Donnerstag , 28 März 2024
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Patentierte Welt – Die Macht von Monsanto

Ein kleiner Junge wird von einem Arzt in Paraguay untersucht. Die Familie lebt auf einer kleinen Farm umgeben von Maisfeldern. Jeden Tag trägt der Junge die gebackenen Tortillas seiner Mutter auf den Markt in das nächste Dorf. In letzter Zeit machen sich die Eltern sorgen um ihr Kind, denn sie mussten kreisförmige Hautveränderungen bei ihrem Sohn feststellen. Die Familie baut ihren Mais traditionell an, ohne die Insektizide oder Saaten industrieller Firmen wie Monsanto zu benutzen. Andere Farmer wurden bereits von den Versprechungen und dem Druck der milliardenschweren Unternehmen überzeugt. Wenn das Wasser des nahen Flusses über die Ufer tritt, überschwemmt das Wasser auch die Felder der kleinen Familie. Tiere die von dort Nahrung oder das Wasser aufnehmen sterben kurze Zeit später, Menschen leiden an den unterschiedlichsten Krankheiten.

Wenn Menschen Schöpfer spielen

SojabohneIn einer Dokumentation namens “Monsanto, mit Gift und Genen“ von Marie-Monique Rubin, wird ein Thema behandelt, welches in letzter Zeit immer bedeutender wird, gentechnisch veränderte Organismen, kurz GVO. Gentechnik oder Biogenetik erreicht aktuell einen besorgniserregenden Zustand. Was jahrzehntelang im Rahmen von wissenschaftlichen Aspekten betrachtet wurde, erfährt inzwischen eine globale Tragweite. Die Folgen, die uns unmittelbar bevorstehen oder längst Einzug gehalten haben, sind dramatisch. Es geht um Ethik, Politik, Gesundheit und vor allem um wirtschaftliche Interessen. Es ist nicht einmal übertrieben, zu behaupten es geht schlicht um die Weltherrschaft. Ein Name, Monsanto.

Monsanto und seine Vergangenheit

Das amerikanische Unternehmen Monsanto wurde 1901 in Saint Lois im Bundesstaat Missouri gegründet. Es entwickelte sich zuerst, zu einem der größten Chemieunternehmen, bis es sich in den letzten Jahrzehnten in der Agrarwirtschaft zu dem mächtigsten Unternehmen wandelte. In seiner Historie muss sich das Unternehmen mit einigen traurigen Errungenschaften identifizieren. Die berühmte chemische Kriegswaffe “Agent Orange“ wurde von Monsanto produziert, ebenso das seit den 80er Jahren in Deutschland verbotene hochgiftige Clophen, bekannt auch als PCB. Im Bereich der Nutztierwirtschaft hat Monsanto das Milchleistungssteigerungs-Hormon rBST hergestellt, welches zu Erkrankungen wie Mastitis führt, eine eiterige Eutererkrankung aufgrund der erhöhten Milchproduktion der Kühe. Inzwischen ist Monsanto im Bereich der Biotechnologie tätig und gleichzeitig Weltmarktführer auf diesem Gebiet. Fast alles, was gentechnisch angebaut wird, ist durch Patente von Monsanto geschützt und reguliert. Die Produkte des Unternehmens werden auch als transgene Organismen bezeichnet. Sojapflanzen (RoundUp-Soja von Monsanto) des Unternehmens werden genetisch so verändert, dass diese resistent gegen Insektenvernichtungsmittel des Konzerns werden. Alle anderen Pflanzen, die sich unter dem Einfluss dieser Pflanzenschutzmittel stehen werden vernichtet.

Noch einmal zurück in die Vergangenheit von Monsanto. Im Jahr 2001 wurde das Unternehmen auf eine Schadensersatzzahlung von 700 Millionen Dollar verurteilt. Diese Gelder mussten an erkrankte Menschen der 20.000 Einwohner Stadt Anniston in Alabama gezahlt werden. Hier produzierte das Unternehmen das hochgiftige PCB, was zur Erkrankung oder zum Tod vieler Einwohner führte. Neben der Strafzahlung musste Monsanto, das Gebiet dekontaminieren und ein Krankenhaus zur Behandlung von Folgekrankheiten errichten. Strafrechtliche Konsequenzen für Führungspersonen oder Verantwortliche wurden aber nicht ausgesprochen. In den Jahren 1996 und 2006 musste Monsanto Klagen wegen irreführender Werbung bezogen auf das Insektenvernichtungsmittel RoundUp hinnehmen.

