Freitag , 19 April 2024
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Modernes Heldentum: Mit Magie und Mythen in ein neues Bildungs- und Wirtschaftssystem?

compass city peopleBei der Vorbereitung auf ein ganzheitliches Leben spielt Erziehung ohne Zweifel eine wichtige Rolle. Erziehung ist eine tief geistige Angelegenheit denn sie formt zu einem großen Maß das Bild, welches wir oft ein Leben lang mit unserer Rolle als Mensch unter Menschen verbinden. Dass unsere Gesellschaft nun bereit ist, sich ihrem Schatten zu stellen, erkennen wir wohlmöglich an neuen Ansätzen und Zugängen in der Erziehung, außerhalb gewohnter Bahnen. So etwa erleben wir in Wirtschaftsseminaren den Rückgriff auf Mythen, Märchen, Heldensagen und archetypische Symbole sowie auf darstellerische Mittel aus dem Umfeld der Kunst. Welches Potential bergen diese Zugänge, welche Gefahren bestehen, wenn man Archetypen aus ihrem Kontext herauslöst und in andere Bereiche, wie etwa den der Wirtschaft, überträgt?

Kann der moderne Manager ein Magier, ein Held sein? Ein Held ist er, wenn er dem geltenden Verständnis zufolge bei sinkenden Renditen, bei härterem Wettbewerb, Wachstum erzeugt, Konkurrenten aus dem Markt drängt usw. Als Held der Wirtschaft leistet er unter schwierigen Bedingungen etwas, was nur einer kleinen Elite möglich ist, die Marktführerschaft, eine Monopolstellung, die Einführung eines konkurrenzlosen Produktes. In dieser Richtung werden Jahr für Jahr Business Awards vergeben, für die Besten der Besten. Soll diese Heldenverehrung betrieben werden?

Wer definiert wer ein Magier oder ein Held ist? Wird man zum Helden nicht oft erst im Nachhinein, durch die Umdeutung einer heroischen Tat der nachfolgenden Generation? Der Held zeigt sich in zweierlei: In seinem Mut, wo andere zurückschrecken und in der Bereitschaft zum Opfer. Der Held ordnet sein Leben einer Sache unter, die ihm größer und wichtiger erscheint als seine eigenen Interessen, notfalls sein eigenes Leben.

Kann es eine Gebrauchsanleitung, eine Dramaturgie zum Helden geben? Ist das nicht ein Widerspruch in sich, da sich ein Held aus einem historisch einmaligen Kontext, aus einer spontanen Situation ergibt. Der Held darf keine Gedanken daran verschwenden, ob er in den Augen anderer ein Held ist oder nicht, sonst hat er schon verloren. Ihn darf der Heldenstatus, die Erwartung von Ruhm und Ehre durch andere nicht kümmern. Er muss der Stimme seines Herzens, seines Gewissens folgen, auch wenn ihn dies einsam macht. Ist der wahre Held nicht oft derjenige, der im Verborgenen arbeitet, den niemand sieht oder schätzt?

Was bedeutet es also, den Heldenmythos als Prinzip in die Wirtschaft einzuführen? Soll etwas von dem Heldenhaften auf die Personen, die in der Wirtschaft Verantwortung übernehmen, übertragen werden. Kann ein solcher Transfer gelingen? Ist die Gefahr nicht groß, dass eine Art Massenhypnose betrieben wird, wo man sich gegenseitig aufputscht, wie dies in vielen Seminaren heutzutage immer noch der Fall ist? Wo verlaufen die Grenzen zur Imageverbesserung für eine geschundene Zunft?

Auch der Einsatz der Kunst in einem solchen Rahmen gebietet zur Vorsicht. Das Künstlerische darf nicht als Animation, als Entertainment missbraucht werden. Kunst braucht einen zweckfreien Rahmen, wenn sie denn Kunst sein und bleiben soll. Wie lässt sich das mit der Absicht, Innovationen zu fördern, vereinbaren? Wird nicht damit allzu leicht oft ein Nutzen unterstellt, eine Art Erfolgsversprechen mit allen Methoden auf dem Markt der Möglichkeiten mitgeliefert?

