Freitag , 29 März 2024
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Credit-Rating als Big Business: 47 % Umsatzrendite

world_with_currency_symbolsSobald eine der drei großen Rating-Agenturen auch nur die Absicht äußert, für ein Land, eine Bank oder sonst ein Unternehmen eine neue Bewertung zu erstellen, laufen die Gemüter heiß. Zwar nicht zwingend, doch jede Abstufung könnte kostspielige Konsequenzen nach sich ziehen. Dementsprechend groß ist auch die Macht, die von diesen privaten Einrichtungen ausgeht. Abgesehen von der Beeinflussung der Märkte, was Vermögensverschiebungen größten Ausmaßes mit sich bringen kann, die Rating-Agenturen selbst verzeichnen äußerst respektable Gewinne.

Was ist die eigentliche Aufgabe von Rating-Agenturen?

Im Prinzip die gleiche wie die der SCHUFA, einer ebenfalls privaten Auskunftei, die Daten über bestehende Kredite und Kreditanträge von Bürgen und Unternehmen sammelt, um deren Kreditwürdigkeit zu bewerten. Durch diese Datenkoordination wird vermieden, dass eine Bank einem neuen Kunden Darlehen gewährt, ohne über bereits bestehende Verbindlichkeiten informiert zu sein.

Bewertungen der Kreditwürdigkeit reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Als die Vereinigten Staaten durch die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre erschüttert wurden, führte die US-Bankenaufsicht im Jahr 1936 eine neue Regelung ein, der zufolge Banken nur mehr Emissionen und Forderungen übernehmen durften, nachdem diese einer externen Bewertung unterzogen wurden. Im Jahr 1975 entschied die US-Börsenaufsicht, dass nur Aktien von Unternehmen für den Handel zugelassen werden, die eine Bewertung durch zumindest zwei von drei speziell ausgewählten Agenturen aufwiesen. Und diese drei Agenturen sind: Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch.

Zwar gab es in praktisch allen Ländern der westlichen Welt Bestrebungen mit unterschiedlichem Erfolg, nationale Rating-Agenturen zu etablieren, die Internationalisierung der Märkte brachte jedoch mit sich, dass dem Urteil dieser drei eingeführten Agenturen deutlich mehr Beachtung geschenkt wurde. Insbesondere bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten müssen „internationale Investoren“ natürlich darauf achten, dass diese keiner nationalen Politik unterliegt. Dementsprechend findet natürlich auch der Umstand Berücksichtigung, dass die drei genannten Agenturen in den USA beheimatet sind und die Bewertung dieses Landes nicht unbedingt restloser Objektivität unterliegt.

Das bedeutet natürlich aber auch, dass ein Top-Rating von „AAA“ nicht zwangsläufig niedrige Zinsen garantiert, ebenso wenig wie eine Herabstufung nicht unbedingt ein Ansteigen mit sich bringen muss. Ein entsprechender Einfluss ist aber trotzdem gegeben.

So wie die jeweiligen Ratings keinerlei Haftung mit sich bringen, lassen sie sich selbstverständlich auch immer nur als Empfehlung betrachten. Allerdings wird diese „Empfehlung“ bei der bilanztechnischen Bewertung von Beteiligungen, Forderungen und anderen Aktivposten durchaus berücksichtigt. Als anschaulichstes Beispiel dient dazu die bestmögliche Bewertung der Hypothekardarlehen in den Vereinigten Staaten, zu einer Zeit, als jedem Insider bereits bewusst war, dass die Immobilien-Blase früher oder später platzen muss. Auch wenn keine verlässlichen Angaben möglich sind, dass in diesem speziellen Bereich eine bewusste Manipulation erfolgt sein könnte, ausschließen lässt sich diese Möglichkeit mit Sicherheit nicht.

Wäre es denkbar, dass die Entscheidungen der Rating-Agenturen einflussreichen Kreisen der internationalen Finanzwelt unterliegen?

