Vier Monate trennen uns noch von jenem Tag, an dem der 5125-Jahre-Zyklus des so intensiv behandelten Maya-Kalenders zu Ende geht. Am 21. Dezember 2012. Viel wurde bis jetzt spekuliert, hinterfragt und in allen möglichen Richtungen interpretiert. Noch immer suchen viele Menschen nach Antworten auf die Frage, was passieren könnte. Auf konkrete Prophezeiungen zu hoffen, ist sinnlos, denn es gibt keine. Auch gibt es wenig Anlass zu fürchten, dass gerade an diesem Tag katastrophenartige Veränderungen einsetzen könnten. Trotzdem zeichnet sich unsere derzeitige Zivilisation, die über Jahrhunderte hinweg zu dem wurde, was sie heute ist, durch zuvor nie dagewesene Eigenheiten aus. Und gar mancher hofft auf dringend nötige Veränderungen.
Das antike Volk der Maya, das aus bisher keineswegs zweifelsfrei geklärten Gründen vor über tausend Jahren seine Hochkultur im Stich ließ, um sich wieder in die Wälder zurückzuziehen, hinterließ einen mysteriösen Kalender. Die „Lange Zählung“ beginnt nach unserer Zeitrechnung mit dem 11. August 3114 v. Chr. Am 21. Dezember 2012 geht sie zu Ende. Die naheliegendste Schlussfolgerung wäre, dass am folgenden Tag einer neuer Zyklus beginnt.
Dies erklärte auch Hunbatz Men, Mitglied des Ältestenrats der Maya, in einem Interview zu Beginn dieses Jahres. Insgesamt stehen 17 verschiedene Kalender zu Verfügung, die sich gegenseitig ergänzen. Jeder endende Zyklus wird durch einen neuen abgelöst. So auch die „Lange Zählung“. Auf einen möglichen Zusammenhang mit Sonnenaktivitäten verweist er. Genaues weiß aber auch er nicht – oder er unterlässt es, sich auf Spekulationen einzulassen. Er erklärt jedoch, dass die Maya jeden neuen Zyklus mit Gebeten beginnen, mit einer Bitte an die Schöpfungskraft, den neu beginnenden Zyklus besser zu gestalten als den vorangegangenen.
Selten wird bedacht, dass es sich bei der Gegenwart um eine Fortsetzung der Geschichte handelt. Der Blick in die Vergangenheit zeigt immer wieder den Übergang von einer Epoche in eine andere, aus der wiederum eine neue hervorgeht. Trotzdem verstehen wir die Gegenwart als etwas anderes. Erst jetzt, in dieser kurzen Zeitspanne, die vom Beobachter selbst erlebt wurde, ist ein Höhepunkt der Entwicklung erreicht worden. Alle einst mitgeschleppten Fehler wurden ausgemerzt. Jetzt verstehen wir die Zusammenhänge, jetzt verfügen wir über Wissen, jetzt sind wir der Perfektion so nahe wie nie zuvor.
Gewiss dürfen wir annehmen, dass die Menschheit der Vergangenheit einer ähnlichen Betrachtungsweise unterlag. Als in Ägypten mächtige Tempel und unzerstörbare Pyramiden errichtet wurden, als in Athen die Demokratie eingeführt wurde, als sich römische Edelmänner in beheizten Schwimmbecken verwöhnen ließen, als Jahrhundert um Jahrhundert ein Papst einem Kaiser die Krone aufs Haupt setzte. Wer hätte in jenen Tagen daran gedacht, dass es sich um nichts anderes als eine vorübergehende Epoche handelte?
Zivilisationen und Kulturen traten in den Lauf der Geschichte ein und verschwanden wieder. Regional voneinander abgegrenzt, teilweise doch überlappend oder einander beeinflussend. Bis in die jüngste Vergangenheit gab es allerdings niemals gesellschaftliche Bedingungen, die sich als weltumspannend bezeichnen lassen. Wobei wir wieder an dem Punkt angelangt wären, der uns so leicht glauben macht, alle Entwicklungen der Vergangenheit hätten lediglich dem einen Ziel gedient, uns dahin zu führen, wo wir heute sind.