Andererseits: Kann ein gesteigertes Bewusstsein für die Wirkungsweisen von Mythen und Symbolen nun nicht tatsächlich zu einem Ausgangspunkt für die notwendige Reform unserer Kultur werden? Ein solcher Ansatz könnte von folgender Hypothese ausgehen: Wenn drei Begriffe und ihre Symbolkraft zusammen kommen, wird ein Energiefeld zugänglich, welches uns den Weg zu einer solchen Reform beschreiten lässt: Geistigkeit, Heldentat und Schönheit. Heldenmythen – und die darin beschriebenen Heldenreisen – gilt es in ihrer Beziehung zu Geistigkeit und Schönheit zu entschlüsseln und in ihrer strukturellen Wirkungskraft in die Bildungs- und Wirtschaftsinstitutionen zu integrieren.

Wofür steht der Begriff des Helden eigentlich? Er steht für einen Menschen, der ideenreich und kreativ ist. Gleichzeitig gilt ein solcher Held als geistig ausgerichtet, wenn er ihn umgebende Ressourcen weise einschätzen kann und fähig ist, situationsadäquat neue Lösungen im Sinne des Allgemeinwohls zu entwickeln. Er bleibt dabei stets offen für neue und ergänzende Wege, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Vor allem kann er seine Fähigkeiten realistisch einschätzen, da er fähig ist, in Demut den größeren Rahmen der menschlichen Entwicklung zu betrachten. Eine solche Betrachtungsweise verbindet ihn mit authentischer Geistigkeit und lehrt Schönheit als das zu sehen, was sie ist: Als ein Symbol für die integrative Kraft, die in allen Dingen nur darauf wartet, entdeckt und angerufen zu werden. Eine Heldin oder ein Held ist fähig diese Kraft anzurufen in dem Maße, wie er oder sie diese Schönheit wahrnehmen kann. In der Schönheit liegt das Geheimnis der Polarität des Bewusstseins verborgen. Wem sich dieses Geheimnis beginnt zu offenbaren, weil die eigenen Schwächen erkannt wurden – die so in Stärken umgewandelt werden können – der täuscht nicht länger Sicherheit vor, wo eigentlich Gefahr lauert. Bei heldenhaften Menschen wird Unsicherheit nicht als Schwäche aufgefasst, sondern als eine Voraussetzung für das Erkennen und Integrieren von Widersprüchen und das Auffinden von Alternativen. Und hier kommen wir zum Integrieren des Schattens, einen Vorgang, der unsere Gesellschaft zur tieferen Heilung führen kann, denn bei einer liebevollen gegenseitigen Wertschätzung können wir nun beginnen unseren Mitmenschen den Raum zuzugestehen, den sie benötigen, um in ihr jeweiliges Potential als Helden einzutreten. Statt dass wir alle weiter Zielen hinterher rennen, welche uns ein System auferlegt hat, das uns zu Helden in seinem Sinne (dem der Kommerzialisierung) machen wollte, sehen wir uns jetzt gemeinsam an, welche Seiten in uns es denn waren, die es ermöglichten, dass wir uns überhaupt von Außen solchen ungeistigen, unschönen Zielen kollektiv hingeben konnten, die da hießen: Selbstüberheblichkeit, Absonderung, Übervorteilung. Ein solches Betrachten des Schattens ist zwar schmerzhaft, bringt aber gleichzeitig ein geläutertes Bewusstsein hervor, welches eben Kennzeichen eines jeden wahren Helden ist, denn nur ein solches Bewusstsein kann Schönheit wahrnehmen und so geistig-unselbstsüchtig inspiriert sein.

Der weitere Weg des Helden ist geprägt von dem Satz: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss“ (Faust II). Der Schlüssel zu dieser täglichen Eroberung liegt im Beobachten, ohne zu bewerten. Der meditierende Narr auf Boschs „Narrenschiff“ (1510) ist bekannterweise umgeben von völlerischen Mönchen, Nonnen und ihren Dienern und Dienersdienern. Seit dem Beginn der Neuzeit – zwischen 1500 und 1620 – kam es, wie dieses berühmte Gemälde und der Grundstein der Literatur der europäischen Moderne, „Don Quijote“ (1605), zeigt, zu einer Umfunktionierung des Narrensymbols. Der positive Held ist seitdem das Individuum, welches alle zum Narren hält. Ein Sonderling in Idol- Funktion wie Till Eulenspiegel (1503). „Das Narrenschiff“ (1494) von Sebastian Brant war das erfolgreichste deutschsprachige Buch vor der Reformation, eine Moralsatire, die eine breite Typologie von über 100 Narren auf einem Schiff mit Kurs gen Narragonien fahren lässt, und so vor allem die Verfehlungen der römisch-katholischen Kirche anprangert. Dieses Werk wurde seinerzeit in viele andere Sprachen übersetzt und gilt wohlmöglich als erster europäischer Bestseller.

