem der ausgeatmete Rauch hin und wieder lästig wird. In so vielen Fällen muss die Mehrheit auf Minderheiten Rücksicht nehmen, die in ihrer Zahl wesentlich kleiner sind als die der Raucher.

Ja aber, erschallt es sofort in meinem Gedächtnis, wie ich fanatische Verfechter von Rauchverboten immer wieder sagen höre, ja aber, es geht ja um meine Gesundheit.

Ob die Gesundheit wirklich durch ausgeatmeten Rauch so sehr gefährdet wird, will ich gar nicht näher hinterfragen. Auch wenn es nur lästig ist, mit einem Kollegen einen Schreibtisch zu teilen, der jeden Tag eine Schachtel Zigaretten verpafft, in Situationen, in denen der Nichtraucher dem Rauch nicht ausweichen kann, mögen Verbote, wenn es schon an Rücksichtnahme mangelt, Sinn ergeben.

Doch halten wir uns die Situation eines landesweiten totalen Rauchverbotes in Gaststätten vor Augen. Nehmen wir eine Kneipe, deren Stammkunden seit Jahrzehnten am Tresen sitzen, Bier trinken und dazu Zigaretten rauchen. Nehmen wir den Besitzer, dessen Umsatz von genau diesen Gästen getragen wird. Plötzlich wird ihm, dem privaten Unternehmer, von der allmächtigen Obrigkeit verboten, diese seine Gäste, die ihm seit Jahrzehnten sein Leben finanzierten, weiter zu bewirten. Den Besuchern wird ihr kleines Vergnügen, sich Abends mit Freunden dort zu treffen, vermiest. Und vom Besitzer wird vermutlich verlangt, Unternehmergeist zu zeigen und seinen Laden zu einer Imbissstube umzugestalten. Oder einfach die Pleite abzuwarten. Im Notfall darf er ja Hartz IV beantragen.

Das Volk hat entschieden, schreiben die meisten Zeitungen. Das Volk will es so. Weil ausnahmsweise einmal ein Referendum durchgeführt wurde. Hätte das Volk Christian Wulff zum Präsidenten gewählt? Das Volk würde so vieles tun, wenn man es nur entscheiden ließe. Doch, auch wenn sich 61 Prozent für das totale Rauchverbot ausgesprochen haben, wer fragt nach den 39 Prozent, die dagegen waren? Was ist denn wirklich das große Problem, wenn es in einer Stadt wie München ein paar hundert Lokale gibt, in denen sich jene Gäste treffen, die zu rauchen gewohnt sind, während es genügend andere für die gesundheitsbewusste Mehrheit gibt? In einigen Ländern, zu denen unter anderem Spanien gehört, wird die Entscheidung letztendlich dem Betreiber des Geschäftes überlassen. Wo geraucht wird, prangt am Eingang ein Warnschild. Warum genügt das nicht?

Weil zu wenige Besitzer dem Aufruf folgten? Wird in unserer modernen Gesellschaft der Begriff des „freien Unternehmertums“ nicht ständig hoch gehalten? Wenn der Wirt und alle seine Gäste es vorziehen, dass in diesem Lokal weiter geraucht wird, was geht dies den Gesetzgeber an? Einfach, weil einmal eine schwangere Frau, eine Mutter mit Kind, ein Gesundheitsfanatiker, gerade in dieser Kneipe gerne absteigen würde?

Ich gehöre jener Gruppe von Menschen an, die zu rauchen gewohnt sind. Ich lebe in der kanadischen Stadt Montreal und aus familiären Gründen wird es mir auf einige weitere Jahre nicht möglich sein, von hier wieder weg zu ziehen. Seit vier Jahren herrscht in dieser Stadt ein totales Rauchverbot. Die Bevölkerung hat es hingenommen, wie so vieles. Die Zahl der Pubs und Bars die verschwunden sind, wird nicht an die große Glocke gehängt, doch sie ist beachtlich. Viele überleben gerade noch, doch die Umsätze haben drastisch abgenommen. Und die Lebensqualität für den Raucher, nach der so selten gefragt wird?

Nun, natürlich kann der Mensch auch leben, ohne ein Pub zu besuchen. Im Sommer, wenn die Gärten geöffnet sind, wird auch alles wieder relativ normal. Manche Lokale haben sogar eine Bar im Freien aufgebaut, um ihren rauchenden Gästen die Möglichkeit zu bieten, wie gewohnt am Tresen zu sitzen. Doch wenn das Wetter nicht mitspielt, dann ist dieses kleine Vergnügen, seine Freunde zu treffen, ein paar Ideen auszutauschen, ein paar Gläser Bier zu trinken, einfach abgeschafft. Der Winter, der hier ohnehin lange genug dauert, wirkt somit noch um einiges länger.

Nichtraucher im täglichen Leben zu schützen, ist eine Sache. Rauchenden Bürgern kategorisch die Möglichkeit zu nehmen, sich in einer Kneipe aufzuhalten, hat aber nichts mehr mit dem Schutz von Nichtrauchern zu tun. Selbst die Option, das Lokal als Club zu deklarieren, in dem sich nur Mitglieder aufhalten, ist in Montreal ebenso gesetzlich untersagt wie in Bayern.

Eine Gruppe, die sich internationaler Verbindungen erfreut, hat sich zum Ziel gesetzt, Rauchern das Leben zu verleiden. Sie umzuerziehen. Und das ganze Paket ist in rosa Papier verpackt, auf dem in großen Lettern das Wort „Gesundheit“ geschrieben steht. Was lässt sich dagegen sagen? Wer will schon als Volksschädling gelten, der Kinder anderer Menschen systematisch mit ausgeatmetem Nikotin zu vergiften versucht?

Die Gerichte zu bemühen, ist vermutlich sinnlos. Diese folgen grundsätzlich dem Zeitgeist. Über das Problem zu diskutieren, ergibt auch wenig Sinn. Immer wieder wird sich jemand finden, der glaubt, ein Raucher am Nebentisch könnte seine Lebensspanne verkürzen. Die Menschen daran zu erinnern, dass es eigentlich absurd ist, dass es kein Gesetz gegen öffentliches Furzen gibt, während Zigarettenrauch zur Plage erklärt wurde, führt bestenfalls zu einem Lächeln. Trotzdem, Raucher, vor allem jedoch die Besitzer von Lokalen, deren Existenz in Bayern ab heute drastisch gefährdet ist, sollten weiterhin versuchen, an die Vernunft zu appellieren. Auch Raucher sind Menschen. Und eigentlich sollte es ihr gutes Recht sein, sich gegen die globale Umerziehung zu wehren. Die Zeiten, in denen jeder das gleiche zu tun und zu denken hatte, glaubten wir, lägen in der dunklen Vergangenheit.

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