Nehmen wir den Zyklus der „Langen Zählung“, der am 21. Dezember, also zur Wintersonnenwende, dieses Jahres zu Ende geht, und schenken wir dessen Beginn vor 5125 Jahren unsere Aufmerksamkeit. Lässt sich zu dieser Zeit eine Besonderheit erkennen?
Wäre der Übergang vom Ende des alten zum Beginn eines neuen Zyklus von weltumspannenden Ereignissen begleitet gewesen, so ließe sich annehmen, dass es diesbezüglich Aufzeichnungen geben müsste. Schließlich fällt der Beginn der Geschichtsschreibung in diese Zeit.
Laut Wikipedia finden sich die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen in Mesopotamien und sind mit ca. 2900 v. Chr. datiert. Kurze Zeit später, ca. 2700 v. Chr., folgte Ägypten. Einen indischen Text möchte ich hier aber besonders hervorheben, dessen Entstehung von manchen Experten mit dem Jahr 3067 v. Chr. angegeben wird. Die Epik von Mahabarata.
Über den Ursprung der gesamten vedischen Literatur gibt es keinerlei exakte Zeitangaben. Während westliche Historiker sich einig geben, dass die ältesten Schriften auf die Zeit zwischen 1200 und 900 v. Chr. zurückgehen, behaupten viele indische Gelehrte, sie seien vor mehr als 5000 Jahren entstanden. Einerseits fehlt es an einer Jahreszählung, andererseits sind nur wesentlich später entstandene Abschriften erhalten.
Die Epik von Mahabarata bietet jedoch einen Schlüssel, der von westlichen restlos, von modern eingestellten indischen Forschern teilweise ignoriert wird. Die Beschreibung von Himmelserscheinungen wie Sonnen- und Mondfinsternissen und bestimmten Sternenkonstellationen. Zwar nicht unumstritten, doch gibt es trotzdem bestechende Berechnungen, die auf das Jahr 3067 v. Chr. verweisen.
Behandeln wir diesen Punkt, den Beginn schriftlicher Aufzeichnungen, trotzdem mit entsprechender Vorsicht. Zu vage wäre die Vermutung, dass es sich dabei um ein Anzeichen für den Beginn eines neuen Zyklus handeln könnte. Immerhin zeigen sich regionale Unterschiede, die sich über mehrere Jahrhunderte erstrecken. Es gibt also absolut keinen Grund, damit zu spekulieren, dass ganz plötzlich eine Welle der Erkenntnis über die Menschheit hereingebrochen sei.
Allerdings, die so verbreitete Annahme, dass es sich bei der Entwicklung unserer Vorfahren um eine lineare Fortsetzung vom Höhlenbewohner zum Ackerbauern gehandelt hatte, der langsam den Übergang in jene Lebensweise fand, die wir heute als Zivilisation bezeichnen, entspricht nicht den Tatsachen.
Lassen wir Platos Geschichte vom untergegangenen Atlantis, von dem bis dato nicht die geringsten Spuren entdeckt wurden, beiseite. Einer der Forscher, der sich mit Zivilisationen befasst, die Jahrtausende älter sind als die der Sumerer und Ägypter, ist Graham Hancock. Er ist Autor mehrerer Bücher zu diesen Themen. Eine Dokumentation mit Titel „Quest For The Lost Civilisation“ („Suche nach der verlorenen Zivilisation“, 2,5 Stunden, deutsche Bearbeitung bei Youtube) ist durchaus sehenswert. Sie bietet zweifellos überraschende Fakten, überzeugende Schlussfolgerungen und eine ganze Menge von Denkanstößen.
