Dienstag , 19 März 2024
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Von mafiöser Gier zur Läuterung: Papst Franziskus und die Vatikanbank IOR

Papst Franziskus mahnte gestern erneut zu Solidarität mit den Armen und weniger Gier bei den Reichen. Und tatsächlich der Vatikan scheint sich langsam zu bewegen: Die Vatikanbank IOR war bislang kaum auf franziskanischer Linie, eher tendierte sie profitbezogen in Richtung Mafia. Sie geriet immer wieder ins Visier der italienischen Staatsanwaltschaft -jetzt soll auch sie transparenter werden. Ein schwerer Schock für viele Schwarzgeld-Anleger, wie zu vermuten ist -nach Österreich schleppt sich selbst Liechtenstein in Richtung zu etwas mehr Ehrbarkeit im Finanzwesen. Die Offshore-Leaks hatten die Notwendigkeit von Transparenz im Finanzsystem deutlich gemacht –Wikileaks hatte die Mainstream-Journaille in diese Richtung vor sich hergetrieben. Werden jetzt die Bankster ehrlich?

Papst-FranziskusDie Offshore-Leaks haben Billionen an Schwarzgeld enthüllt und damit die Notwendigkeit von Transparenz im Finanzsystem mehr als deutlich gemacht. Nach Österreich schleppt sich nun auch die letzte Alpen-Schwarzgeldoase Liechtenstein in Richtung etwas mehr Ehrbarkeit und selbst der Vatikan zieht nach: Die Vatikanbank IOR geriet immer wieder wegen schwarzer Konten und Geldwäscheverdacht ins Visier der italienischen Staatsanwaltschaft -jetzt soll auch sie transparenter werden. Ein schwerer Schock für viele Schwarzgeld-Anleger, wie zu vermuten ist. Und sogar Liechtenstein gibt dem Druck aus der EU im Streit um sein Bankgeheimnis nach. Werden die Bankster ehrlich?

Sogar Liechtenstein gibt dem Druck aus der EU im Streit um sein Bankgeheimnis nach.Das Land, dessen spezielle hochanonymisierte Schwarzgeld-Stiftungsmodelle in keinem Lehrbuch über Finanzkriminalität fehlen, will sich dem automatischen Informationsaustausch mit der EU öffnen, wenn auch nur unter Bedingungen, wie Regierungschef Hasler ankündigte. Man wird im Fürstentum wohl noch etwas mit sich ringen lassen, der Vatikan unter seinem neuen Papst dagegen könnte jetzt ernst machen mit der Transparenz -ein schwerer Schock für viele Schwarzgeld-Anleger, wie zu vermuten ist.

Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) (Institut für die religiösen Werke), allgemein bekannt als die Vatikanbank, ist eine Bank im Besitz des Heiligen Stuhles, offiziell aber keine Staatsbank der Vatikanstadt. Vermögen wird auf ca. 6 Milliarden Euro geschätzt – genaue Angaben sind aber nicht bekannt, weil die Vatikanbank ihre Bilanz nicht veröffentlicht. Die Vatikanbank fiel bislang weniger durch ihre „religiösen Werke“ auf, sondern vielmehr wegen der mangelnden Transparenz ihrer Bilanzen sowie zahlreicher anonymer Nummernkonten sogenannter „Stiftungen“, die der Geldwäsche für die Mafia sowie der Steuerhinterziehung dienen. Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa und Koordinator für die geplante Kurienreform, will sich für mehr Transparenz sogar in der skandalumwitterten Vatikanbank IOR bemühen. Dazu gehöre auch, dass das IOR wie jedes andere Geldinstitut seine Bilanzen veröffentliche, sagte Maradiaga der „Corriere della Sera“.

Das IOR war immer wieder wegen angeblicher schwarzer Konten und des Verdachts auf Geldwäsche ins Visier der italienischen Staatsanwaltschaft geraten. Das Geldinstitut, das in einer Art heiliger bankrechtlicher Grauzone Einlagen von sechs Milliarden Euro verwaltet, veröffentlichte bislang keine Bilanzen. Neben dem Geist des Hl.Franziskus stehen die Bankgeschäfte nun vor zwei Faktoren: 1.Seit Mitte Februar hat die Bank einen neuen Chef, den deutschen Finanzexperten Ernst von Freyberg. 2.Der Vatikan steht unter Beobachtung des Anti-Geldwäsche-Ausschusses „Moneyval“ des Europarates, der zuletzt bemängelte, dass die bankrechtliche Kontrolle unzureichend sei. Die Europäischen Union hatte ab 2010 ein Währungsabkommen mit dem Vatikan durchgesetzt, das die Währungsvereinbarung zwischen dem Vatikan und dem italienischen Staat aus dem Jahr 2000 ergänzt. Darin verpflichtete sich der Vatikan, EU-Gesetze gegen Geldwäsche zu übernehmen -jetzt kam vermutlich der frische Wind der Offshore-Leaks den Vatikan-Reformern zu Hilfe.

Ende der 1970er Jahre gab es einen Skandal um undurchsichtige Geschäfte, in die Vatikanbank und die dabei Pleite gegangene Banco Ambrosiano nebst Mafia verwickelt waren. Der Mord an Roberto Calvi und seiner Sekretärin und Vertrauten Graziella Corrocher (1982) wurde dabei auch dem Vatikan angelastet. In den Skandal verwickelt war der damaligen Leiters der Vatikanbank, Erzbischof Paul Casimir Marcinkus, dem Verbindungen zur italienischen Mafia nachgesagt wurden. Angesichts dieser mafiösen Vergangenheit ist die neue Transparenz eine echte Überraschung.

Sprach der alte Papst aus deutschen Landen mehr Latein und überraschte erst mit seiner Abdankung, weckte der Neue schon mit seiner Namenswahl antikapitalistische Hoffnungen. Der neue Papst Franziskus macht mit dem franziskanischen Umdenken scheinbar ernst und wirft wie einst Jesus Christus die Geldschneider aus dem Tempel. Erzbischof Maradiaga war von Papst Franziskus zum Koordinator eines achtköpfigen Kardinalsdirektorium berufen worden, das Vorschläge für eine Kurien-Reform erarbeiten soll. Die Kommission, der Kardinäle aus allen fünf Kontinenten angehören, soll ab Oktober an der Reform der Verfassung der römischen Kurie mitwirken. Papst Franziskus hat mit seinem gestrigen Appell, den Armen zu helfen, erneut an die Tradition des Hl.Franziskus angeknüpft. Da könnte man so manche skurril-reaktionäre Marotte dieser Religion fast vergessen, wenn diese Anti-Neoliberalismus-Haltung im Vatikan tatsächlich Bestand haben sollte.

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