Freitag , 19 April 2024
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Kapitalismus und Kommunismus im Vergleich

karlmarxMit dem Fall der Sowjet Union schien das kommunistische Gespenst, erst als Marxscher Schatten über Europa schwebend, plötzlich leninistisch-stalinistische Realität, doch wieder ins Nichts, aus dem es einst hervorgekommen, verschwunden zu sein. Was bleibt, ist die Erinnerung an die Bedrohung, an den kalten Krieg, an im Land gefangene Menschen, aller Freuden der Konsumgesellschaft beraubt, die Erinnerung an Zwangsproletarisierung, gesteuerte Kindererziehung und an den Heißhunger auf Bananen, die es nur all zu selten zu kaufen gab.

Der Gegensatz, oft fälschlich als „Krieg“ übersetzt, sei der Vater aller Dinge, war Heraklits Überzeugung. Die einen seien Götter, die anderen Menschen, die einen frei, die anderen versklavt. Unumstritten ist das Denken in Gegensätzen tief in unseren Köpfen verankert. „Wer nicht auf unserer Seite ist, der ist auf der Seite der Terroristen!“, hat George. W. nach dem 11. September von sich gegeben. Wir sind die Guten und somit sind die anderen die Bösen. Wir erachten etwas für richtig und, konsequenterweise, ist das Gegenteil falsch.

Zu den größten Gegensätzen, die das Leben auf dieser Welt während des 20. Jahrhunderts geprägt hatten, gehörten die beiden extremen Auswüchse politischer Systeme: Der amerikanische (oder internationale) Kapitalismus, als Begleiterscheinung der Demokratie, und der sowjetische (als international geplanter) Kommunismus mit seiner Planwirtschaft. Eines der beiden Systeme hat über das andere gesiegt, hat sich, unumstritten als das bessere erwiesen. Die Welt ist endlich frei von der Gefahr der Zwangsvereinheitlichung. Hurra!

fastfoodEs passierte in einer Raststätte an der „Inter-State-Autobahn Nr. 91“ in Richtung New York. Eine riesige Halle mit verschiedenen Pulten zur Futterausgabe. MacDonalds, Pizza-Hut, Burger King und noch einige mehr. Unter denen, die, ohne Missmut zu zeigen, Schlange standen, fanden sich einige, die weder amerikanisch aussahen noch englisch sprachen. Sie sprachen deutsch mit breitem sächsischen Akzent. Und da hörte ich einen Mann sagen: „Erinnerst du dich, als die Wessis am Plattensee in schönen Lokalen saßen mit guter Bedienung und gutem Essen? Und wir, mit unserem Ostgeld, standen Schlange für … was soll ich sagen … du erinnerst dich? Was wir damals alle noch nicht wussten. Das war der American Way of Life!“

Kommunismus und Kapitalismus haben sich in unsere Gemüter derart als Gegensätze eingeprägt, dass uns selten, wenn überhaupt, auffällt, wie ähnlich sich diese beiden Systeme in ihren Kernen sind. Und während ich diesen Satz schreibe, höre ich im inneren Ohr die Gedanken der Leser: Was heißt hier ähnlich? Da gibt’s doch absolut nichts, was sich vergleichen ließe. Schlange stehen, das passiert doch auf der ganzen Welt. Im Westen sind wir frei, wir können hinfahren, wohin wir wollen, wir können kaufen, wonach es uns begehrt, wir hören die Musik, die uns gefällt, schauen uns jeden beliebigen Film im Kino an und – vor allem – dürfen sagen, was wir wollen!

Aber ja, natürlich, ich behaupte ja auch nicht, die beiden Systeme seien identisch, ich sage bloß, sie sind sich ähnlich. Jederzeit die Grenze überschreiten zu dürfen, ohne vorher ein Ausreisevisum beantragen zu müssen, Redefreiheit und ein grenzenloses Kaufangebot, hat schon sein Gutes. Doch, kratzen wir etwas an der Oberfläche. Werfen wir einen Blick auf jene Details, deren Entwicklung sich in genau die selbe Richtung begibt, auf der einen Seite, weil es so angeordnet wurde, auf der andere, weil es „eben so ist“.

leninNeben dem fortschreitenden Schlangestehen, ungeachtet ob im Supermarkt oder im Selbstbedienungsladen, hören wir immer seltener Respekt ausdrückende Anreden. Natürlich, es ist ja auch cool, wenn mich jemand mit „Hey, Mann“ anredet, erinnert an Amerika, da wird ja auch schon lange nicht mehr „gesirt“ (von „Sir). Solange mich keiner „Genosse“ nennt, ist das doch okay.

Dass so viele Leute sich die gleichen Filme angucken, die selbe Musik hören, das ist halt der freie Markt, der entscheidet. Die Hersteller, die Vertriebsfirmen, das sind ja freie Unternehmer und keine Staatsautoritäten. Und wenn den Leuten das Essen vom Self-Service besser schmeckt, das geschieht doch alles freiwillig.