Gar nicht so weit entfernt, in Südostanatolien, leitet der deutsche Archäologe Klaus Schmidt ein Ausgrabungsprojekt, das sonderbarerweise über nur geringe Bekanntheit verfügt: Göbekli Tepe, zu Deutsch: Nabelberg. Das Alter der Tempelanlage wird mit rund 11.000 Jahren angegeben. Nicht nur die Größe der Steinquader ist beeindruckend, sondern insbesondere die eingemeißelten Motive. Jede Vermutung, dass die Welt zu dieser Zeit ausschließlich von steinzeitlichen Jägern besiedelt war, wird allein schon durch diesen Fund zweifelsfrei widerlegt.
Allerdings, zwischen diesen „verlorenen Zivilisationen“ und jenen, die während des vierten vorchristlichen Jahrtausends in Existenz kamen, scheint es keine erkennbare Verbindung zu geben. Nicht nur, dass unser allgemeines Bild von Entwicklung und Fortschritt einiger drastischer Korrekturen bedarf, in gewissem Sinne findet der Maya-Gedanke zyklischer Veränderungen mehrere Bestätigungen. Zwar weist absolut nichts daraufhin, dass in oder um das Jahr 3114 v. Chr. etwas Besonderes geschehen sein könnte, doch die Wiege der jetzt bekannten Zivilisationen liegt doch, über Jahrhunderte ausgedehnt, im ausklingenden vierten vorchristlichen Jahrtausend.
Langsam tauchten neue Entwicklungen auf, verschwanden wieder, kamen von neuem, leicht verändert – die Geschichte der letzten 5000 Jahre ist in ihrer Gesamtheit so umfassend, dass Historiker sie in Hunderte Teilbereiche untergliedern. Eine gewisse Beschleunigung der Ereignisse trat durch die Erfindung der Dampfmaschine auf. Die eigentliche Revolution setzte jedoch mit Verbrennungsmotor und elektrischen Strom ein.
Wie kurz ist dieser letzte Abschnitt der Geschichte. Mein eigener Großvater, der verstarb, als ich 12 Jahre alt war, erlebte all diese Veränderung noch selbst mit. Als er 1878 geboren wurde, gab es noch lange kein elektrisches Licht. Dann folgten Autos, ein Weltkrieg, noch ein Weltkrieg, Atomkraft, und selbst die erste Mondlandung erlebte er noch live im Fernsehen mit. Und was hat sich seit dem Jahr 1969 nicht alles verändert.
Fassen wir die vielen Annehmlichkeiten ins Auge, die uns heute zur Verfügung stehen, so ist es völlig verständlich, dass kaum jemand darauf verzichten möchte. Von der reichen Auswahl an Nahrungsmitteln, frisches Obst und Gemüse zu jeder beliebigen Jahreszeit, rasche Fortbewegungsmittel bis hin zum spottbilligen Flug nach London oder Paris. Fast uneingeschränkten Zugang zu Information, Telekommunikation, Unterhaltung – ich brauche nicht weiter aufzuzählen. Jeder ist damit vertraut. Wer könnte sich vorstellen, auch nur auf einen Teil davon jemals wieder zu verzichten? Und da kommen diese Schwarzmaler daher, die uns vom Weltuntergang erzählen. Gerade jetzt, wo das Leben endlich lebenswert geworden ist.
Es gibt aber auch Menschen, die den vielen Veränderungen, die immer rasanter um sich greifen, bis in die verstecktesten Winkel der Erde, mit Sorge und Skepsis gegenüberstehen. Nehmen wir einen Punkt heraus, etwa die Weltbevölkerung von mittlerweile mehr als sieben Milliarden, finden sich genügend Argumente dafür, dass die Erde doch locker Platz für 15 oder gar 20 Milliarden bietet. Um die Luftverschmutzung einzudämmen, lassen sich ja bessere Filter einbauen. Nahrung und Wasser, Erdöl und andere Rohstoffe, all dies ist doch immer noch in Überfluss vorhanden. Immer nur weiter so. Es hat doch bis jetzt auch alles geklappt.
