Die überwiegende Mehrzahl der erwerbstätigen Bürger, mehr als 90 Prozent, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Arbeitnehmer. Einen „guten Arbeitsplatz“ zu finden, ist für die meisten Menschen das erste Ziel. Für die Selbständigkeit fehlt es entweder an Kapital, an Ideen oder an der Bereitwilligkeit, Risiko in Kauf zu nehmen. Meldungen über die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen klingen grundsätzlich erfreulich. Doch, nachdem wir alle einen Großteil unserer Zeit arbeitend verbringen, drängen sich einige Fragen auf: Sind die Arbeitsbedingungen erträglich? Ist das Gehalt angemessen? Lädt der Beruf zu persönlichem Engagement ein? Wird die Leistung gewürdigt? Oder ist die Arbeit eine regelmäßige Qual, auf die sich nicht verzichten lässt, weil einfach das Geld gebraucht wird?
Arbeitswille, um nicht zu sagen Begeisterung, ist eine Frage der Moral. Ungeachtet des Traumes von Reichtum und Unabhängigkeit, sowohl körperlich als auch geistig braucht der Mensch Betätigung. Doch hat das Wort „Arbeit“ nicht für jeden Menschen den gleichen Klang. Mit Sicherheit bietet sich einem Theaterregisseur ein anderer Bezug zu seinem Beruf als einem Mann, der acht Stunden täglich an einem Fließband verbringt. Von einigen unverzichtbaren Extremen abgesehen, sollten die meisten Berufe Bedingungen bieten, die dem Ausübenden erlauben, sich mit seiner Arbeit zu identifizieren. Voraussetzung dafür ist natürlich, einen Beruf zu wählen, der auch relativ gerne ausgeübt wird.
Durch unsere Umfrage (Startseite) wollen wir feststellen, wie viele Menschen mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind. Wir möchten auch alle Leser dazu einladen, uns von ihren eigenen Erlebnissen, Konfrontationen und Vorstellungen zu berichten. Wenn einzelne Erzählungen besonders interessant erscheinen, so werden wir diese – natürlich nur mit Einwilligung des Autors – auch gerne veröffentlichen.
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Wenn wir uns überlegen, ob wir mit unserer Arbeit zufrieden sind, sollte das Einkommen eigentlich nicht im Vordergrund stehen. Nicht, dass Leistung es nicht verdient, entsprechend honoriert zu werden, doch wenn es sich bei der Entlohnung um den ersten Grund handelt, den Job weiter zu behalten, dann zeigt dies eigentlich bereits, dass die Arbeit selbst keine Freude bereitet.
Die Wahl des Berufes, entsprechend der persönlichen Interessen, Fähigkeiten und Eigenschaften, stößt zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit jedoch oft auf das Problem, einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Ungeachtet der meist erforderlichen Ausbildung, muss für den gewünschten Beruf natürlich auch entsprechender Bedarf bestehen.
Bei der Vielzahl völlig verschiedener Berufssparten, ist es schwer, eine einheitliche Linie dafür zu finden, was die Arbeit letztendlich angenehm macht oder, im negativen Fall, zur Qual. Auch wenn Vertretungen bestimmter Berufsgruppen und Gewerkschaften den Arbeitsbedingungen ihr Augenmerk schenken, so rücken diese, insbesondere in Krisenzeiten, oft all zu weit in den Hintergrund. Wir hören gelegentlich Meldungen, dass die Zahl offener Stellen im Steigen begriffen ist, dass irgendwo eine staatlich subventionierte Fabrik errichtet wird, wodurch Hunderte neuer Arbeitsplätze entstünden. Wird jemals auf die Qualität dieser Arbeitsplätze verwiesen? Wird lobend erwähnt, dass in einem bestimmten Betrieb den Arbeitnehmern Respekt entgegen gebracht wird, dass die Löhne überdurchschnittlich sind, dass ein angenehmer Aufenthaltsraum zur Verfügung steht, dass bei positiver Unternehmensentwicklung Bonuszahlungen ausgeschüttet werden, dass den Mitarbeitern kostengünstige Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen?
Unsere Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Wenn wir die Zeit, die wir schlafen, abziehen, verbringen wir meist mehr Stunden im Betrieb als in den eigenen vier Wänden, mehr Zeit mit Kollegen als mit der eigenen Familie. Insbesondere den technischen Fortschritt der vergangenen 100 Jahre berücksichtigend, sollte der Qualität der Arbeit eigentlich mehr Augenmerk entgegen gebracht werden. Es sollte nicht darum gehen, überhaupt einen Job zu haben, sondern, eine Arbeit auszuführen, die das Leben ausfüllt, bereichert. Der so oft zitierte Satz: „Wenn jemand wirklich arbeiten will, dann findet er auch Arbeit!“, würde eigentlich aussagen, dass es nur darum ginge, seine Zeit gegen eine bestimmte Menge Geld, ungeachtet der Höhe, zu verkaufen. Wo bleibt die Frage nach der Lebensqualität, nach dem Erreichen von Zielen, nach Ausgefülltheit, nach Wohlbefinden?
In jeder Zivilisation, in jeder Epoche, war Arbeit der Kern des Überlebens, ungeachtet, ob es sich um das Schnitzen von Pfeil und Bogen, um das Bestellen des Landes oder um die Verwaltung der Infrastruktur handelte. Eine hoch entwickelte, fortgeschrittene Menschheit sollte sich jedoch nicht nur dadurch auszeichnen, dass Wolkenkratzer und Überschallflugzeuge erschaffen werden, sondern insbesondere dadurch, dass sich die Lebensqualität der einzelnen Mitglieder der Gesellschaft verbessert. Die Möglichkeit, technisch hoch entwickelte Konsumprodukte zu erwerben, füllt bestenfalls einen Teilbereich. Die Umstände des Gelderwerbes, die täglichen Konfrontationen, die Liebe zum eigenen Beruf, tragen letztendlich wesentlich mehr dazu bei, ob wir unser Leben als angenehm erachten können. Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, so drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Situation regelmäßig verschlechtert. Es wäre also an der Zeit, Wege zur Umkehr zu finden. Es sei denn, wir finden uns damit ab, dass es sich bei Menschen um nichts anderes als ein Mittel zur Produktion handelt, um Humankapital.