Donnerstag , 25 April 2024
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Folter im Namen der Gesundheit

folterklinik behandlung„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Art. 1 GG), ist eines der Gesetze, die eigentlich weltweit gelten sollten. Doch wie es scheint, wird unter dem Deckmantel der Medizin, Wissenschaft und Therapien dieser Grundsatz mit Füßen getreten, denn schockierende Bilder und Tatsachen im Rahmen der sogenannten „aversiven Therapie“ aus den USA, lassen diesen Grundsatz zu einem Hohn werden, der hunderten Kindern und Erwachsenen Jahr für Jahr zum schmerzhaften Verhängnis wird.

Sie gelten als schwer verhaltensgestört und folglich behandlungsbedürftig. Kinder und Erwachsene, die mittels der Aversionstherapie eigentlich zur Behandlung von Suchtkranken entwickelt und selbst da umstritten – wieder zu gesunden und normal funktionierenden Menschen werden sollen, die der Gesellschaft angepasst sind. Schockierende Methoden der Behandlung solcher „Patienten“ konnten unlängst von der internationale Behindertenhilfsorganisation Mental Disability Rights International (MDRI) aufgedeckt werden, die bei weitem fernab jeglicher menschlicher und medizinischer Therapien anzusiedeln sind. Methoden, die dafür gesorgt haben, dass sich die Mitarbeiter der Organisation an den UN-Sonderbotschafter für Folter gewendet haben, denn was sich hinter den Türen des Judge Rotenberg Centers in Massachusetts abspielt, hat in keiner Weise mehr mit der medizinischen Hilfe unter dem Eid des Hippokrates zutun.

In ihrem 67-seitigen Bericht „Torture Not Treatment“ (PDF, englisch) vermittelt die Menschenrechtsorganisation äußerst glaubwürdig, was sich in der Klinik abspielt. Verhaltensgestörte Kinder und Erwachsene werden dort nach dem Kenntnisstand der Organisation nicht nur gefesselt und angekettet, sondern zudem mit eigens entwickelten Elektroschockgeräten „behandelt“, um gewünschte Veränderungen im Verhalten zu erzwingen. Behavioral Research Lesson wird dieses Vorgangsweise genannt, die selbst im Jahre 2010 wehrlose Kinder und kranke Erwachsene zu Verhaltensweisen umkonditionieren soll, die sie dazu bringt, unter Schmerzen und Ängsten  wieder normal und ohne Störungen in der Gesellschaft integriert zu sein. Der Inhaber der Klinik Matthew L. Isreal hat die Methode der Behandlung nach dem Vorbild des Behavioristen Skinner erlernt und nach eigenem Gusto die Behandlungsmethode einer Verfeinerung unterzogen. Konditionierung heißt folglich auch das Schlüsselwort, das bei der aversiven Therapie in dieser Klinik eingesetzt wird, was im übertragenen Sinne als Training dessen zu bezeichnen ist, was augenscheinlich innerhalb einer Therapie erzielt werden soll.

Konditionierung erwünschter Verhaltensweisen mittels 45 Milli-Ampere

folterklinik patientDamit es zu den gewünschten Zielen kommt, werden den unschuldigen Kindern oft über Jahre spezielle Elektroschockgeräte permanent auf dem kleinen Körper fixiert und über einen ferngesteuerten Graduated Electronic Decelerator (GED) nach Wunsch, oder Perversion, der „Ärzte und Mitarbeiter“ der Klink ihren Einsatz finden. Zur Konditionierung und folglich Heilung wohlbemerkt. Besieht man sich die Tatsache, dass herkömmliche Elektroschocker mit maximal 4 Milliampere Stromstärke arbeiten, hingegen die in der Klinik verwendeten Geräte 45 Milliampere leisten – in Spitzen sogar bis zu 91 – wird rasch ersichtlich wie schmerzhaft und gefährlich diese für die betreffenden Kinder und Erwachsenen sind, die sich in Behandlung befinden. Rund 190 verhaltensgestörte Patienten finden sich in diesem Therapie-Center, das sich mit den Foltermethoden eine goldene Nase verdient, denn ein derartiger Therapieplatz kostet im Jahr durchschnittlich 220.000 Dollar pro Patient. Sinnigerweise wurde das Elektroschockgerät vom Klinikgründer und Direktor selbst erfunden. Die Herstellung dieser Geräte findet ebenfalls in der Klinik statt.

folterklink fixierschellenSeit 1989 werden diese Geräte im Rahmen der Therapie nicht nur bei verhaltensgestörten kleinen und großen Patienten eingesetzt, sondern auch bei Autisten. Tag und Nacht bleiben die Elektroschockgeräte auf den Körpern der Patienten fixiert und werden selbst unter der Dusche nicht abgenommen. Die Therapie umfasst hierbei laut MDRI auch die Tatsache, dass für besondere Strafbehandlungen, unter dem Deckmantel der Konditionierung, die Patienten festgebunden und mit den Stromschlägen traktiert werden. Wehrlos, hilflos. Nach Ansicht der Therapeuten (und dem Kenntnisstand der Organisationsmitarbeiter) berge diese Methode den Vorteil, dass somit dauerhafte Fixierungen oder riskante Medikamente unnötig werden würden. Ein Video, das den neuen Mitarbeitern aufzeigen soll, dass diese Elektroschläge einem Bienenstich ähneln, soll den Aussagen eines ehemaligen Mitarbeiters nach (im Gespräch mit der Behindertenorganisation MDRI), von der Tatsache ablenken, dass „die Patienten unter ständiger Angst leben und beispielsweise bei einem Kind die Haut nach verbranntem Fleisch riecht, weil es zu viele der Elektroschocks bekam.“

Um solch eine Behandlung zu erhalten genügen scheinbar schon minimale Vergehen der Kinder, die zudem mit Essensentzug oder auch Isolation ergänzt werden. MDRI, sowie weitere 30 Organisationen, die sich für behinderte Menschen einsetzen, fordern bereits seit längerem das gesetzliche Verbot solcher „Therapien und deren Methoden“. Kleiner Lichtblick für all die gefolterten Kinder und Erwachsenen: Im vergangenen Jahr leitete das US-Justizministerium eine Überprüfung des Centrums an. MDRI selbst hat bei dieser Thematik eigentlich nur all die Tatsachen zusammengefasst, die der Öffentlichkeit mit Dokumenten zugänglich sind, jedoch scheinbar nicht wahrgenommen wurden oder nachwievor werden. Im Rahmen dieser Berichtserstattung wirft sich jedoch die Frage auf, ob, da vielfältige Therapiemethoden aus den USA auch in Deutschland ihren Einsatz finden, derartige „Konditionierungsversuche“ unter der Titulierung „aversive Therapie“, nicht auch hier im Lande durchgeführt werden.

Das Judge Rotenberg Center weißt auf seiner Webseite die erhobenen Vorwürfe selbstverständlich komplett zurück.

 

MDRI Homepage

Judge Rotenberg Center bei Wikipedia (englisch)

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