Freitag , 19 April 2024
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Realsatire um Pro-Guttenberg-Demo Video bei YouTube

guttenberg_demo_screenshotNachdem in Ungarn die Pressefreiheit abgeschafft wurde, steht Deutschland nun auch unmittelbar vor diesem Schritt. Und das auf Grund des Bestrebens einer einzelnen Person. Was ist geschehen? Das Medienstudio „UtopieTV“ veröffentlichte auf seinem Youtube-Kanal eine Dokumentation der Pro Guttenberg Demonstration am 5. 3. in Hamburg.  Diese Dokumentation besteht aus mehreren Videoschnitten, die unkommentiert auf eine Länge von etwa 13 Minuten zusammengefügt wurden. Nach der Veröffentlichung dieses Dokumentarvideos auf Youtube erreichte utopieTV vom Youtube-Support eine Datenschutzbeschwerde einer Einzelperson in Bezug auf den Content und eine Frist von 48 Stunden die persönlichen Daten in dem gemeldeten Content zu entfernen oder zu bearbeiten. Zeitstempel 6:10.

Auf 6:10 des Videos sieht man einen jungen Mann mit einer „Ordner“-Armbinde, der inmitten einer Menschenansammlung stehend, durch ein Megaphon wiederholt die Worte: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Guttenberg klaut!“ in die Menge plärrt. Welche Datenschutzverletzung lag vor? UtopieTV gab die Verlautbarung: „zu unserem Video: Guttenberg Demo Hamburg 5.03.2011 (utopieTV-Doku-Video) erreichte utopieTV am 07.03.2011 eine E-Mail von einem mutmaßlichen Teilnehmer der Demonstration, der sich in diesem Video unzureichend dargestellt sieht (Szene ab 6:10 min) und eine Entfernung von Youtube verlangt hat.“

Man darf sich natürlich fragen, wie sich eine ausreichende Darstellung eines Demonstranten in einer Dokumentation definiert? Man kann mehr oder weniger rhetorisch die Frage stellen, ob es überhaupt möglich ist, zufällig gefilmte Menschen auf Demonstrationen ausreichend darzustellen? Und natürlich muss man berechtigterweise die Frage stellen, ob es denn nicht ausreichend genug ist, ihm eine Minute Film zu widmen, in der er sechs Mal die Phrase „wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Guttenberg klaut“ einem gelangweiltem Publikum vorträgt, das sich sichtlich wenig dafür interessiert? Ob man nicht ausreichend oft, die geballte linke Faust im Lederhandschuh sieht und ob die mit ausreichend Pickel übersäte Wange des engagierten Pubertierenden nicht ausreichend ist, um dem Betrachter ein Bild dieses jungen Verehrers des ehemaligen Verteidigungsministers zu vermitteln? Wo lag nochmal das Problem? „utopieTV  erreichte eine Stimme, die die Entfernung des Videos von YouTube verlangt. Da das Video angeblich keinesfalls als Dokumentation, sondern als satirischer Beitrag anzusehen sei und sich darin über einige Personen lustig gemacht werde.“

Die Demonstrationen für von und zu Guttenberg waren zwar eine nutzlose Aktion für den Freiherrn aber ein kraftvoller Vitaminstoß für die Satirebewegung in diesem Land. Unabhängig von den amüsanten „Pro Guttenberg Demos“, welche die Kritiker des Doktors der Befreiung von den Urheberrechten organisiert hatten, kann man den „ehrlichen Befürwortern Guttenbergs“ die Satire nicht absprechen. „Karl Theodor zu Guttenberg soll bleiben, und deswegen die Demos, bitte HELFT ALLE mit! Guttenberg soll Kanzler werden!“ Hatten sie doch zu Demonstrationen aufgerufen, um für die Unschuld des ehemaligen Verteidigungsministers zu demonstrieren. Der des Betrugs überführt wurde und nun mit über 100 Urheberrechtsklagen zu rechnen hat. „Blaue Jeans mit weißem Shirt! Um Punkt 13 Uhr Jacke ausziehen und der Platz wird weiß wie die UNSCHULD! Denkt euch Plakate aus malt sie selber. Zeigt was ihr denkt!“

Völlig verständlich, dass die verschiedensten Medien ein Interesse hatten, dieses Highlight in der politischen Geschichte unseres Landes zu dokumentieren. Völlig unvermeidbar, dass diese Demonstrationen eine Eigendynamik an Komik entwickelten. Den Demonstranten für Guttenberg hätte es bereits vorher ausreichend klar sein müssen, dass es einen nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung gibt, der dem Treiben mit vor Lachen tränenden Augen zusieht. Der  Jüngling hätte sich dessen vorher ausreichend bewusst sein müssen, dass er einem Zugewinn an Humor dienlich ist, wenn er sich lautstark darüber beschwert, dass man ihm seinen Verteidigungsminister geklaut hat.

Die Einzelperson welche die Datenschutzbeschwerde führt, wird sich sicherlich darüber im Klaren sein, dass ein Angriff auf die Pressefreiheit zu Gegenreaktionen führt. Dass dieses Video, wenn es keine Doku sondern ein satirischer Beitrag ist, keine Rücksicht auf darin unvorteilhaft dargestellte Personen nehmen muss, ist uns ausreichend klar. Denn der Grundsatz: „Satire darf alles“, sagt dies bereits aus, selbst demjenigen, der sich in dieser Rechtslage unzureichend informiert hat.

Und hier das besagte Video:

{youtube}B04MccTSbRw{/youtube}

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