Samstag , 7 Dezember 2024
Startseite » Gesellschaft » Gesellschaftliche Kommentare » Wie lassen sich Raucher endgültig „abschaffen“?

Wie lassen sich Raucher endgültig „abschaffen“?

smoking woman sexyDie „Brüsseler Denkfabrik“ hat sich wieder einmal ausgiebig den Kopf darüber zerbrochen, wie man die Gesundheit der EU-Bürger fördern könnte. Und was gilt als größtes Feindbild, wenn es um die Volksgesundheit geht? Natürlich das Rauchen. Hier erscheint es den Politikern besonders notwendig, die Mündigkeit der Bürger in Frage zu stellen. Deshalb sollen in Zukunft abstoßende Bilder, wie eine mit schwarzen Flecken übersäte Lunge, nicht mehr bloß die Hälfte, sondern drei Viertel der Zigarettenpackung zieren.

„Manchmal muss man die Leute schockieren, damit sie zum Rauchen aufhören“, erklärt der Gesundheitskommissar Tonio Borg die neue Tabakrichtlinie.

Tatsächlich sprechen nackte Zahlen eine deutliche Sprache, denn jährlich sterben rund 700.000 Menschen in der EU an den folgen des Tabakkonsums. Somit könnte man auf den ersten Blick sagen, dass diese Maßnahmen durchaus vernünftig sind, da sie ja dem allgemeinen Wohl dienen.

Bei näherer Betrachtung sieht dies allerdings schon etwas anders aus. Denn gebe es da nicht einige andere Bereiche, gegen die mit ähnlichen Begründungen vorgegangen werden könnte?

Meine Frau und ich lieben es, Kaffee zu trinken. Zweifellos würde es uns beide stören, fände sich auf jeder Kaffeepackung das Abbild eines kranken Herzens mit dem Hinweis: „Kaffeetrinken verursacht tödlichen Herzinfarkt.“ Vielleicht würde ich mich über solche Packungen sogar aufregen. Und gerade dadurch könnte mein Infarktrisiko ansteigen.

Nein, natürlich glaube ich das nicht ernsthaft. Aber trotzdem frage ich mich, ob das systematische Diskriminieren von Rauchern bei diesen nicht Unlust und innere Konflikte hervorrufen könnte, was erst recht zu Erkrankungen führt. Welchem Zweck soll es denn tatsächlich dienen, ein gutes Drittel der Bevölkerung immer größeren Vorwürfen auszusetzen? Immer wieder zu behaupten, Raucher würden dem Gesundheitssystem finanziellen Schaden zufügen?

Auch Menschen, die Sport treiben, kosten dem europäischen Gesundheitssystem viele Milliarden, durch Verletzungen, Arbeitsausfall und Langzeitschäden. Wie wäre es mit Sprüchen wie: „Fußball zerstört ihre Knie“, „Boxen vernichtet Gehirnzellen“ oder „Klettern endet am Bergfriedhof“?

So einfach ist es also nicht mit der zwangsverordneten Gesundheit. Ohne Überlegungen anzustellen, ob zu viele Verbote nicht auch die Seele und somit die Gesundheit belasten, wie sieht es mit den Bedingungen am Arbeitsmarkt aus? Sollten sich die Damen und Herren in Brüssel diesbezüglich nicht mehr den Kopf zerbrechen als darüber, wie man Raucher abschafft?

Im Vorjahr gingen Meldungen durch die Medien, die besagten, dass 38% der Europäer unter psychischen Störungen litten, von Angstzuständen über Depressionen bis zu Alkohol- Drogen- und Medikamentensucht. So vieles gefährdet unsere Gesundheit, ohne dass wir regelmäßig daran erinnert werden. Wie viele Tote gibt es jährlich bei Verkehrsunfällen? Sollte deswegen das Autofahren verboten werden?

Bei diesen Nebengeräuschen erscheint es mir doch eher als fragwürdig, ob gesundheitliche Vorteile eine derartige Bevormundung, wie sie über Raucher verhängt wird, rechtfertigen. Denn letztlich ist es der Mensch, der zählt, und sein Verantwortungsbewusstsein gegenüber sich selbst und gegenüber der Gemeinschaft. Ungeachtet wie gut es gemeint sein könnte, Verbote „zum eigenen Wohle“ widersprechen dem Ideal von Freiheit und Demokratie. Ist jemand nicht bereit, sich trotz Warnungen von einem Laster zu lösen, dann sollte dieses Recht einem freien Menschen doch eigentlich zustehen. Wir dürfen uns krank arbeiten, wir dürfen uns dick fressen, wir dürfen uns beim Skifahren die Knochen brechen, wir dürfen mit Pestiziden verseuchte Nahrungsmittel in uns aufnehmen und dürfen unsere Gehirne mit von Handys ausgesandten Mikrowellen bombardieren. All dies dürfen wir – aber wir sollen ja nicht rauchen.

Der österreichische Sänger Udo Jürgens hat es mit dem Lied „Es lebe das Laster“ auf den Punkt gebracht. Darin besingt er das Schicksal eines Menschen, der ohne jegliches Laster letztendlich auch verstorben ist. Und dazu gibt es noch die alte Volksweisheit: „Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin – doch nach gutem altem Brauch, stirbt die and’re Hälfte auch!“

Check Also

Rollentausch – Altersheim statt Gefängnis und Gefängnis statt Altersheim

            Wenn Straftäter statt ins Gefängnis ein Altersheim eingewiesen würden… …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert