Donnerstag , 18 April 2024
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Die Welt ist nicht genug? Der Raubbau der Menschheit an der Natur „reicht“ für mehr als eine Erde!

Der WWF (World Wide Fund For Nature), eine der erfahrensten Umweltschutzorganisationen weltweit, kommt in einer Studie zu einer beunruhigenden Erkenntnis: Die Erdbevölkerung setzt dem globalen Ökosystem derartig zu, als habe sie – rein rechnerisch – eines zur Verfügung, das anderthalb Erden umfasst. Dieses Bild verdeutlicht eindrucksvoll, dass der sogenannte ökologische Fußabdruck die Ausmaße eines Gullivers besitzt, der die Natur nach und nach platt macht.

Nichts dazu gelernt: Raubbau an der Natur geht weiter

Schon im Jahr 2030 braucht die Menschheit die doppelte Kapazität wie heute, prophezeit der WWF – wenn die derzeitige Entwicklung nicht gestoppt wird. Bereits 20 Jahre später wäre bereits die dreifache Größe erforderlich. Sind das die Zukunftsaussichten, die wir unseren Kindern und Enkeln wünschen?

Foto: pixabay / WikiImages
Foto: pixabay / WikiImages

Mit der Messgröße ökologischer Fußabdruck (Global Footprint Network) kann veranschaulicht werden, wie stark einzelne Staaten oder Lebewesen die natürlichen Ressourcen der Erde beanspruchen und wie stark sie die Regenerationsfähigkeit einzelner Ökosysteme unterwandern. Dafür bedient sich der WWF der künstlich geschaffenen Maßeinheit Gha (globaler Hektar). Der ökologische Abdruck lässt erkennen, wie bestimmte Lebensstile die Biokapazität sowie Flächen eines bestimmten Umfangs beanspruchen. Als Basis dienen Siedlungen sowie die Produktion von Nahrungsmitteln. Es wird aber die Fläche miteinbezogen, die erforderlich wäre, damit der Ausstoß des Treibhausgases CO2 auf natürliche Art gebunden werden könnte.

Riesenabdrücke vergrößern sich seit 1996 um das Doppelte

Der WWF hat ermittelt, dass der ökologische Fußabdruck der Menschheit heute doppelt so groß ist wie im Jahr 1996. Er soll aktuell 18 Milliarden Gha betragen, das entspricht 2,7 Gha pro Person. Doch die Kapazität unseres blauen Planeten liegt auf der Grundlage einer natürlichen Erneuerung nur bei 12 Milliarden Gha bzw. 1,8 Gha, auf die Einzelperson bezogen.

Fazit: Die Menschen verbrauchen das Anderthalbfache an natürlichen Ressourcen als sich diese pro Jahr regenerieren. Die Gesamtrechnung liegt laut WWF vorrangig in den horrenden CO2-Emissionen begründet.

Ein besonders schlechtes Zeugnis wird den Bewohnern der wohlhabenden Länder ausgestellt. Deren ökologischer Fußabdruck ist um Einiges größer als der, den die Menschen in den Entwicklungsländern hinterlassen. Das liegt besonders an dem Lebensstil sowie an der hoch entwickelten Ökonomie in den Industriestaaten. Pro Kopf lassen sich die größten Abdrücke in Katar, Kuwait und den VAR feststellen, gefolgt von Dänemark, den USA, Belgien, Australien und Kanada. Am Ende der „Top Ten“ liegen die Niederlande und Irland. Deutschland rangiert zwar „nur“ auf Platz 30 – doch hätten alle Menschen auf der Erde denselben Umweltverbrauch wie jeder einzelne Bundesbürger, müsste diese 2,5-mal so groß sein, um den Bedarf zu decken.

Auch die Tiere leiden unter der Ausbeutung der Natur

Die WWF-Studie „Living Planet Report“ appelliert mit alarmierenden Zahlen aus dem Tierreich ebenfalls an unser aller Gewissen. Seit dem Jahr 1970 ist weltweit die Artenvielfalt um 30 Prozent reduziert worden. In tropischen Regionen ging sie sogar im Durchschnitt um 60 Prozent zurück. Um schockierende Bestandsaufnahmen wie diese umszusetzen, bedient sich der WWF eines eigens von ihm entwickelten Indexes. Für das Verschwinden ganzer Fauna-Arten von unserer Erde macht die Umweltorganisation die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, die Umweltverschmutzung und den globalen Klimawandel verantwortlich.

Eine Bilanz der Versäumnisse und Verharmlosungen

Genau betrachtet, belegt die neue Studie ein einziges Trauerspiel. Über fünf Millionen Förderer engagieren sich für den WWF, dessen Netzwerk in über 100 Ländern sowie seine erklärten Ziele. Er will der Zerstörung der Umwelt auf unserem Planeten Einhalt gebieten und dafür arbeiten, dass die Menschen zukünftig besser im Einklang mit der Natur leben. Wollen wir das nicht alle, und wissen wir nicht auch längst schon, dass diese Ziele nur erreicht werden, wenn die Menschen die biologische Vielfalt weltweit bewahren, die natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen und zugleich Verschwendung und Verschmutzung erheblich verringern?

Waren diese Themen nicht wiederholt Gegenstand von Gipfeltreffen politischer Führungspersönlichkeiten und Wissenschaftler? Hat das alles überhaupt nichts gebracht? Es sieht ganz danach aus. Wir brauchen derzeit nur auf zwei sportliche Großereignisse zu schauen, um uns den Raubbau mit Mensch und Natur vor Augen zu führen: die bevorstehenden Olympischen Winterspiele im russische Sotschi und die Fußball-WM 2022 in Katar, einem absolutistisch regierten Emirat und Anführer der Liste mit den größten ökologischen Fußabdrücken. Aber das sind nur zwei Beispiele von vielen. Wir Deutschen haben auch vor unserer eigenen Haustür genug ökologische Sünden zusammenzukehren.

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