Für Außenstehende ist es immer schwierig, sich eine Meinung über die innere Denkweise einer Ideologie zu bilden. Islam ist mehr als wir allgemein unter Religion verstehen. Islam ist eine Weltanschauung. Ein kürzlich bei The Intelligence veröffentlichter Artikel führte zu sehr unterschiedlichen Reaktionen. Eines der Postings, für das ich mich ausdrücklich bedanken möchte, verweist auf die Fülle der Lehren dieser Glaubensrichtung. Der Vortrag eines zum Islam konvertierten Deutschen namens Sven Lau verdeutlicht, wie tief der Glaube in absolut jeden Lebensbereich von Muslimen eindringt – oder zumindest eindringen sollte. Die Worte Laus sind dabei völlig unpolitisch. Sie sind leidenschaftlich, mitreißend, motivierend. Wer sein Verständnis für die Denkweise unserer islamischen Mitbürger erweitern möchte, sollte sich wirklich die Zeit nehmen, um sich Sven Laus Vortrag anzuhören.
Der kürzlich veröffentlichte Artikel basiert auf einem Beitrag in englischer Sprache, der darauf verweist, dass es eine große Zahl von Organisationen gibt, durch welche der Islam in der Welt vertreten wird. Neben Sunniten und Schiiten gibt es noch eine ganze Menge islamischer Sekten, die zwar alle den Worten des Korans folgen, trotzdem aber nur über beschränkte Einigkeit verfügen. Sven Lau gehört einer Richtung an, die als Salafismus bezeichnet wird und dafür bekannt ist, für konvertierte Deutsche offen zu stehen.
Sven Lau verweist in seiner Rede darauf, dass wir alles, was wir in unserem Leben erkennen, was wir genießen, was uns am Leben erhält, selbst die Fähigkeit des Erkennens schlechthin, der Schöpfungskraft verdanken. Dementsprechend schulden wir diesem Ursprung des Seins unsere volle und aufrichtige Dankbarkeit. Unumstritten teilt der Islam diese Anschauung auch mit anderen religiösen Konzepten. So wie tief gläubige Christen die Schriftensammlung der Bibel als „Wort Gottes“ akzeptieren, so erklärt Lau, dass „Allah selbst durch den Koran zu uns spricht“. Direkt und ohne Vermittler.
Um nochmals auf meinen erwähnten Artikel zurück zu kommen, in dem ich einige Verse aus dem Koran zitiere, so wurde mir in einigen Postings und Emails vorgeworfen, dass diese Verse aus dem Zusammenhang gerissen seien, dass es an Neutralität fehle und dass christliche Dogmatiker letztendlich eine ähnliche Denkrichtung verfolgten. Ich hoffte klargestellt zu haben, dass es nicht in meiner Absicht lag, den Islam zu kritisieren. Es ging vielmehr um die Frage, ob es überhaupt möglich ist, islamische und nicht-islamische Denkweisen zu harmonisieren. Selbstverständlich liegt das gleiche Problem vor, wenn wir fanatische Christen und überzeugte Atheisten in Vergleich stellen.
Insbesondere die Hilfsbereitschaft gläubiger Muslime untereinander, wie Sven Lau aus seinen eigenen Erfahrungen erzählt, verdient aufrichtigen Respekt. Ohne Zweifel legen Muslime deutlich mehr Wert auf Ideale als nichtreligiöse Menschen im allgemeinen. Bei den folgenden beiden Videos handelt es sich um keinen Aufruf, zum Islam zu konvertieren. Mit Sicherheit handelt es sich um keine Hetzpredigt gegen sogenannte Ungläubige. Es sind einfach die leidenschaftlichen Worte eines jungen deutschen Muslimen. Und ich glaube, dass sie die Möglichkeit bieten, dem Zuhörer ein weitgehend objektives Verständnis zu vermitteln.
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