Ungeachtet, ob wir steinzeitliche Jäger als die ersten wirklich denkenden Menschen betrachten, jene „Künstler“, die vor 50.000 Jahren die Höhlenwände bemalten, die Erbauer der Tempelanlage am Nabelberg oder die Zeitgenossen von Pythagoras, die letzten 100 Jahre sind ein winziger Abschnitt in der Geschichte. Doch wie hat sich des Menschen Leben in dieser kurzen Zeitspanne verändert? Wie hat sich der Mensch selbst verändert?
Dicht gedrängt leben wir in Städten. Aber nicht mit-, sondern nebeneinander. Nichts außer Luft beziehen wir direkt von der Natur. Wir hängen von der Wasser- ebenso wie von der Stromversorgung ab. Täglich werden viele Millionen Liter von Treibstoff verbrannt, um von weit her frische Nahrungsmittel in die Läden zu liefern. Doch auch das Erdöl, der unverzichtbare Energiespender, kommt aus fernen Teilen der Welt. Und ob wir wollen oder nicht, wir müssen den geforderten Preis dafür entrichten, selbst wenn sich dieser noch einmal verdoppeln sollte.
Nicht nur durch Verbrennungsrückstände wird die Umwelt belastet. Es gibt fast keinen Bereich, in dem nicht Chemie zur Verwendung gelangt. An die 100 chemische Stoffe finden sich im Blut jedes Menschen. Unsere Kinder werden damit groß und niemand weiß, wie sich dies im Laufe des Lebens auf den Organismus auswirkt.
Während Wissenschaftler Grenzwerte für gerade noch zumutbare Belastungen errechnen, wissen wir am Ende doch alle, dass diese den Forderungen der Konzerne genüge tun. Denn alles in unserem modernen Leben wird vom Geschäft, vom Wirtschaftswachstum, von der Arbeitsplatzschaffung und von den Märkten bestimmt.
In den großen Nahrungsmittelanbaugebieten, insbesondere in den USA, wird das Wasser immer knapper, denn der intensive Anbau erlaubt keineswegs, auf den nächsten Regen zu warten. Für extreme Trockenperioden, wie gerade jetzt, reichen die Grundwasserreserven schon lange nicht mehr aus. Und während in manchen Teilen der Welt die täglich benötigte Reismenge für die Ärmsten schon unerschwinglich geworden ist, wird Mais zu Biotreibstoff umgewandelt, weil dies mehr Profit verspricht.
Es ließen sich gewiss noch viele andere Missstände in dieser Richtung aufzählen, doch zeigen nicht die angeführten Beispiele bereits auf, was der moderne Mensch aus dieser Welt, aus „Mutter Erde“, während der vergangenen 100 Jahre gemacht hat? Ist irgendein Anzeichen von Umdenken in Sicht?
Wir erinnern uns an zwei schreckliche Weltkriege. Und dann wurde in Korea gekämpft und danach in Vietnam. Während des Kalten Krieges wurden immer raffiniertere Tötungsmaschinen entwickelt und seit dem Zerfall der Sowjetunion noch viel tödlichere.
Terroristen, wer immer deren Auftraggeber sein mögen, wurden zur ständig lauernden Gefahr. Gegen Afghanistan wurde ein Krieg begonnen, der nun schon seit mehr als zehn Jahren währt. Der Irak wurde überfallen und Libyen wurde zerbombt. Staatschefs wie Mubarak scheffelten Milliarden und wurden gestürzt. Nicht Friede und allgemeiner Wohlstand folgten, sondern noch mehr Spannungen und Extremismus.
Unter dem Einfluss internationaler Kreise – ungeachtet, wer nun wen unterstützt – werden in Syrien täglich Menschen getötet. Ein Krieg gegen den Iran könnte jederzeit vom Zaun brechen. Gar nicht auszudenken, was dies alles mit sich bringen mag.
Und wie sieht das Leben in unserem eigenen Umfeld aus? Schon lange gilt die Familie nicht mehr als Keimzelle des Staates. Immer mehr Mütter versorgen ihre Kinder ohne Väter. Doch selbst wenn die Eltern sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern, woher kommt der größte Einfluss auf den Nachwuchs? Ist es das vorgelebte Beispiel oder sind es Filme? Sind es die verschiedenen Computerspiele, über deren Qualität ich wohl nicht näher erzählen muss?
