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Swissair-Crash: Wenig Fakten, doch viele offene Fragen

swissair_111_screenshotVon den Angehörigen der Opfer abgesehen, der Absturz von Swissair Flug 111 im September 1998 ist lange vergessen. Das Urteil der Untersuchungs-Kommission TSB lautet: Es war ein Unfall! Umso störender erscheinen die plötzlich ans Tageslicht gekommenen Erfahrungen eines kanadischen Ermittlers. Ohne dass auch nur die wichtigsten kriminaltechnischen Schritte unternommen waren, erhielt er schon zehn Tage nach dem Absturz den Auftrag, keine weiteren Untersuchungen durchzuführen. Von diesem Zeitpunkt an ging es nur mehr darum, die Ursache des Unfalls herauszufinden. Alle Bemühungen, mögliche Sabotage nachzuweisen, wurde unterbunden.

Am Freitag abend strahlte der staatliche kanadische Fernsehsender CBC eine Dokumentation über Ungereimtheiten in den Untersuchungen der Absturzursachen von Swissair Flug 111, am 2. September 1998 vor der Küste Nova Scotias, aus. (Video bei CBC in volle Länge – englisch.) Es ging in erster Linie um die Erfahrungen Tom Jubys, einem Kriminalbeamten der kanadischen Polizei, der in mehr als 100 Fällen von Brandstiftung sowie mehr als einem Dutzend Flugzeugabstürzen ausreichend Erfahrung gesammelt hatte.

Am Abend des 2. September 1998 startete eine Maschine vom Typ MD-11 der Swissair vom New Yorker John F. Kennedy Airport mit Zielflughafen Genf. Rund eine Stunde später meldete der Pilot Rauchentwicklung an Bord. Um 22:31 Uhr Ortzeit zerschellte die Maschine beim Aufprall auf der Meeresoberfläche. Alle 229 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Die folgenden Ermittlungen wurden von der kanadischen Flugunfallsuntersuchungsbehörde TSB (Transportation Safety Board) geleitet, deren erste Aufgabe es ist, Schwachstellen in der Flugsicherheit ausfindig zu machen. Wie in der Dokumentation erklärt wurde, wäre eine kriminaltechnische Untersuchung Aufgabe der kanadischen Polizei RCMP (Royal Canadian Mounted Police) gewesen. Doch, so berichtet Tom Juby, sein Vorgesetzter habe ihm nach nur zehn Tagen bereits mitgeteilt, dass ein technisches Gebrechen als Unfallursache feststünde. Juby stellt diesbezüglich jedoch klar, dass kriminaltechnische Ermittlungen eine Überprüfung der Passagiere beinhalten. Und zwar nicht nur einen Blick auf ihre Namen, sondern das Sammeln detaillierter Informationen. Sorgfältige kriminalistische Arbeit sollte beinhalten, nach einer möglichen Zielperson für einen Anschlag zu forschen. Obwohl sich mehrere prominente Passagiere an Bord befanden, wurde in dieser Richtung absolut nichts unternommen.

Ähnliche Untersuchungen sollten bezüglich der Luftfracht durchgeführt werden. Immerhin befanden sich in dieser Maschine Diamanten und andere Edelsteine, Gold und Bargeld mit einem Gesamtwert von fast einer halben Milliarde Dollar. Jubys Angaben zufolge, wurden nicht einmal die Adressen der involvierten Unternehmen überprüft.

Jubys offizieller Auftrag beschränkte sich somit auf das Beobachten der Ermittlungen von TSB. Millionen von Einzelteilen, die kleinsten davon nicht größer als eine Münze, wurden vom nur 55 Meter tiefen Meeresboden eingesammelt. Zweifellos war die Maschine beim Aufprall zerschellt. Als einzige diesbezügliche Besonderheit wurde eine erhöhte Konzentration von Magnesium festgestellt. Wieder wurden Jubys angestrebte Untersuchungen, ob diese einem vorbereiteten Brandsatz entstammen könnten, von seinen Vorgesetzten unterbunden. Seiner Überzeugung nach, kam diese Weisung von höchster Stelle.

Nicht unberechtigt, wurden rasch nach der Ausstrahlung der besagten Dokumentation Kritiken laut, dass die Präsenz von Magnesium noch lange nicht auf einen Brandanschlag schließen lässt. Meerwasser enthalte schließlich eine hohe Konzentration dieses Minerals und die meisten der eingesammelten Flugzeugteile wurden erst nach Monaten geborgen.

Tom Juby, dessen Zweifel an der Unfall-Version bis heute nicht geschwunden sind, wurde im Jahr 2002 zwangspensioniert. Vorwürfe wurden laut, dass er sich mit diesem Bericht lediglich dafür zu revanchieren versuchte. Dass sich der kanadische Sender CBC jedoch dafür hergibt, ist weitgehend auszuschließen. Angefertigt wurde die Dokumentation von Lyndon McIntyre, einem renommierten und mehrfach preisgekrönten Journalisten.

Kritiken an dieser Dokumentation beschränken sich in erster Linie darauf, dass die Aussagen eines einzigen Mannes dem Bericht der Untersuchungskommission entgegen gestellt werden. Eindeutige Indizien, dass ein Brandsatz oder eine Bombe an Bord gewesen sei, fehlen tatsächlich. Allerdings, wesentliche kriminaltechnische Schritte, das Überprüfen, ob es sich um einen möglichen Anschlag gegen einen prominenten Passagier gehandelt haben könnte, wurden unterlassen. Auch bezüglich der kostbaren Fracht wurden keine Ermittlungen angestellt. Wie Lyndon McIntyre am Ende wissen lässt, wurde nicht ein einziger Edelstein am Meeresboden gefunden.

Dass die Maschine eines Versicherungsbetruges wegen zum Absturz gebracht worden sein könnte, ist mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen. In so einem Fall wäre eine Vertuschung auf höchster Ebene kaum möglich. Rein theoretisch könnte jedoch insofern ein Zusammenhang bestehen, falls ein, auf Geheimdienstebene geplantes, Attentat eine bestimmte Person höchst unauffällig zu beseitigen versuchte. In so einem Fall wäre es nicht auszuschließen, dass ein Mitwisser des Planes aus dieser Situation Profit schlagen wollte.

Zugegeben, diese Möglichkeit klingt höchst spekulativ. Kriminaltechnische Ermittlungen könnten schließlich sehr rasch einen Zusammenhang herausfinden. Allerdings, gerade diese wurden unterbunden. Und gerade dies scheint Tom Ruby nicht ruhen zu lassen. Seine Argumente waren immerhin überzeugend genug, um Lyndon McIntyre dazu zu bewegen, die lange vergessenen Ungereimtheiten um den Absturz von Swissair Flug 111 wieder aufzurollen.

Übrigens, in einigen der Kommentare zu dieser Dokumentation bzw. zu Berichten darüber findet das Wort „Verschwörungstheorie“ Verwendung. Wenn jeder Zweifel an Behauptungen, die von offiziellen Stellen abgegeben werden, sofort in die Verschwörungsecke verdrängt wird, dürfen wir auch in Zukunft nicht mit mehr Transparenz rechnen. Letztendlich handelt es sich bei diesem Vorfall um einen von vielen Puzzle-Steinen, die in ihrer Gesamtheit das traurige Bild vermitteln, dass zu vieles von dem, was auf der Welt geschieht, im Hintergrund verborgen bleibt.

 

CBC  – The Fifth Estate: Swissair 111 – The Untold Story

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