Donnerstag , 25 April 2024
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Wellmanns Wilde Wochen – Begegnung mit dem Heiland

wellmanns_wilde_wochenWie Sie vielleicht wissen, gab es ja auch mal ein Leben vor dem Leben, also bei mir jedenfalls. Noch im letzten Jahr stand ich tapfer auf der Bühne, bevor man mich und die gesamte Redaktion des Wellmann eXtremkabarett-blogs, unter heftigen Zwangsmaßnahmen, in die Anstalt für auffällig gewordene Freidenker steckte, wo man versuchte mich zu einem braven Bürger zu machen. Doch trotz ausgefeilter technischer und pharmakologischer Hilfsmittel, kann ich sagen: Sie haben es nicht geschafft! Einige Monate vor diesem hinterlistigen Übergriff lernte ich in einem kleinen, äußerst geruchsintensiven Raum, welcher gemeinhin als Garderobe des Berliner Scheinbar Varietés bekannt ist, einen jungen, aufstrebenden Künstler kennen, der mich schon bei seinem ersten Auftritt in humoristische Verzückung versetzte. Und das ist bei mir, im Falle junger aufstrebender Künstler dieser Tage, gelinde ausgedrückt, nicht einfach.

Bewaffnet mit einem sonderbaren elektronischen Musikinstrument aus Japan und einer, wunderbar rotzfrechen Art, schmetterte er ein Liedchen von der kleinen Berliner Bühne, das sich so gar nicht in das Schema der heute so üblichen und hundertfach gesehenen Stand-up Comedy einpassen wollte und beim Publikum die gleiche Begeisterung auslöste wie bei mir. Der Name des, in Berlin Kreuzberg ansässigen Verbalterroristen, der sich mit Vorliebe von asiatischem Essen ernährt und sein Feierabend Bier gern im Stehen trinkt, war und ist C.Heiland. Und in den folgenden Monaten der Jahre 2008/09 machten wir dann auch in regelmäßigen Abständen, gemeinsam Deutschlands Klein- und Großkunstbühnen unsicher. Und wir hatten verdammt viel Spaß dabei. Etwa 18 Monate später und fern ab der Heimat, sehe ich den jungen Mann dann wieder, inzwischen nicht nur etwas älter geworden, sondern auch in der humoristischen Unterhaltungskünstler Szene, in Deutschland etabliert. Was aber das aller erfreulichste daran ist, ist die Tatsache, dass er sich dem „Mainstream“ weiterhin in keinster Weise angepasst hat. Um Sie jetzt nicht weiter auf die Folter zu spannen, und weil man sich Bühnenkünstler am Besten auf der Bühne anschaut, hier mal ein Video, aus der „Thomas und Helga Show“. Bühne frei, für… C.Heiland

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Natürlich habe ich meinen alten Bühnenpartner nicht einfach wieder so laufen lassen, ohne ihm ein paar Fragen zu stellen. (Das Interview wurde vor Veröffentlichung des Artikels aufgezeichnet)

Wellmann:
Hallo mein Lieber, wie ich sehe hast du die Zeit, die ich in der Anstalt war, produktiv genutzt. Aber sag mal, wer hat dir denn  die neue Frisur verpasst? Wieder mit dem Trödler an der Ecke getauscht?

Heiland:
Immerhin hab ich ´ne Frisur, im Gegensatz zu dir. Aber ohne Haare is ja auch schön, sagt meine Friseuse, da hatse nicht so viel tun. Ich dachte, ich pass mich jetzt jedem TV-Format Frisur technisch an. Also wer weiß, wie ich aussehe, wenn du mich beim nächsten Mal siehst. Hauptsache, meine Stimme bleibt dieselbe.

Wellmann:
Ja…, stimmt. Wirst ja auch nicht jünger. Zur Zeit spielst du dein neues Solo-Programm „Scheiße ist das schön“ in der Berliner UFA Fabrik, erzähl doch mal einen Schlag darüber und wo es demnächst noch läuft.

Heiland:
Ja, ich spiele gerade mein neues Programm und genieße es, weil zum ersten Mal Publikum da ist! Das ist ein ganz neues Gefühl – aber schön! Neben Plaudereien aus dem Alltag kann man mich singen und vier verschiedene Omnichordmodelle hören. Überdies greife ich zur Gitarre, einer automatischen Harfe und dem wahnsinnigen Instrument Otamatone aus Taiwan. Somit fröne ich weiterhin meiner Asienaffinität. Mein neues Buch „C. Heiland in Haikuland“ beschäftigt sich auch mit diesem Thema: es beinhaltet 51 Haiku, eine alte japanische Gedichtform, zu denen ich je ein Bild gemalt habe. Es ist ein literarisch hochwertiges Juwel! Diese Dinge inklusive eines ansprechenden Äußeren werde ich z.B. am 14.11.2010 in der Scheinbar in Berlin präsentieren…

Wellmann:
Was ich mich schon damals immer gefragt habe, als ich noch nicht in Rente war  und auch jetzt, wenn ich mir das Video anschaue, hat dich eigentlich schon mal eine der angesprochenen Personen irgendwie tätlich angegriffen? Hier und da siehste die ja jetzt schon mal oder? Was mit Sonja Kraus inne Garderobe passiert ist will ick vielleicht gar nicht so jenau wissen.

Heiland:
Sag ich auch nicht. Aber ich habe gelogen: ich hab gar keine Friseuse! Ich habe einen Friseur: Till Schweiger. Soviel zu tätlichen Angriffen…

Wellmann:
Verstehe, warum hab ich das jetzt gewusst…Gibt es etwas was du unseren Lesern zu den aktuellen Ereignissen, z.B. Stuttgart 21, Friedensnobelpreis, oder das Wetter mit auf den Weg geben möchtest?

Heiland:
Stuttgart 21? Weiß ich doch nicht, was 1921 in Stuttgart war! War echt ne Niete in Geschichte, sorry. Das Wetter find ich an sich gut. Aber ich fahr bald wieder den Winter über nach Stockholm, wo ich ja weite Teile des Jahres wohne, um die Dunkelheit zu genießen. Und Frieden ist echt nobel, das stimmt und kommt auch aus Schweden, glaub ich…

Wellmann:
Vielen Dank! Ich sag deinem Betreuer Bescheid, dass er dich wieder abholen kann. Bis bald.

 

http://www.c-heiland.de

http://www.scheinbar.de

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