Dieses damals entstandene verzerrte Heldenbild gilt es nun durch neue Ansätze und Zugänge zu überwinden, denn dieses alte Heldenbild führte auch zu einer Mentalität des jeder ist sich selbst am nächsten. Während der Periode der Neuzeit bis jetzt war der Held als Narr (Trickster) ein Symbol für uns, welches uns half unsere Individualität mehr und mehr zu verfeinern und zu entwickeln, denn anhand einer solchen Figur konnten wir uns von überlebten Vorstellungen distanzieren und so überhaupt erst eigene Maßstäbe für das Sein erproben, fern ab von den Verordnungen eines einheitlichen ideologischen Diktats. Das Geheimnis der Kraft eines Symbols liegt in dieser Richtung verborgen: Es passt sich dem jeweiligen Niveau des Betrachters an. Es spiegelt den Betrachter in seinem Geisteszustand. In der Gedankenwelt, in die wir nun gesellschaftlich im Ganzen im Zuge der Ausbreitung der Informationsnetze treten, ist alles zwangsläufig symbolisch: Denn Gedanken auf einer bestimmten Symbolebene auszusenden – etwa einen Kommentar auf einem bestimmten Portal zu posten – bedeutet ihn mit bestimmten Vorstellungen zu verbinden. Das Gedankenungeziefer, welchem es zu entkommen gilt, diesem Lärm der Unterhaltungsgesellschaft, besteht aus all jenen unbewussten Gedanken, die einen davon abhalten das Unbegrenzte und so die Schönheit in jeder Sache wahrzunehmen. Wenn wir also fähig werden die Dinge in ihrem Symbolgehalt wahrzunehmen, löst sich die Macht die der Lärm und das Chaos über uns habe auf. Unbewusste Gedanken werden dann über das Erkennen von jeweils drei Symbolebenen beherrschbar, die – wollen wir bei dem obengenannten Begriff anschließen – Narr, Sonderling und Individuum heißen.

Die Kraft der Beobachtung ohne zu bewerten liegt verborgen in dem Wahrnehmen der Bewegung zwischen den Symbolebenen: An welchem Punkt wird ein Narr zum Sonderling und an welchem der Sonderling zum Individuum? Auf welche Art besitzen Narr, Sonderling und Individuum ihre je eigene Kraft und Schönheit? Pflichten und Fristen machen zum Beispiel je nachdem einen Menschen in verschiedenen Graden zum Opfer der Umstände. Aber ab einem gewissen Punkt auf seinem Heldenweg erreicht ein Mensch einen bestimmten Rhythmus in seiner Arbeit. Pflichten und Fristen werden dann zu seinem Kreuz, auf dem er sich seinen Mitmenschen aus unkonditionierter Liebe zu ihnen opfert. Dieses Opfer wird dann als Verschmelzen mit der höheren Schönheit des Seins erkannt, dessen Quelle als eine Geistige aufleuchtet. Aber dies ist dem Helden auf seinem Wege erst möglich, wenn er sich bereits dem Bereich des Individuums nähert. Ein Sonderling kämpft noch gegen Pflichten und Fristen. Der Narr weiß nichts von ihnen. Erst das Individuum zeichnet sich dadurch aus, dass es sich sozusagen innerhalb eines ihm ganz eigenen Arbeitsrhythmus eingeschwungen hat.

Viele Menschen um uns herum scheinen ganz besonders beschäftigt zu sein, beobachten wir genauer, ohne zu bewerten, wird es uns möglich zu erkennen, wie einige unter ihnen in ihrem ganz eigenen Arbeitsrhythmus angekommen sind und quasi in diesem ruhen. Selbstverständlich wird uns auf diesem Weg auch deutlich, dass die Flucht in die Arbeit keinen Rhythmus hervorbringt, sondern eher ein Kennzeichen des Sonderlings darstellt. Wohlgemerkt, diese Erkenntnis ist dann keine Bewertung eines Menschen und seiner Fähigkeiten, sondern ein losgelöstes symbolisches Erkennen seiner Stufe auf dem Heldenweg und ein Würdigen seiner Bemühungen.

