Freitag , 19 April 2024
Startseite » Gesellschaft » Soziales » Das moderne Mittelalter fordert seinen Tribut

Das moderne Mittelalter fordert seinen Tribut

koenig_mittelalterKnechtschaft, Hexenverfolgung, Lehnsherrschaften und vieles mehr, prägten ein ganz bestimmtes Zeitalter in der menschlichen Entwicklung, das noch heute bestens als das Mittelalter bekannt ist. Als Epoche beginnend zwischen dem 6. Jahrhundert, und somit der Antike, bis hin zum 15. Jahrhundert, das als Neuzeit betitelt wird, erweist sich das Mittelalter von einst in einer erstaunlichen Weise mit dem heutigen Zeitalter des 21. Jahrhunderts sehr konform. 

Nicht nur Experten sprechen in diesem Zusammenhang, von dem sich seit einigen Jahren stetig im Wandel befindlichen Strom der Menschheit, als die Rückkehr des Mittelalters. Selbstverständlich verbunden mit den besonders in den zurückliegenden 110 Jahren industriellen und technischen Entwicklungen. Der Tribut: Die soziale Balance.

Einst, folglich im regulären Mittelalter, unterstanden zahlreiche Menschen einigen wenigen der oberen Klassenschicht. Hungersnöte, Feudalherrschaft, verdeckte Sklaverei, Ausbeutung in jeglicher Form, Angst und Not der einzelnen und ganzen Familien, prägten die vergangene Epoche und wird noch heute in wissenschaftlichen Kreisen versucht, in ihren Details zu verstehen und zu rekonstruieren, wie das wahre Leben der meisten Menschen im Mittelalter tatsächlich verlief. Interessant ist jedoch, dass bei einer genaueren Betrachtung, und folglich einem Vergleich zum 21. Jahrhundert, Entwicklungen zu beobachten sind, die sich als modernes Mittelalter inzwischen eingebürgert haben, auch wenn sich das gedanklich dem Gros der Menschheit noch nicht in seiner gänzlichen Realität offenbart.

Realität des modernen Mittelalters. Ein etwas schwammiges Wortgebilde, da mit diesem ein jedes Individuum etwas vollkommen anderes verbindet. Während eine Handvoll Menschen auf diesem Planeten sich auf der scheinbar sicheren Seite der Macht und des Reichtums wähnen, sieht diese Welt für Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen im Realen mehr denn wie ein täglicher Überlebenskampf aus. Dass dieser leider nicht von allen gewonnen wird, sondern sich unter anderem im Tod selbst aufzeigt, bestätigen nicht nur all die unschuldigen sterbenden Kinder, die beispielsweise aufgrund eines nicht vorhandenen Zugangs zu sauberem Wasser, Tag für Tag in einer Anzahl von rund 4.000 ihr noch so junges Leben lassen müssen. Leben, die durchaus gerettet werden könnten, würden sich nicht so viele andere „Menschen“ sich der Profilierungssucht und Profitsucht verschrieben haben, die sich unter anderem damit zeigen, dass der Leitspruch darin besteht „alles ist meins und was mit anderen geschieht, ist nicht meine Welt“ und im Folgenden zu unsinnigen Bauten oder Aktionen führen, die im wahrsten Sinne des Wortes das wertvolle Wasser in der Wüste versickern lassen.

Kapitalismus lässt grüßen und manifestiert eine Welt, in der das Geld und die daraus resultierende Macht das Regiment übernimmt, das wiederum selbst vor einem Übersteigen von Leichen, und das nicht nur im übertragenen, sondern durchaus realen Sinne, nicht zurückschreckt. Gewinnstarke Unternehmen stehen in einer direkten Nähe zu Tafelläden, vor deren Eingangstüren die täglichen Menschenschlangen immer länger werden. Kinder aus sozialschwachen Familien, gehen hungrig in den Kindergarten oder in die Schule und sind so gut wie von jedem sozialen Miteinander ausgeschlossen, da selbst viele Familien sich die scheinbar günstigen Beiträge zu Ausflügen oder Vereinen schlicht und einfach nicht mehr leisten können. Wie viele Senioren, die ihr Leben lang regelrecht geschuftet und verzichtet haben, erhalten eine Rente, die zwingt, einen Hartz IV-Antrag zu stellen – oder die eigenen Kinder in der Verpflichtung sieht, Vater oder Mutter mit den wenigen zur Verfügung stehenden  finanziellen Mitteln im Leben zu unterstützen? Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig, ist mittlerweile ein Standardsatz geworden, der nicht nur von Rentnern ausgesprochen wird, sondern auch von Millionen von Singles und Familien und beinhaltet zeitgleich einen Trend, der nichts Gutes erahnen lässt.