Dem Klerus vergangener Tage wird, wenn auch nicht unberechtigt, die Manipulation und Unterdrückung der Massen vorgeworfen. Doch wozu dient die Befreiung aus der religiösen Einengung? Hilft plastisch dargestellt Gewalt in Computerspielen jungen Menschen, das Leben besser zu verstehen? Fördert sie die Formung einer harmonischen Gesellschaft oder dient dieser Unsinn doch eher den Umsätzen (und wer weiß welchen Plänen noch)?
Dass die Menschen all dies ja selbst wollen, ist nichts anderes als eine fadenscheinige Rechtfertigung für die Beibeibehaltung gewinnbringender Unsitten. Doch sind wir nicht bereits an einem Punkt angelangt, an dem eine Umkehr so gut wie ausgeschlossen ist? Auf der Menschen Einsicht zu hoffen, wird mit Sicherheit niemals zu einem Resultat führen. Und sollte eine Staatsführung tatsächlich massive Veränderungen vorschlagen, wird sich nicht nur die mächtige Industrie, von den „freien“ Medien unterstützt, dagegen auflehnen, sondern letztendlich auch die Mehrheit der Bevölkerung. Denn diktatorische Maßnahmen werden ja schließlich sogar völlig berechtigt abgelehnt. Wie soll es also weitergehen?
Sollte die alte Maya-Tradition, der Glaube an sich immer wieder erneuernde Zyklen, aus irgendeinem uns nicht bekannten kosmischen Anlass der Wahrheit entsprechen, so handelt es sich dabei zweifellos um eine zielführende Einrichtung der Natur. Der einzelne Mensch mag mit Vernunft begabt sein. Doch ob er sie tatsächlich einsetzt, insbesondere als Teil der Masse, lässt sich durchaus bezweifeln.
Ich könnte ein paar Graphiken suchen, aufzeigen, wie jede Kurve während der vergangenen Jahrzehnte plötzlich steil nach oben zeigt. Die Weltbevölkerung, die Umweltverschmutzung, der Energieverbrauch, der Raubbau an der Natur, die Staatsschulden. Alles, absolut alles steuert auf ein Extrem, auf seine Grenzen zu.
Vom Blickwinkel der Erde, von den nordamerikanischen Ureinwohner als Mutter verehrt, wurde der Mensch zu einer untragbaren Belastung. Er hat die Flüsse und Seen vergiftet, die Meere leergefischt, die Artenvielfalt reduziert, die Luft verpestet, die Radioaktivität erhöht. Diese Spezies, deren Intelligenz dem Rest der Erdenbewohner um ein Vielfaches überlegen ist, hat eine Harmonie, die im Laufe vieler Jahrmillionen entstanden ist, in wenigen Jahrzehnten aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch während diese Intelligenz dazu ausreicht, Raumschiffe und Roboter auf andere Planeten zu senden, ist er offensichtlich nicht fähig zu erkennen, dass er sich selbst jeder Lebensqualität beraubt.
Wäre es in diesem Sinne nicht wünschenswert, die Karten für einen neuen Anfang neu zu mischen? Würde es nicht sowohl Mutter Erde als auch dem Menschen selbst letztendlich zugutekommen, diese Art von Zivilisation durch eine oder mehrere Katastrophen zu einem Ende zu bringen?
Gewiss, für die Betroffenen selbst mögen solche Aussichten vielleicht nicht gerade erfreulich erscheinen. Doch wie sieht es mit dem Gedanken aus, zukünftigen Generationen einen Neubeginn zu gönnen? An Kinder zu denken, die ohne Sorgen auf Wiesen spielen? Die mitansehen, wie unsere Nahrung auf den Feldern wächst. Die wieder Wasser aus den reingewaschenen Flüssen trinken können. Die im Kreis ihrer Familien heranwachsen, anstatt in staatlichen Erziehungsstätten. Für deren Eltern die Suche nach einem Sinn im Dasein und das Übermitteln moralischer Werte von größerer Bedeutung ist als die Hoffnung auf eine Gehaltserhöhung. Wäre eine solche Zukunft für kommende Generationen nicht wünschenswert, insbesondere wenn wir betrachten, was aus dieser Welt mittlerweile geworden ist?