Die Beantwortung dieser Frage würde weit in den Bereich der Spekulation gleiten. Schließlich stehen nicht einmal verlässliche Informationen darüber zur Verfügung, wer die tatsächlichen Entscheidungsträger in der Finanzwelt sind. Die Besitzverhältnisse international operierender Konzerne und Geldinstitute verlieren sich in einem Dschungel von Beteiligungen und Gegenbeteiligungen, Zweckgesellschaften und anonymen Trusts. Dass es im Interesse der Herrscher über den internationalen Kapitalmarkt liegen müsste, auf die Entscheidungen der Rating-Agenturen Einfluss zu nehmen, ist zweifellos anzunehmen. Ob dieser Einfluss auch tatsächlich gegeben ist, bleibt unbeantwortbar. Dass eine Koordination wirtschaftlicher oder finanztechnischer Bestrebungen mit dem Urteil der Rating-Agenturen zielführend sein müsste, dabei handelt es sich um eine logische Schlussfolgerung. Doch möchte ich gleichzeitig aber noch einmal herausheben, dass – von auf Logik basierenden Überlegungen abgesehen – es keinerlei Anhaltspunkte gibt, die auf eine derartige Zusammenarbeit verweisen.

Die Einnahmen der Rating-Agenturen basieren auf den Zahlungen jener Unternehmen und Institute, die von diesen beurteilt werden. Dass es sich dabei um ein gutes Geschäft handelt, belegen einige Zahlen, die von Statista veröffentlicht werden. Als Agentur mit dem höchsten Umsatz von knapp mehr als zwei Milliarden Dollar im Jahr 2010 wird Moody’s angeführt. Der Gewinn vor Steuern im selben Geschäftsjahr wird mit 770 Millionen Dollar angegeben. Standard & Poor’s verzeichnete zwar nur einen Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar, erzielte dabei jedoch einen Gewinn von 800 Millionen, was einer Umsatzrendite von 47 % entspricht. Der Gewinn von Fitch erscheint mit 170 Millionen, bei einem Umsatz von 800 Millionen, dabei als eher bescheiden.

Allerdings, Jahreserträge im Bereich von mehreren hundert Millionen Dollar erscheinen in der modernen Finanzwelt keinesfalls als herausragend. Schließlich gibt es einige CEOs, deren Gehälter in Verbindung mit Bonuszahlungen im neunstelligen Bereich liegen. Wie etwa John Hamergren, Vorsitzender und CEO von McKesson, dem weltweit größten Pharma-Konzern. Sein Einkommen wird von Forbes mit $ 131,2 Millionen angegeben.

Dass sich Personen, Unternehmen und natürlich auch Staaten, wenn immer sie sich Geld leihen, eine Beurteilung gefallen lassen müssen, unterliegt den Regeln der Kreditvergabe. Dass die Führung der Staatsgeschäfte dem Urteil gewinnorientierter Privatunternehmen unterliegt, dabei handelt es sich aber auch um ein Zeugnis für die Dominanz des Finanzsektors. Anstatt die Kontrolle und vor allem die Bereitstellung von Geld als staatliches Privileg zu erachten, haben die Regierungen aller demokratischen Länder es vorgezogen, die Geldschöpfung dem privaten Sektor zu überlassen. Im Namen der Bürger wurde eine Kreditspirale ausgelöst, aus der es, ohne einer restlosen Neuorganisation des Geldwesens, kein Entrinnen geben kann. Die öffentlichen Schulden Deutschlands betragen mehr als zwei Billionen Euro, für die jeder Bürger gleichermaßen haftet. Wie sich insbesondere am Beispiel Griechenlands deutlich zeigt, tritt irgendwann der Zeitpunkt ein, an dem die Steuereinnahmen nicht mehr ausreichen, um die Zinsen für die Staatsschulden zu begleichen. Dass dies eines Tages – in nicht all zu ferner Zukunft – auch auf alle anderen europäischen Staaten übergreifen muss, lässt sich mit simpler Kenntnis des Einmaleins nachrechnen. Somit ist die angekündigte Abstufung des Ratings auch für jene Staaten, denen es gerade noch gelingt, die Zinsen zu begleichen, durchaus angebracht.

Zu verurteilen ist aber der Umstand, dass die Regierungen der Vergangenheit, in Deutschland, in Österreich, in Griechenland, Spanien, Italien und so vielen anderen Ländern, es zugelassen haben, dass sich souveräne Staaten dem Kapitalmarkt unterwerfen. Dass souveräne Staaten vom Urteil privater Agenturen abhängig sind. Lässt sich, diese Abhängigkeit betrachtend, überhaupt noch von Souveränität sprechen?

Wir als Bürger sind der Autorität des Staates unterstellt. Der Staat untersteht dem Kapitalmarkt und seinen Instrumenten. Und wem unterstehen demzufolge auch wir – als „freie“ Bürger in einer „freien“ Welt?

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