Mögen auch viele immer noch selbstzufrieden über die im Land herrschenden Zustände ein zustimmendes positives Nicken veranlassen, erweist sich im Besonderen die Bundesrepublik Deutschland alles andere als ein wahrer Sozialstaat. Im Gegenteil, denn mit dem Vorsatz eine Beschönigung der real herrschenden alltäglichen Zustände zu suggerieren, werden inzwischen von Staatsseite aus regelrechte Versklavungen durchgeführt, die sich unter anderem in den zwanghaften Maßnahmen der Statistikbereinigung der Arbeitslosenzahlen wiederspiegeln, die mittels ausgefeilter Vermittlungstechniken an kleine und mittelständische Betriebe einer Ausbeutung aus dem früheren Mittelalter der Betroffenen gleichkommen. Und die davon Betroffenen halten still, aus Angst die wenigen Bezüge gestrichen zu bekommen und somit nicht nur den familiären Hunger spüren zu müssen, sondern mitunter auch auf der Straße zu landen. Versklavung und Unterknechtung par excellence, wobei an dieser Stelle erwähnt werden muss, dass das nur einige von vielen Beispielen sind.

Bei allen Überlegungen stellt sich immer wieder die Frage, wie eine neue soziale Balance hergestellt werden kann, die dafür sorgt, dass für alle Menschen auf dem Planeten Erde ein menschenwürdiges Dasein ermöglich werden kann. Den Reichen und Superreichen ihr Kapital wegzunehmen, ist ein unsinniges Unterfangen und folglich schon im Denkansatz zum Scheitern verurteilt. Dieselbigen dazu zu animieren, von ihrem Reichtum abzugeben und sich in Menschlichkeit zu üben, ist ebenso irrsinnig, wie nicht umsetzbar. Was bleibt folglich, um rund um den Globus weniger Leid, Verzicht und Tod von Kindern und Erwachsenen zu ermöglichen? Die Antwort ist so einfach wie schwierig, denn sie beinhaltet eine massive Aufklärung innerhalb jeglicher sozialer Schichten, die da heißt „nur gemeinsam können wir uns alle gut fühlen“ und dies bereits beginnend mit dem kleinen Kosmos der Familie. Solange selbst in diesem kleinen und überschaubaren Gefüge keine Weitsicht und gegenseitige Rücksicht, sowie damit einhergehend Verzicht praktiziert wird, kann auch keine größere und alle Länder der Erde umfassende Änderung vollzogen werden.

Egoismus und die Sucht nach Materiellem, sind die heutigen wahren tödlichen Eigenschaften, die sowohl in einer Familie als auch in einem globalisierten Weltgefüge auf der Tagesordnung stehen und infolgedessen auch keine positiven Änderungen im Sinne von Vielen und der damit verbundenen sozialen und gerechten Balance ermöglichen. Bleibt bei all diesen realen Tatsachen die große Frage im Raum des Denkens stehen, was lässt eine Änderung herbeiführen, die zu einer ausgleichenden sozialen Balance auf Erden führen kann. Spekulativ bleibt im Grundsatz nur eines zur Klärung der Änderungsfrage bestehen: Die ständig vorantreibende Profitsucht und Ausbeutung der Menschheit an sich, könnte dazu führen, dass die Natur und folglich die Erde sich an der Menschheit selbst rächt, aufgrund großer Naturkatastrophen die Anzahl der humanen Wesen eine natürliche Reduzierung erfährt und sich die Menschheit in einem neuen und folglich gänzlich neuem sozialen Gefüge formieren muss. Allerdings dann hoffentlich mit einer neuen Denkweise, die es dem einzelnen Individuum ermöglicht ohne die heutigen herrschenden Zustände des Hungers, Leidens und Verzichtens ein menschenwürdiges Dasein leben und nicht einfach fristen zu können. Alles andere ist und bleibt eine Utopie einiger weniger Menschen, die den Begriff Menschsein bis heute noch verdient haben.

Check Also

Ungleichheit in Deutschland: Armut steigt und verfestigt sich

Inhaltsverzeichnis1 Die Schere öffnet sich stetig weiter2 Nimm von den Armen, gebe den Reichen3 Der …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert