Markus Ferber sorgte für Schlagzeilen. Ob es nun Sinn ergibt oder nicht, den IQ von Zuwanderern zu messen, soll in diesem Artikel nicht diskutiert werden. Es geht um Ferbers Behauptung: „Kanada ist da viel weiter und verlangt von Zuwandererkindern einen höheren Intelligenzquotienten als bei einheimischen Kindern!“ Um die Sache gleich vorweg klarzustellen. Ich lebe in Montreal. Ich bin Einwanderer. Ich habe noch nie von diesem Unsinn gehört, nicht meine Frau, nicht ein anderer Einwanderer, den ich soeben angerufen habe, einfach niemand. Im Gegenteil, eine Menge von Gleichheits-Fanatikern wäre wegen so etwas schon lange lautstark auf die Barrikaden gegangen.
Es erinnert an die guten alten Zeitungsenten. Wenn sich ein Platz mit nichts besserem füllen ließ, dann wurde dort berichtet, dass irgendwo in der Welt ein Kalb mit zwei Köpfen geboren wurde. Weit weg natürlich, dass niemand auch nur auf die Idee kommen könnte, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Allerdings, die Zeiten ändern sich. Nicht nur Telefonleitungen sind rund um den Erdball verlegt, auch Internetkabel. Derartige Informationen, und ich meine jetzt nicht das doppelköpfige Kalb, sondern den IQ-Test für Einwanderer in Kanada, lassen sich in kürzester Zeit überprüfen.
Kanada setzt ein Punktesystem ein, wonach entschieden wird, ob Antragstellern die Einwanderung bewilligt wird. Bewertet werden dabei Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, Gesundheitszustand, Alter, Vermögen. Ein Intelligenztest muss mit Sicherheit nicht abgelegt werden.
Wenn ein Familienmitglied aufgrund geistiger Behinderung pflegebedürftig ist, wird der Einwanderungsantrag üblicherweise abgelehnt, was daran liegt, dass die Gesundheitsversorgung in diesem Land für alle Bürger, also auch für Einwanderer, kostenlos ist. Damit soll verhindert werden, dass Familien mit pflegebedürftigen Kindern in Massen nach Kanada pilgern, um zumindest die finanzielle Sorge los zu werden.
Der Stern hat übrigens bereits eine Ergänzung veröffentlicht. Demzufolge soll Ferber es ganz anders gemeint haben. Eine Richtigstellung, dass es in Kanada keine Intelligenzmessungen für Einwanderer gibt, erscheint in diesem Artikel nicht.
Dass die Völkervielfalt für Studien genützt wurde, die den durchschnittlichen messbaren Intelligenzquotienten verschiedener Rassen vergleicht, ist eine Tatsache. Dass, wie in diesem Zusammenhang Erwähnung fand, Chinesen besser abschneiden als Europäer, wurde statistisch festgestellt. Einem Journalisten aus Quebec wurde die Veröffentlichung der Studienergebnisse allerdings zum Verhängnis. Er schloss nämlich nicht nur Europäer und die durchschnittlich intelligenteren Asiaten ein, sondern auch die statistisch schlechteren Ergebnisse – und das ist im Zeitalter der „politischen Korrektheit“ natürlich völlig untolerierbar.