Donnerstag , 28 März 2024
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Selbstwahrnehmung – Wie wir uns im Spiegel sehen

Die Wahrnehmung und bildliche Vorstellung des eigenen Körpers wird als Körperschema bezeichnet. Das Bild, das sich jeder Mensch von seinem Körper macht, ist dabei nicht nur von der sichtbaren Gestaltung des Körpers abhängig, sondern auch von der Bewertung im Vergleich mit anderen Körpern, die vom eigenen Gehirn automatisch vorgenommen wird. Was als gut oder schlecht eingestuft wird, hängt von der Reaktion anderer Menschen und der Ausprägung des jeweils eigenen Ästhetikempfindens ab. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Im Normalfall hilft uns die Wahrnehmung, wie wir auf andere Menschen wirken, bei der Kommunikation und sozialen Interaktion. Diese hat aber wiederum auch Einfluss auf unsere Selbstwahrnehmung – und das nicht immer zu unserem Vorteil. Der Glaube daran, im Vergleich mit anderen Menschen schlecht abzuschneiden, führt oft zu Hemmungen und einem Rückzug aus der Gesellschaft. Dabei sind viele der als Missbildung empfundenen körperlichen Merkmale für andere Menschen kaum oder gar nicht erkennbar.

spiegelbildEines der krassesten Beispiele für diese Körperdysmorphe Störung ist die Magersucht. Trotz Untergewichtes nehmen sich die Betroffenen als zu dick wahr und hungern sich buchstäblich zu Tode. „Anorexia nervosa“ – nervlich bedingte Appetitlosigkeit heißt Magersucht in der Fachsprache. Es gibt wiederkehrende Gemeinsamkeiten bei Patienten mit einer Körperdysmorphen Störung (KDS), aber die genaue Ursache ist bisher nicht bekannt. Trotzdem gehen Mediziner davon aus, dass KDS, wie auch im lateinischen Namen für Magersucht erkennbar, eine psychische Störung ist.

In Los Angeles haben jetzt amerikanische Forscher erstmals die Hirnfunktionen von Menschen mit KDS untersucht. Dafür wurde im Magnetresonanztomographen ihre Gehirnaktivität bei der Betrachtung verschiedener Fotos aufgezeichnet. Dabei stellte sich heraus, dass es KDS-Patienten, im Vergleich mit nicht betroffenen Kontrollpersonen, schwerer fiel auf Bildern Objekte richtig zu erkennen und zuzuordnen, wenn nur deren Umriss ohne zusätzliche Details erkennbar war. Beim Betrachten dieser Bilder konnten die Wissenschaftler außerdem eine gesunkene Aktivität im Sehzentrum des Gehirns der Patienten verzeichnen.

Das weist darauf hin, dass für Körperdysmorphe Störungen viel stärker körperliche Fehlentwicklungen als Ursache in Betracht gezogen werden müssen, als dies bisher der Fall ist – eine Entwicklung, die sich allmählich immer häufiger für „psychische“ Krankheiten abzeichnet, je besser durch neue Verfahren deren genaue Wirkungsweise untersucht werden kann. Jamie Feusner, Leiter des Programms an der University of California, Los Angeles; „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt, um herauszufinden, was in den Hirnen von Menschen mit KDS falsch läuft. So können wir Behandlungen entwickeln, um ihre Selbstwahrnehmung zu verändern„. Die Chancen für Heilung stünden damit gut. Erst vor wenigen Wochen hat die Max-Planck-Gesellschaft bei einer Studie über die Wahrnehmungsprozesse herausgefunden, dass wir auch unsere Wahrnehmung trainieren und dadurch ändern können. Ein guter Anfang wäre es zu begreifen, dass Menschen mit Dysmorphophobie tatsächlich krank und nicht „nervös„, oder „labil“ sind.

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