Das vollentwickelte Individuum als Held unserer Gesellschaft ist nicht korrumpierbar, die Weisheit liebend und kooperationsbereit, da es seine Einheit mit der ganzen Menschheit bereits erkannt hat. Die Erfahrung des eigenen Arbeitsrhythmus hat diese Erkenntnis der Einheit geschenkt. Das Individuum ist ein Mensch, der seinen ihm ganz eigenen Arbeitsrhythmus gefunden hat. Ein Mensch, der nicht mehr Opfer von äußeren Umständen oder der Zeit ist, sondern beginnt, ein bewusster Schöpfer innerhalb der Zeit zu werden. Ein Mensch, der den Pfad zur Meisterschaft bewusst betreten hat und mit der geistigen Welt (Turmgesellschaft) zunehmend gezielt nun lernt zusammenzuarbeiten.

Ein solches Arbeiten mit und in der Zeit ist auch der Ursprung jeder wahren Gelassenheit. Hier bietet die Fantasiereihe „Harry Potter“ reichlich Stoff an aufschlussreichen Beispielen. Harry Potter bereitet sich nicht nervös auf seine nächste Prüfung vor, sondern liest voll Vertrauen in die weise Wirkungsmacht der Umstände, die ihn umgeben, ein Buch, welches ihm gerade gefällt und Freude schenkt. Und tatsächlich bringt ihm dann jemand, der sich mit Büchern besser auskennt als er, den Hinweis auf den richtigen Stoff an Ideen, mit dem er sich am effektivsten auf seine Prüfungen vorbereiten kann. Hier kommen die Motive des neuen individuellen Heldenbildes schön zusammen: Zusammenarbeit, Vertrauen, Gelassenheit.

Pippi Langstrumpf, ein freches neunjähriges Mädchen mit Sommersprossen, welches in den Kindheitserinnerungen einer ganzen Generation inzwischen herumgeistert, ist noch mehr Sonderling als Individuum in seiner Rolle als Heldin. Harry Potter geht da viel weiter und bereitet eine folgende Generation auf den Übergang vom Mythos des Sonderlings zu dem des Helden vor. So kann man auch Harry Potter mit desto mehr Freude und Erkenntnisgewinn bei den Abenteuern seines Heldenweges begleiten, je mehr einem die symbolische Bedeutung der verschiedenen Figuren, die ihn umgeben, deutlich wird. Steht nicht sein engster Freund Ron für das Stadium des Narren, seine engste Freundin Hermine für das Stadium des Sonderlings und Harry für jenes des individuellen Helden? Insofern würden alle drei zentralen Figuren der Romanserie drei symbolische Stadien ein und derselben Heldenfigur repräsentieren. Ron lässt sich all zu leicht oft in seiner Meinung von anderen Menschen beeinflussen, typisches Zeichen eines Narren. Hermine ist sehr fleißig und gebildet aber zuweilen unfreiwillig gefangen in ihrem Verstand, typisch für den Sonderling. Harry wiederum steht auf seine Art über allem, ein typisches Zeichen für das Individuum. Dadurch, dass nun Ron und Hermine mit Harry zusammenarbeiten, werden sie im gewissen Sinne aus ihren jeweiligen Rollenbeschränkungen herausgehoben, und wir als Leser mit ihnen: Dies die Quelle der mythischen Kraft jener Romanserie. Denn dieses Herausgehobenwerden ist die Basis der Leseridentifikation mit dem Helden. Auf dieser Stufe unseres Weges kann uns aber noch eine tiefere symbolische Wahrheit aufleuchten: Ron ist zwar auf eine Art symbolisch der Niedrigste der Drei, steht aber gleichzeitig – Aufhebung der Polaritäten – für das Höchste: Für den alle drei verbindenden Willen zum Guten. Hermine steht symbolisch für die Weisheit. Harry steht für die Inspiration und den Mut. Alle drei Helden stehen gemeinsam dafür, dass nur durch echte Zusammenarbeit, ohne Zwang und in Freude, das Böse in und um uns nun besiegt werden kann. Dass auch der Held auf ein heldenhaftes Umfeld angewiesen ist, zeigt sich in der Romanserie „Harry Potter“ anhand der Personen, die an sich Anti-Helden verkörpern wie etwa Neville Longbottom und Servus Snape. Diese Personen sind gerade in der Lage in der Stunde der Bewährung über sich selbst hinaus zu wachsen und so dem Helden beizustehen. Ohne diese notwendige Unterstützung einer Gruppe könnte auch der Held nicht erfolgreich sein.

