Eltern sind besorgt, wenn das eigene Kind ein anderes geschlagen, gelogen oder gestohlen hat. Sie haben Angst, dass es ihnen nicht gelingt, die richtigen Werte zu vermitteln, sie in der Erziehung versagen. Welche Werte sind besonders wichtig und wie gelingt es uns, diese zu vermitteln?
In erster Linie sollten sich Eltern darüber klar sein, dass sie eine Schlüsselrolle einnehmen. Kinder kopieren Verhalten, dass ihnen stetig vorgelebt wird. Wichtig ist, ein Vorbild darzustellen, das für Kinder nachahmenswert ist. Auch sollten Entscheidungen immer begründet werden.
Wie erlernt ein Kind Respekt?
Nur wenn man selber sein Gegenüber respektiert, kann man auch respektiert werden. Die Grundlagen hierfür liegen in der Erziehung. Es fängt damit an, dass ich auch mein Kind respektiere mit simplem Anklopfen an die Kinderzimmertür (ab einem gewissen Alter). Das ich ihm zuhöre und die Sorgen des Kindes nicht mit einem Satz wie „Das wird schon wieder“ zur Seite schiebe, sondern mit dem Kind zusammen nach Lösungen suche. Lebe ich meinem Kind vor, das es nicht notwendig ist den Nachbarn zu grüßen, wird das Kind es eindeutig auch nicht tun.
Mitgefühl wird im Kleinkindalter erlernt
Kleinkinder sollen mithilfe der Eltern herausfinden, dass andere die gleichen Gefühle empfinden wie sie selbst. Um dieses Mitgefühl bei den Kleinen zu stärken, empfehlen Experten Eltern die Methode der Induktion:
Wenn das Kind seiner Mutter auf den Arm haut, würde diese sich den Arm halten und mit traurigem Blick „aua, das tut weh“ sagen. Das Kind wird einen ähnlichen Blick aufsetzen und beginnen, die Mutter zu streicheln und zu trösten. Auch wenn das Kind einem anderem etwas wegnimmt, sollte man fragen, wie es sich fühlen würde, wenn man ihm etwas wegnimmt.
Durch eine übertriebene Reaktion auf das negative Verhalten werden die eigenen Gefühle für das Kind sichtbar und nachfühlbar. Es begreift mit der Zeit, das bestimmte Verhaltensweisen eine negative Reaktion beim anderen nach sich ziehen. Dabei sollte man dem Kind aber keine Schuldgefühle bereiten.
Fairness und Hilfsbereitschaft
Viele Kinder haben zu Beginn des Grundschulalters schon viele Wertvorstellungen verinnerlicht. Aber Eigenschaften wie Fairness und Hilfsbereitschaft sind in diesem Alter oft wenig ausgeprägt. Der Sinn für ausgleichende Gerechtigkeit bestimmt das Verhalten der Kinder. Alles muss genau geteilt werden, und wenn nur ein Spielzeug zur Verfügung steht, bekommt es jeder gleich lang. Will man diese Phase erfolgreich überwinden, sollte man an eine höhere Motivation appellieren.
Wenn ein Kind zum Beispiel nicht einsieht, warum es mehr Spielsachen wegräumen muss als sein jüngeres Geschwisterkind, kann man Argumentieren, „Weil er dein Kleiner Bruder ist und wir uns gegenseitig helfen“ und nicht „Weil man das so macht“.
Auf diese Weise geht es für das Kind um übergeordnete Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Fairness oder Hilfsbereitschaft und nicht mehr um die Arbeit, die getan werden muss.
Im späten Grundschulalter können die Eltern mit ihren Kindern schon über Gefühle anderer sprechen und die meisten Dinge lassen sich mit einfachen Worten erklären. Der Umgang miteinander – auch im Streitgespräch – soll respektvoll und fair sein. Auch Gespräche über dritte sollten nicht beleidigend oder herablassend auf das Kind wirken. Das gute Beispiel der Eltern vermittelt auch diese Werte.
Etwa mit Beginn der Pubertät ist die moralische Entwicklung und Wertvermittlung abgeschlossen. Jetzt geht es darum, das die Kinder das gelernte nicht wieder vergessen. Freunde, Clique und Schulklassen, aber auch Fernsehen, Computer und Internet haben einen immer größeren Einfluss auf unsere Kinder. Appellieren Eltern an die Friedfertigkeit ihrer Kinder, wird Gewalt durch Computerspiele und Horrorfilme bagatellisiert.
Hier ist die Medienerziehung gefragt: Ohne Frage ist es schwer für die Eltern genau zu wissen, was sich ihre pubertierenden Kinder im Fernsehen oder Internet anschauen. Trotzdem sollten sie überprüfen was und wie viel im Fernsehen geguckt und im Internet angeschaut wird. Auch sollten sie Interesse an den Sendungen und Spielen der Kinder zeigen. Wenn sie mit den Inhalten nicht einverstanden sind, sollte kein Verbot dieses zu spielen oder gucken ausgesprochen werden. Besser ist es mit den Kindern darüber zu sprechen und über deren Beweggründe sich so etwas anzuschauen, mit ihnen zu diskutieren.
Zum Schluss noch ein Appell zur Gelassenheit. Um zu lernen, müssen große und kleine Menschen auch Fehler machen. Je kleiner Menschen sind, desto mehr häufen sich die Verstöße gegen die guten Sitten. Das zeigt uns aber, dass das Kind noch Unterstützung braucht, um mit negativen Impulsen besser umzugehen versteht.
Der bekannte österreichische Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl schrieb:
„Das ist freilich auch wahr: Ein vollkommen guter Mensch wäre für nichts zu gebrauchen!“
Eltern ohne Kompass – wer gibt Kindern heute noch Richtung?
Bildernachweis:
Titelbild – Urheber: pressmaster / 123RF Lizenzfreie Bilder
Medienerziehung – CC0 Public Domain
Hilfsbereitschaft bei Kindern – Urheber: stylephotographs / 123RF Lizenzfreie Bilder