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Fukushima: Mehr als ein Drittel aller Kinder leidet an Erkrankung der Schilddrüse

japanese children sportsEine von der Präfektur Fukushima an insgesamt 38.114 Kindern durchgeführte Studie stellte in 35,8% der Fälle Zysten oder Knoten an der Schilddrüse fest. Eine vergleichbare Studie aus dem Jahr 2001 zeigte bloß 0,8% Erkrankungen. Die Folgen negativer Einflüsse durch die Umwelt, von Kunststoff über Chemikalien und Pestizide bis hin zu radioaktiver Strahlung, machen sich bei heranwachsenden Menschen besonders stark bemerkbar. Den meisten in der Umgebung von Fukushima lebenden Familien bleibt nichts anderes übrig als sich mit der Situation abzufinden.

Nicht immer ist es einfach, aus oft konträren Berichten bezüglich der Auswirkungen nuklearer Verseuchung objektive Schlüsse zu ziehen. Befürworter der Kernenergie beschuldigen Atomkraftgegner der Panikmache, während diese wiederum behaupten, dass die Probleme von der Kernkraftlobby vertuscht werden.

Diese Diskrepanz zeigt sich am deutlichsten bei den Angaben zu den Todesopfern des Tschernobyl-Unglücks im Jahr 1986. Dazu schreibt Wikipedia:

Laut WHO und IAEA (2006) starben knapp 50 Menschen an der Strahlenkrankheit. In den drei am stärksten betroffenen Ländern sei aufgrund der erhöhten Strahlenexposition mit etwa 9000 zusätzlichen tödlichen Krebs- und Leukämieerkrankungen zu rechnen.“

Im Jahr 2007 erschien eine russische Studie mit dem Titel: „Tschernobyl: Die Konsequenzen der Katastrophe für Mensch und Umwelt!“, die im Jahr 2009 von der New Yorker Akademie der Wissenschaften auf Englisch übersetzt wurde. Die Arbeit enthüllt, dass allein von den 800.000 Liquidatoren (Aufräumarbeitern) bis zum Jahr 2005 100.000 Strahlenerkrankungen erlagen. Kritiker dieser Studie behaupten, dass viele der berücksichtigten Todesfälle, in der Sowjetunion, in Europa und auch in den Vereinigten Staaten, nur indirekt mit dem Unfall im Kernkraftwerk von Tschernobyl in Verbindung zu bringen seien. Die Kluft zwischen den offiziellen Zahlen von WHO und IAEA und einer aus dieser Studie hervorgehenden Zahl von einer Million ist jedenfalls beachtlich, selbst wenn wir die Hälfte oder gar zwei Drittel davon als Übertreibung streichen. „Chernobyl: Consequences of the Catastrophe for People and the Environment” ist übrigens seit kurzem kostenlos als PDF-Download erhältlich.

Die durch nukleare Strahlung ausgelösten Gesundheitsschäden entwickeln sich langsam und heimtückisch. Selten wird auf einen möglichen Zusammenhang zwischen ständig steigenden Krebsfällen und der weltweit ebenfalls steigenden Belastung durch Strahlung verwiesen. Vermutlich ist es auch selten möglich, radioaktive Strahlung zweifelsfrei als Auslöser von Krebs nachzuweisen. Wenn allerdings, wie es in Fukushima nun festgestellt wurde, mehr als ein Drittel der Kinder von Zysten und Knötchen an der Schilddrüse befallen sind, dann wäre es absurd, die von den beschädigten Reaktoren ausgehende Strahlung nicht als Ursache anzuerkennen.

Ein zusammenfassender Bericht findet sich bei ENE-News, basierend auf Dokumenten, die von der Präfektur Fukuhsima veröffentlicht und von Fukushimavoice übersetzt wurden. Bei den untersuchten 38.114 Kindern wurden in 13.646 Fällen, was 35,8% entspricht, Zysten oder Knötchen an der Schilddrüse festgestellt. Die Berichte beziehen sich auf das Fiskaljahr 2011, das im März 2012 endete.

Eine Vergleichsbasis bietet eine ähnliche Untersuchung aus den Jahren 2000/2001, die an Kindern im Raum Nagasaki, Japan, und an Kindern in Homel, Weißrussland, etwa 150 km (Luftlinie) von Tschernobyl entfernt, durchgeführt wurde. Während nur 0,8% der untersuchten Kinder in Japan unter Erkrankungen der Schilddrüse litten, hatte sich die Zahl der Schilddrüsenerkrankungen in Homel nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, trotz der genannten Entfernung, um das Hundertfache erhöht. Daraus lässt sich wiederum der Schluss ziehen, dass Erkrankungen der Schilddrüse bei Kindern in der Umgebung von Fukushima im Laufe der kommenden Jahre weiter zunehmen werden.

Beim Erfassen bzw. Nennen statistischer Werte fällt die menschliche Tragödie, von der Hunderttausende und vielleicht sogar Millionen betroffen sind, leider oft in den Hintergrund. Man stelle sich vor, mit seiner Familie, zwei oder drei Kindern, in einer Region zu leben, die von erhöhter Strahlenbelastung betroffen ist. Die berufliche Situation oder die finanziellen Mittel erlauben keinen Umzug. Tag für Tag sehen Sie ihre Kinder, wie sie zur Schule gehen, wie sie sich auf ihr Leben vorbereiten – und gleichzeitig wissen Sie, dass es keine erfreuliche Zukunft ist, die auf sie wartet. Es wird noch Jahre dauern, bis die Konsequenzen spürbar werden, bis sich Zysten und Knoten zu Geschwüren ausweiten, bis Krebs einsetzt. Ein Schicksal, von dem in Japan zumindest Hunderttausende Menschen betroffen sind. Ein Schicksal, das eines Tages die ganze Welt umspannen könnte.

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