Bausteine des Lebens

Mit RoundUp deklarierte das Unternehmen sein Produkt als biologisch abbaubar. Ein Begriff mit ausdehnbarer Bedeutung. In einer eigenen Studie stellte Monsanto fest, das nach 28 Tagen, 2 Prozent des Mittels biologisch abbaubar waren. Gesetzeshütern genügte diese Definition freilich nicht und untersagte dem Unternehmen die Nutzung dieser Formulierung. Endverbraucher dieses Pflanzenschutzmittels wähnten sich bislang einer umweltverträglichen Möglichkeit, ihre Pflanzen darunter auch zum Verzehr angebautes Obst und Gemüse zu behandeln. In einer Studie von Professor Robert Belle vom französischen Institut “CNRS-VPMC“ wurde die Wirkung von RoundUp in Bezug auf die Zellteilung organischen Lebens untersucht. Als Ergebnis kam heraus, das RoundUp die Zellteilung aggressiv fördert und beschleunigt, was dem Ursprung von Krebserkrankungen zugeschrieben werden kann. Der Ausbruch der Krankheit kann hingegen erst mehrere Jahrzehnte später erfolgen, findet aber dort einen Ursprung. Eigentlich dachte der Wissenschaftler über eine Möglichkeit nach, seine Studien so schnell wie möglich weiterzugeben, um die Öffentlichkeit informieren, zu können. Auf Druck von Aufsichtsorganen sollte das Ergebnis aber nicht publiziert werden. Zur Begründung hieß es schlicht, die Zukunft der GVOs (genetisch veränderte Organismen) würde damit auf dem Spiel stehen, wenn bekannt würde, die Mittel verursachen Krebs.

Der Beginn eines Monopols

Mit einer Weiterentwicklung von RoundUp, nämlich RoundUp Ready Soja, legt Monsanto einen weiteren Baustein zum Konstrukt der Kontrolle und Herrschaft über die Weltwirtschaft. So winzig und unbedeutend das Vordringen der Biogenetik in der Agrarwirtschaft angefangen hat, umso drastischer sind die Folgen heutzutage, Zukunftsvisionen lassen das Schlimmste erahnen. Zur Zeit der US-Präsidentschaft von Ronald Reagan war George Bush Vizepräsident. Bei einem Treffen mit dem Unternehmen Monsanto erfuhr der Vizepräsident von den Bestrebungen des Unternehmens und gleichzeitig von den Hürden der formellen Anmeldung und Prüfung hinsichtlich der Biogenetik, darunter eben auch das Mittel “RoundUp Ready Soja“. Die zur Prüfung zuständige Behörde war die Food and Drug Administration “FDA“. Vier Jahre nach diesem Treffen wurde George Bush 41. Präsident der USA und leitete unter der “Entbürokratisierungs-Initiative“, das Genehmigungsverfahren für Monsanto und der Biogenetik ein. Die Kooperation zwischen Monsanto und der FDA wird mit dem Begriff “revolving Doors“ also “Drehtüren“ beschrieben. Es finden häufige Wechsel in Schlüsselpositionen statt. Mitarbeiter von Monsanto besetzen neue Stellen der FDA, diese wechseln wiederum in die Politik, die Staatsvertreter nehmen hoch dotierte Führungs- oder Beraterpositionen bei Monsanto an.

Die Macht von Monsanto

Durch die gesetzliche Stärkung und Unterstützung konnte Monsanto seine Macht immer weiter vergrößern und ausbauen. Inzwischen haben etwa 90 Prozent aller genetisch veränderten Saaten, ihre Lizenz bei Monsanto. Zwischen den Jahren 1995 und 2005 kaufte das Unternehmen etwa 50 Saatgutfirmen auf und bildete damit ihr Monopol. Farmer müssen Lizenz-Nutzungsvereinbarungen unterschreiben. Diese schreiben den Umgang mit Monsanto Saat und Chemikalien vor. So darf von den Bauern keine Ernte zurückgehalten werden, um für das nächste Jahr neue Pflanzen anzubauen. Diese Reglementierungen sollen die Interessen des Unternehmens stützen, die Bauern müssen jedes Jahr neue Saat kaufen. In welcher Form, diese Saaten behandelt wurden, bleibt für Farmer und Verbraucher unbekannt. Bauern, die diese Vereinbarungen nicht einhalten, müssen mit drastischen Vertragsstrafen rechnen. Neben unangemeldeten Besuchen durch Monsanto Mitarbeiter hat das Unternehmen auch eine Hotline eingerichtet, unter der Agrarschaffende, Nutzungsverletzungen von Kollegen melden können.

