Freitag , 29 März 2024
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Altersvorsorge: Mit Begeisterung und Sport vermeidet man Demenz

gerald_huetherAltersdemenz wird in Deutschland zunehmend ein volkswirtschaftliches Problem. Bis 2050 rechnet man mit rund 2,4 Millionen Demenzkranken, so die Prognosen, wobei die Leidtragenden zumeist deren Angehörige sind. Wer sich durch krankhaftes Vergessen dem Leben entzieht, rückt für sein gesundes Umfeld zunehmend in eine buchstäblich andere Welt. Die Angehörigen stehen so dem Problem einer betreuungs- und kostenintensiven Pflege gegenüber. Und da die Formen der Demenz nicht heilbar sind, werden Lösungen gesucht, dieser vorzubeugen. Eine davon scheint sich jetzt laut einer Studie der Universität Pittsburgh abzuzeichnen: Bewegung, so lautet die Zauberformel.

Das Gehirnvolumen nimmt pro Lebensjahr um ein bis zwei Prozent ab. Genaugenommen ist damit der mittlere Bogen des Limbischen Systems gemeint. Jenem Teil im Stammhirn, der auch als „Hippocampus“ oder Temporallappen bezeichnet wird und die zentrale Schaltstation dieses evolutionär ältesten Teiles des menschlichen Gehirns darstellt. Je ein Temporallappen steuert die rechte und linke Gehirnhälfte. Sind diese beiden Hippocampi gestört oder wurden sie gar entfernt, können keine neuen Erinnerungen geformt werden – das Langzeitgedächtnis bleibt erhalten, aus dem Kurzzeitgedächtnis fließt aber nichts Neues nach. Man vergisst einfach. Aber auch Emotionen werden in diesem Teil des Gehirns verarbeitet und bei großem emotionalem Stress kann das Hippocampussystem Schaden nehmen. So zeigen Menschen mit schweren Traumata (z.B. Vietnamerfahrungen, Kindesmissbrauch) eine Volumenreduktion der Hippocampusformation, wobei auch körperliche Abbauprozesse diese Hirnstruktur schädigen können.

Was die Studie der Universität Pittsburgh nun zeigt ist, dass leichte Bewegung den Volumenverlust der Hippocampi verringern hilft. „In der Vergleichsstudie untersuchten die Wissenschaftler 120 Frauen und Männer im Alter von 55 bis 80 Jahren. Vor Studienbeginn zeigten alle Teilnehmer keine diagnostischen Hinweise auf eine bevorstehende Altersdemenz. Bevor die Studie startete, analysierten die Forscher mit Hilfe der Magnetresonanztomographie die Hirngröße aller Probanden. Danach wurden alle Studienteilnehmer in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Die eine Studiengruppe erhielt einen leicht durchzuführenden Sport-Trainingsplan, die zweite Gruppe sollte jeden Tag Dehnübungen durchführen, ohne sich körperlich zu beanspruchen.“, so das Fachportal für Naturheilkunde und Naturheilverfahren. Die Gruppe, welche leichte Aerobic-Übungen ausführte, zeigte ein Volumenwachstum von rund zwei Prozent der Hippocampi. Die andere Gruppe, welche Dehnungsübungen ausführte, konnte in diesem Teil des Gehirns nur rund 1,4 Prozent Volumenwachstum vorweisen. Die Forscher schließen aus dieser einjährigen Vergleichsstudie, dass der Botenstoff BDNF, der bei Bewegung gebildet wird, die Neuronen schützt und neue Synapsen entstehen lässt. Die Schlussfolgerung daraus: Es ist nie zu spät für gemäßigten Sport.

Ganz anders sind die Aussagen von Gerald Hüther zum Thema Neuronen und Gehirnvolumen. Hüther, Neurobiologe und Brückenbauer für die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung der Universität Göttingen, ist der Überzeugung, dass das Gehirn sich am besten entwickelt, wenn man mit Begeisterung tätig wird. Er nimmt den Faktor „Emotion“ mit ins wissenschaftliche Untersuchungsfeld. Wer also etwas mit Begeisterung tut, verhindert damit auch Stress – großer Stress schädigt die Hippocampusformation – und regt das Wachstum der Synapsen im Gehirn an. Der bekannte Sachbuchautor und Forscher geht sogar noch weiter und meint: „Je mehr Angst ein Mensch vor der Demenz hat, umso eher bekommt er sie.“ Das Gehirn sei wandlungsfähig und dynamisch bis ins hohe Alter. „Wer mit Begeisterung Chinesisch lernt, weil er sich im Alter von 70 Jahren in eine Chinesin verliebt hat, wird diese Sprache leicht erlernen.“ Und wer sich selbst Stress bereitet, der blockiert damit sein eigenes Begeisterungspotenzial.

Verbindet man die beiden Zugänge nun in Sachen Demenz, dann könnte das Credo lauten: Wer mit Begeisterung sanften Sport betreibt, fördert die eigene Gesundheit und schützt sich so vor dieser Volkskrankheit. „Begeisterung ist Dünger fürs Gehirn“ (Zitat Hüther), und es kommt anscheinend auf die persönliche Einstellung zum Leben an, ob Demenz im Alter ein Thema wird oder nicht.

Quellen:

http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/bewegung-kann-gehirnleistung-verbessern-34974.php

http://www.krebsforum.at/forum/index.php?action=printpage;topic=2008.0

http://www.faskinder.de/02_folgen/trauma_huether.htm

http://www.gerald-huether.de/populaer/audio/vortraege/index.php

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