Donnerstag , 25 April 2024
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Fukushima: Täglich neue Horrormeldungen

tokio_belebte_strasseRadioaktive Strahlung ist heimtückisch. Je nach Intensität, kann es Jahre dauern, bis sich die Auswirkungen bemerkbar machen. Und selbst dann ist es nicht offensichtlich, wodurch der Krebs wirklich ausgelöst wurde. Die mittels Geigerzähler gemessenen Strahlungswerte bieten nicht nur bloß bedingte Informationen zu den Gefahren, sogenannte „Hot Particles“, hoch verstrahlte Teilchen in der Luft, entziehen sich den Messungen. Und gerade diese werden durch die Winde rund um den Erdball verteilt. Sie setzten sich in der Lunge, im Verdauungstrakt und in den Knochen ab. Und niemand weiß, dass sie sich im Körper befinden.

Auch lange anhaltende Katastrophen bringen einen Gewöhnungseffekt mit sich. Denken wir bloß an die Ölpest im Golf von Mexiko. Sobald kein weiteres Öl mehr austrat, verklangen die Fragen nach dem Gesundheitszustand der Bewohner in der Region, die auch heute noch regelmäßig giftige Chemikalien einatmen. Die Krankheitssymptome werden sogar von lokalen Ärzten als Grippe, Verdauungsstörungen oder Allergien behandelt. Trotz größter Bemühungen der Meeresbiologin Riki Ott, ignorierten die Medien uniform die Folgeerscheinungen. Am Meeresboden wird weiter gebohrt. Giftige Chemikalien werden weiter eingeatmet.

Dreißig Kilometer vom AKW Fukushima entfernt, leben Menschen und  gehen wie gewohnt ihrer Arbeit nach. Kinder werden mit Gesichtsmasken und Hüten zur Schule geschickt. Der Hilferuf einer verzweifelten Mutter blieb ungehört.

Gelegentlich lesen wir über Messresultate von Geigerzählern. 950 Millisievert pro Stunde in direkte Nähe der undichten Reaktoren. Oder, 5,77 Microsivert/h auf den Gehsteigen von Tokio. Was besagen diese Werte?

Wikipedia klärt auf, dass 1 Millisievert pro Jahr als unbedenklich eingestuft wird. Als Eingreifrichtwert für langfristige Umsiedlung werden 100 Millisievert pro Jahr angeführt. Und was passiert bei Werten, die zwischen 2 und 99 liegen? Noch verwirrter werden die Angaben dadurch, dass einmal von Milli-, dann wieder von Microsievert berichtet wird. Einmal pro Stunde, dann pro Tag und dann wieder pro Jahr. Tatsache ist, dass jede erhöhte Strahlung ein Gesundheitsrisiko darstellt. Und was lässt sich, nach mehr als einem halben Jahrhundert der Nutzung von Atomenergie, 100.000 Tonnen im Meer entsorgten Atommülls, unzähligen Tests von Atombomben, Austritt radioaktiver Strahlung aus Atomkraftwerken, Verwendung von Uran-Munition in Kriegsgebieten, noch als „natürlich Strahlung“ bezeichnen?

Dass der Super-GAU schon wenige Stunden nach der Naturkatastrophe vom 11. März in Japan eingesetzt hat, findet mittlerweile weitgehend Bestätigung. Dass in drei der Reaktoren die Kernschmelze eingetreten ist, wird nicht mehr geleugnet. Dass es zumindest Monate dauern wird, bis die Brennelemente unter Kontrolle gebracht werden könnten, wird nicht mehr bestritten. Mehrere Monate? Gibt es überhaupt Hoffnung, den Schmelzvorgang jemals zu einem Ende zu bringen?

Der Atomingenieur Arnie Gundersen ist unumstritten ein Experte. In einem Gespräch mit John King von CNN gab er sich wenig optimistisch und sprach von zumindest einem Jahr, bis keine weitere Strahlung mehr austreten wird. Gleichzeitig klärte er aber über Tatsachen auf, die bis dato der Öffentlichkeit vorenthalten wurden. Hier ebenso wie in Japan.

Die Messungen mittels Geigerzähler funktionieren einwandfrei im Umfeld von radioaktiven Wolken. Hochverstrahlten Teilchen, genannt „Hot Particles“, verteilen sich jedoch in der Luft und entgehen, aufgrund ihrer winzigen Größe, den Messungen. Gundersens erklärt, dass die Bewohner von Tokio im Durchschnitt jeden Tag zehn dieser Partikel einatmen. Für die, an der amerikanischen Westküste gelegenen, Stadt Seattle sprach er von fünf Teilchen pro Tag.

Ob es für die Bevölkerung Anlass zur Beunruhigung geben könnte, wollte John King wissen. Die Antwort kam langsam und überlegt. Jeder Mensch atmet täglich etwa zehn Kubikmeter an Luft ein. In Seattle bedeutet dies, dass durchschnittlich fünf dieser strahlenden, geladenen Partikel aufgenommen werden, die sich im Lungengewebe festsetzen. Gundersen rät zum gründlichen Waschen von Obst und Gemüse. Doch jene Teilchen, die sich in der Luft befinden, verfolgen uns.

Auch wenn Gundersen keine Erwähnungen zur Luftqualität in Europa äußerte, stellen wir einen kurzen Vergleich an. In Tokio befinden sich in zehn Kubikmetern Luft zehn Hot Particles. 7.687 km weiter nordöstlich, in Seattle, beträgt die Konzentration noch die Hälfte davon. Weitere 8.000 km östlich liegt Deutschland. Restlos verschwunden sind sie bis dorthin mit Sicherheit nicht.

Zum Abschluss konfrontierte John King Gundersen noch mit zwei Bildern des Kraftwerkes in Fukushima. Waren im März noch mächtige Dampfwolken über der Anlage erkennbar, erscheint die Situation mittlerweile deutlich verbessert. Allerdings nur für das Auge. Wegen der noch kalten Temperaturen im März, war der Dampf sichtbar. Abgenommen hat die Strahlung seit damals jedoch keineswegs. Außerdem sprach Gundersen von „enormen Mengen radioaktiver Flüssigkeit“, die von Fukushima aus in die Umwelt gelangen.

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