Gen-Soja in Brasilien für die Nutztiere in Deutschland

Mit dem Anspruch bessere Qualität mit mehr Ertrag zu ermöglichen, baut Monsanto seine Macht auf und das in globaler Hinsicht. Wie am Anfang des Artikels beschrieben, wirkt das Unternehmen vor allem auch in Ländern, in denen Getreideanbau nicht nur einer wichtigen Tradition entspricht, sondern die Menschen auf die Erzeugnisse aus dem Anbau von Getreide, Obst und Gemüse angewiesen sind. Den Siegeszug in Südamerika startete Monsanto in Argentinien, von dort aus agiert das Unternehmen in Richtung Paraguay oder auch Brasilien. Dort wurden im Jahr 2007 40 Millionen Hektar Regenwaldgebiet gerodet um den Sojaanbau für den Export, zu ermöglichen. Entgegen der Meinung, dieses Soja diene der menschlichen Nahrungsaufnahme, wird das gentechnisch veränderte Soja für die Nutztierfütterung bei Schweinen und Kühen verwendet. Der Verzehr von tierischen Produkten birgt also das Risiko der Aufnahme an Gen-Soja. Durch das Tierfutter werden außerdem die Abrodung des Regenwaldes und die Forcierung von Treibhausgas begünstigt.

Unterwanderung im Heimatland des Mais

In Mexiko erreicht die wirtschaftliche Erpressung ihren Höhepunkt. Das Land ist bekannt für den Ursprung der meisten Maissorten. Um dieses Gut zu schützen, hat der Staat Mexiko den Anbau von transgenem Mais verboten. Allerdings herrscht zwischen Mexiko, den USA und Kanada ein Freihandelsabkommen. Die USA subventionieren den Verkauf von amerikanischen Maisgut nach Mexiko, welcher nur die Hälfte vom Preis des einheimischen Getreide kostet. So wird das Land wirtschaftlich unterwandert in eine wirtschaftliche Abhängigkeit gedrängt. Da sich der Mais von Monsanto nicht herkömmlich bewirtschaften lässt und mit Pflanzenschutzmitteln aus gleichem Haus behandelt werden muss, verlieren Mexikos Bauern ihrer Freiheit und unterstehen den Lizenzgesetzen von Monsanto aus den USA. Der Widerstand beginnt sich aber zu organisieren, doch das Problem ist, dass Maispollen auch durch Wind verteilt werden. So kann die Vermischung von natürlichen Saaten mit gentechnisch Veränderten nicht kontrolliert oder gestoppt werden. Es wird von kriminellen Machenschaften geredet wie die heimliche Pflanzung von Monsanto Mais in traditionellen Maisfeldern. Genetisch veränderte Pflanzen wachsen an Straßenrändern und verteilen die Pollen im Land. Untersuchungen von eigentlich sauberen und herkömmlichen, mexikanischen Mais, haben bereits Vermischungen im Erbgut nachgewiesen.

Nichts anderes als die Kontrolle der Welt durch Nahrungsmittellizenzierung

Monsanto hält nicht nur Patente auf Getreide oder Baumwolle, sondern auch auf Obst und Gemüse, wie: Tomaten, Gurken oder Kartoffeln. Die Ziele des Unternehmens liegen klar bei der Lizenzierung aller Anbaunahrungsmittel. Die Ausrottung alter und natürlicher Sorten ist ein wichtiger Schritt dorthin. Auch wenn der verstärkte Anbau und die Nutzung von herkömmlichen Sorten eine scheinbare Lösung des Problems beschreibt, sieht die Realität leider viel schlimmer aus. Wie sollen sich Bauern vor der Kontaminierung genetisch veränderter Gene schützen, wenn winzige Pollen mit dem Wind übertragen werden können und sich leicht vermehren? Die Selbstversorgung mit eigenem Gemüse ist also ebenfalls alles andere als genfrei.

Informieren

Zum Schluss möchte ich auf den Beitrag auf Arte verweisen, den ich auch als Quelle genutzt habe. Diese Dokumentation mit dem Namen: Monsanto, mit Gift und Genen von Marie-Monique Rubin, kann aktuell noch in der Arte-Mediathek unter folgendem Link aufgerufen und gesehen werden. Diese Möglichkeit ist aber leider auf nur wenige Tage beschränkt. Dort wird auch verstärkt auf die rechtlichen Hintergründe und Studien zum Thema eingegangen.

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