Die Gefahren des Heldenmythos liegen in seiner Vereinnahmung, seiner Verzwecklichung. Dort wo das Beste, was ein Mensch zu geben hat und Äußerste, was er zu tun bereit ist, manipulativ ausgenutzt wird. Jan Philipp Reemtsma hat den Begriff des Helden mit den narzisstischen Bedürfnissen im Menschen in Verbindung gebracht. (Siehe dazu sein Essay: „Der Held, das Ich und das Wir“) Das heißt: Die Sehnsucht nach Bewunderung gebiert den Heldenmythos. Immer dort, wo jemand den Zugang zum Heldenstatus kontrolliert, wo Erwartungen suggeriert werden, ist das manipulierende Element im Spiel. In dieser Weise ist der Heldenmythos ein Mittel der Propaganda, der Medienbeeinflussung, sei es militärisch, politisch, wirtschaftlich oder sozialbezogen. Daher ist dort, wo über Helden gesprochen wird, äußerste Vorsicht geboten. Das Eis ist sehr dünn und zuweilen wäre es besser sich zurückzunehmen, statt sich in Superlativen, in der erheischten narzisstischen Bewunderung zu verlieren.

Ist nicht eben jener narzisstische Grundzug ein Kennzeichen des Schattens unserer westlichen Gesellschaften, die Krankheit, an der sie grundlegend leiden: die Neigung zur Trennung und die Selbstsucht? Der Schatten löst sich auf, indem kollektiv nun erkannt wird, dass es gegen den Menschen gerichtet ist, ihn auf seinen Materieaspekt zu reduzieren und Materie und Geist sowie Mensch und Natur voneinander zu trennen. Dass jede Form der Absonderung als Rasse, als Religion, als Ideologie oder Nation in Krieg und Terror enden. Dass es nicht nur narzisstisch und selbstgefällig, sondern zerstörerisch ist, wenn privilegierte Gruppen, Kreise oder Nationen mehr Geld, Waren und Ressourcen für sich beanspruchen als ihnen gerechterweise zusteht.

Und dass es auf den Menschen selbst zurückwirken muss, wenn die Wahrheit verfälscht, Ideale und tieferes Wissen instrumentalisiert und kommerzialisiert werden. Vielleicht ist es eine List der Vernunft, wenn nun über das Reaktivieren mythischen Wissens und archetypischer Symbole die narzisstische Grundstörung der Menschheit ans Licht kommt und auf diese Weise bearbeitet werden kann. Den Gedanken an das richtige Ziel wach zu halten, wäre somit ein wichtiger Beitrag aller derer, die sich magischer, heldenhafter Begriffe bedienen und sie auf Bereiche wie Bildung oder Wirtschaft zu übertragen versuchen.

Ein Held kann man immer nur für sich selbst sein, gemessen an den eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Im Heldenmythos ist das tiefe Wissen um ein hohes Ideal im Menschen, seine Bestimmung, verwahrt: Als vollbewusstes Individuum sich in den Dienst der Allgemeinheit, des Ganzen zu stellen, ohne Erwartung irgendeiner Gegenleistung. Dies im tiefen Vertrauen auf das Gute, was sich in der Tat zeigt. Der wahre Held gehört sich nicht mehr, er hat aufgehört, ein vom Ganzen getrenntes Leben zu führen. Daher stellt der wahre Held eine Stufe des Überganges in eine andere, höhere Dimension dar. Im Helden beginnt diese höhere Dimension zu wirken, sie macht seine Wirkung aus. Daher kann der wahre Held auch nur bescheiden und voller Demut sein. Denn Demut ist der Weg zu wahrer Größe. Diese Demut auf allen Ebenen wieder zu erlangen wäre das Heldenhafte unserer Zeit.

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Das von Thomas Weis und Thorsten Wiesmann verfasste Buch: „Dare to share/Wage zu teilen: Wie Teilen unser Weltbild verändert“, wird in Kürze erscheinen. Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Vorab-Auszug.

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