Diese Zivilisation, in der wir leben, wird nicht am 21. Dezember 2012 zu einem Ende kommen. Aber, wenn wir die geschichtliche Entwicklung, soweit wir sie kennen, mit den vergangenen 100 Jahren in Vergleich setzen, würden wir uns wirklich wünschen, dass es in dieser Richtung noch lange weitergeht? Wenn wir die Möglichkeit einschließen, dass hinter der Schöpfung ein intelligenter Plan steckt, dann wäre es nicht nur sinnvoll, sondern unumgänglich, solche Auswüchse, wie sie in jüngster Zeit entstanden sind, auf irgendeine Weise zu einem Ende zu bringen.
Wer will, kann dies auch ruhig mit dem Begriff „Zorn Gottes“ umschreiben. Von den Auswirkungen des Zorns darf er sich selbst natürlich nicht ausschließen, denn wenn dieser Gott allmächtig und allwissend ist, so wie er von Theologen gerne beschrieben wird, dann lastet die Verantwortung für die Zerstörung des Gleichgewichts nicht auf den Schultern der unvollkommenen Kreaturen, sondern auf dem, der diese Kreaturen mit all ihren Schwächen erschaffen hat.
Menschen in Angst zu versetzen ist seit jeher ein Instrument der Machtausübung. Denn wer verängstigt ist, sehnt sich nach einer starken Führung. Der in vier Monaten endende Maya-Kalender, genannt „Lange Zählung“, wurde somit vielleicht nicht ganz ohne Grund populär gemacht. Ganz abgesehen von den Umsätzen an den Kinokassen, als dem Publikum ein mögliches – doch kaum wahrscheinliches – Katastrophenszenario nähergebracht wurde.
Betrachten wir die Möglichkeit einer zyklenbedingten Erneuerung, die irgendwann während der kommenden Jahre ihren Anfang nehmen könnte, so mag es sich dabei um einen dringend notwendigen Denkanstoß handeln. Eine Motivation dafür, zu hinterfragen, ob diese Zivilisation, bei der es sich im rein materiellen Sinne zweifellos um die fortschrittlichste aller Zeiten handelt, für den Menschen wirklich die idealen Daseinsvoraussetzungen bietet.
Und aus solchen Überlegungen heraus sollte Hoffnung entstehen. Darauf, dass die Natur immer wieder dafür sorgt, dass fehlerhafte Entwicklungen zu einem Ende kommen. Es wäre nicht die erste Zivilisation, die vom Angesicht der Erde wieder verschwindet. Und sie wird kaum die letzte sein.
Auf welche Art und Weise Mutter Erde ihre verwirrten Kinder wieder zur Vernunft bringen könnte, darüber spekulieren die Schamanen unter den nord- und mittelamerikanischen Ureinwohnern seit langem. Sie erkennen die Zeichen, wie Stürme, Erdbeben und Überschwemmungen. Wir gehen heute davon aus, dass es klimatische Veränderungen waren, die den Menschen zur raschen Entwicklung seiner Intelligenz zwangen. Und auf ähnliche Weise könnte vielleicht auch die längst überfällige Korrektur von der Natur selbst erzwungen werden.
Sind solche Überlegungen letztendlich nicht doch ein Grund dafür, der Zukunft angstvoll entgegenzusehen? Für diejenigen unter uns, die erkannt haben, wer wir wirklich sind, nämlich geistige Wesen, die sich eines physischen Körpers bedienen, gibt es wenig Anlass zur Sorge. Im Gegenteil: mitanzusehen, wie eine neue Generation unter Voraussetzungen aufwächst, die keineswegs mehr als menschlich zu bezeichnen sind, dabei handelt es sich um die wahre Tragödie.