Dienstag , 19 März 2024
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Bernd Beutel – Ein Leben in der Zukunft, die gar nicht mehr so weit scheint

Prolog… oder „Wie alles begann“
Bernd Beutel wollte sich heute mal etwas gönnen, als er nach seinem 12 Stunden Arbeitstag bei Wertstoffhandel Blebonske, wo er als Lagerarbeiter beschäftigt war, nach Hause ging. Er griff nach seinem neuen „Bürger-Phone-Standard“ in Scheckkartenformat, welches ihm vor ein paar Tagen zugeteilt wurde. Das BPS immer bei sich zu tragen war jetzt Pflicht. Dafür brauchte Bernd aber auch keinen Personalausweis, keine Krankenkassenkarte, keine Bankkarte und…, na ja eigentlich nichts mehr. Alles war auf dem Chip im BPS gespeichert, was für die Menschen ausschließlich Vorteile hatte. Jedenfalls hat man das den Menschen so gesagt.

So vieles hatte sich in den letzten Monaten verändert und Bernd hatte noch so seine Schwierigkeiten all die neuen Gesetze und Verordnungen zu verstehen und sich nach ihnen zu richten. Und das sich alle danach richten, dafür sorgte die DUSSEL (Deutsche- Untergund-Staats-Sicherheits-Elite-Legion), die seit kurzem alle Aufgaben der inneren und öffentlichen Ordnung übernommen hatte. Seit Einführung der DUSSEL wurden fast jeden Tag Menschen verhaftet und in die neu eingerichteten MumpITZ gesteckt. In die „Mitbürger-unter-massivem-politischen-Indoktrinationsdefizit-und- Terrorverdacht-Zentrallager“. Bernd wusste nicht genau was in einem MumpITZ wirklich geschah, denn er hatte von noch niemandem gehört der wieder raus kam und darüber berichten konnte.

pizza_spezialDiese Gedanken schweiften Bernd durch den Sinn, als er gerade eine Pizza über sein BPS bestellen wollte und er erinnerte sich daran wie es vor zwei Wochen war, als er diese Idee schon einmal hatte…

PPS:

Painful Pizza Service. Lieferung in 20 Min, sonst Geld zurück. Guten Tag. Mein Name ist Rosie, was kann ich für sie tun?

Herr Beutel:

Guten Tach…, ähm Rosie, ich würd´ gern was bestellen.

PPS:

Ah ja, guten Tag, Herr Beutel? Nationale Identifikationsnummer 600784536992-588,

Mumpe Weg 23, aber ich sehe gerade sie rufen vom Handy aus an. Sind sie zu Hause?

Herr Beutel:

…nein, ähh, ich bin auf der Arbeit…

PPS:

Ah ja, „Blebonskes Wertstoffhandel“, Schnödelstr 17a. Sollen wir dahin liefern?

Herr Beutel:

Nein! Ich bin schon auf dem Weg nach Hause…, woher wissen Sie das alles?

PPS:

Ach, wir sind seit Kurzem mit dem System verbunden. Ihre Bestellung bitte.

Herr Beutel:

Ja also…, ich hätte gerne ihre Spezialpizza mit doppelt Käse und Fleisch.

PPS:

Ah ja, einmal Special…, eine Sekunde…, das wären dann 25 Euro Aufschlag Herr Beutel.

Herr Beutel:

Was!? Wieso das denn?

PPS:

Nun wie ich hier sehen kann sind ihre Blut- und Cholesterin Werte in letzter Zeit ein wenig hoch. Und da verlangt ihre Krankenkasse, mit der wir einen Vertrag haben, verständlicherweise einen Aufschlag. Sie können aber gerne eine Verzichtserklärung unterschreiben, die ihre Krankenkasse für die nächsten 12 Monate von allen Leistungen befreit. Möchten sie das tun?

Herr Beutel:

Ähmmm…, nein !

PPS:

Sie können das auch gerne bei der Lieferung unterschreiben.

Herr Beutel:

Ich…

PPS:

Gut dann liefern wir einmal Special. Wir buchen von ihrem Kontingent von der Globalbank ab…, das wären dann 87 Euro, 50.

Herr Beutel:

87,50 Euro…, für ´ne Pizza?!

PPS:

Inklusive Mehrwertsteuer, Käsesteuer, Tomatensteuer, Gewürzsteuer und eben dem Krankenkassenaufschlag. Außerdem 15 Euro extra, weil wir in eine gelbe Zone liefern.

Herr Beutel:

Ich wohne in einer gelben Zone?

PPS:

Ja, in ihrem Wohnblock gab es in dieser Woche zwei neue Fälle von H78N2 Infektion und sie wissen ja wie es da mit der Inkubationszeit aussieht.

Sie könnten aber auch 48 Euro sparen, wenn sie unsere Pizza VE-GEN-TARIA, mit echtem California Mais nehmen. Da gäb´s denn auch 4 Tofu Stäbchen gratis.

Herr Beutel:

Ähmmm, ich möchte aber Fleisch…

PPS:

Na dann können sie sich wohl auch die 87,50 Euro leisten. Ich meine sie haben erst gestern zwei Flugtickets nach Mallorca bestellt und eine Badehose von Ormoni.

Oh, oh, na wenn ich mir ihrem Bauchumfang so anschaue…, ich würde ja die Gemüse Pizza nehmen.

Herr Beutel:

Also bitte…

PPS:

Vielleicht werfen sie auch mal einen Blick in die Fitness Zeitschrift, die ihre Nachbarin abonniert hat. Die hat immerhin 5 Pfund abgenommen in den letzten drei Monaten.

Und was sehe ich denn hier Herr Beutel, sie haben sich am Montag in der Zentralbibliothek das Buch „Biklitorale Postdepression im Präpersonalen Zustand“ ausgeliehen. Müssen wir uns da etwa Sorgen machen?

Herr Beutel:

Nein, das war weil…

PPS:

Na, ich schick vorsichtshalber mal eine Notiz an den Psychiatrischen Überwachungsdienst.

Was wollen sie denn jetzt bestellen?

Herr Beutel:

Ich will Fleisch…

PPS:

Gut, gut, nun nicht gleich pampig werden ja? Ich muss sie aus versicherungstechnischen Gründen noch darauf aufmerksam machen, dass ihre letzte freiwillige Schweinepest- Impfung mehr als 4 Wochen zurück liegt. Wir übernehmen also keinerlei Haftung für Kollateralschäden und müssen sie leider bei der Impfaufsichtsbehörde melden Wir liefern dann einmal Special, Mumpeweg 23, innerhalb von 20 Minuten, sonst Geld zurück. Auf Wiederhören.

Bernd steckte sein BPS wieder in die Tasche und ging nach Hause. Er beschloss sich heute mit den Resten der Lebensmittelzuteilung der Woche zu begnügen und sich nochmal durch die neue „Bargeldabschaffungsverordnung“ zu lesen. Er wollte schließlich bei der nächsten Pizza Bestellung keinen Fehler begehen.

Fortsetzung folgt…

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