Natürlich sollen Frauen ihren eigenen Job haben. Es zwingt sie ja niemand dazu. Im Osten war es vorgeschrieben, doch hier hat es sich so entwickelt. Und die Babys in den Krabbelstuben, die werden dort ja nicht politisch indoktriniert, die werden einfach, Schritt um Schritt, zu ordentlichen Konsumenten erzogen. Ausgebildete Angestellte können das ohnehin besser als die eigenen Eltern.

Wenn Kleinbetriebe keinen Platz in der modernen Wirtschaftswelt haben, dann ist das eben auch eine Entwicklung. Ist es nicht ohnehin besser, einen Arbeitsplatz zu haben und jeden Monat sicheres Geld zu verdienen, anstatt sich mit den Problemen eines eigenen Betriebes herumzuschlagen? Dass auf der einen Seite alles vom Staat kontrolliert wurde und auf der anderen Seite von Großkonzernen, was könnte daran falsch sein, solange es sich in privater Hand befindet?

 

iwantyouVielleicht sollten wir uns doch etwas weniger von der grell blinkenden Neon-Werbung blenden lassen. Ich war noch nie in meinem Leben blinder Anhänger eines bestimmten Systems. Ich lebe mein Leben, zufällig in Kanada, und arbeite, um mein Geld zu verdienen, so wie die meisten anderen Menschen es ebenfalls tun. Auch meine Frau arbeitet, so wie die meisten anderen Frauen. Ich habe mich zwar ohnehin nie als Business-Man gefühlt, doch weiß ich, dass die Chancen, als Kleinunternehmer Erfolg zu haben, enttäuschend niedrig liegen. Die Zahlen der regelmäßig eingeleiteten Konkursverfahren geben ein klares Zeugnis dafür ab. Mir, als Bürger, kann es dabei egal sein, ob mir der Staat verbietet, mein eigenes Geschäft zu betreiben oder, ob die etablierten Wirtschaftsmächte derartige Versuche schon im Ansatz unterdrücken, weil nur mehr die Massenproduktion und der Massenvertrieb entsprechend niedrige Preise hervorbringen. Mir kann es auch egal sein, ob es ein Gesetz gibt, dass meine Frau arbeiten muss oder mein Einkommen so niedrig ist, dass es einfach nicht ausreicht, eine Familie zu erhalten. Das Resultat ist das gleiche. Hätte ich Kinder, würde ich auch keinen Unterschied sehen, ob sie zwangsweise den Tag im Kindergarten verbringen oder weil weder ich noch die Mutter Zeit haben, uns um den eigenen Sohn oder die eigene Tochter zu kümmern.

 

Die winzig kleine Chance, sich sein Leben im amerikanischen Kapitalismus zu verbessern, ist natürlich gegeben. Von Hundertausenden von Schauspielern, verdient eine Handvoll ein Vermögen. Von unzähligen Sportlern, gibt es ein paar, die Millionen kassieren. Von einer unüberschaubaren Zahl von Schriftstellern, gibt es ein paar Dutzend, die davon auch leben können. Im Kommunismus hat der Staat darüber entschieden, und nicht der Markt. Dafür wurden Talente auch gefördert. Ein guter Musiker brauchte sich nicht mit dem Rest der Welt in Konkurrenz zu stellen. Er fand sein Auslangen. Um nur ein Beispiel anzuführen.

Natürlich bleibt, am Beispiel des Kommunismus, der bittere Beigeschmack, dass sich jeder Bürger nach der Ideologie ausrichten musste, um Akzeptanz zu finden. Dass wir uns im Kapitalismus ebenfalls der Ideologie, den Bedürfnissen des Marktes, den Vorstellungen der Wirtschaftsgiganten anzupassen haben, in diesem Fall scheint der Wermutstropfen einfach nicht gar so bitter zu schmecken. Warum eigentlich nicht?

Fassen wir zusammen, so zeigt sich, dass es sich beim Kapitalismus um ein System handelt, in dem Menschen durch Menschen ausgebeutet werden. So betrachtet, zeigt sich auch, der Kommunismus war genau das Gegenteil!

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2 Kommentare

  1. Das war kein Kommunismus, noch nie, noch nie existent, in keinster Form, das war nur die andere Seite der Drecks Kapitalismus, die andere Seite der Medallie, der Vergleich oben hingt. Lies mal Gandhi , Lenin , Marks, und Engels. Konsum an sich ist unsinnig, der Mensch braucht keinen konsum und keine Konsumgüter. Das einzige was der Menschen brauchen ist ein Dach über de Kopf , Futter und die Familie. Mehr nicht. Kapitalismus ist eine Seuche! Wir müssen bin zurück zu einem selbstversorgenden in Familienclans zusammenlebende Gemeinschaften , ähnlich den steinzeitlichen Lebensgemeinschaften,

  2. Einen demokratischen sozialen Kommunismus ist noch in keinem Land durchgeführt worden,ich bin aber davon überzeugt das das machbar ist . Wenn dann nur mit offenen Grenzen. Wer nicht will soll gehen und wer will soll kommen. Es wäre ein Versuch wert. Zumindest wünschenswert.

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