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Schwarz-gelber Erfolg! Chinas Vormarsch auf dem schwarzen Kontinent

ying_yang_schwarz_gelbSich die Welt als eine von der G2 – China und Amerika (USA), Chimerika – dominierte vorzustellen mag rückblickend betrachtet richtig sein, die Zukunft indes bestimmen andere Regionen der Erde, wobei China als einer der beiden Staaten eine sich verstärkende Machtposition innehat. Die USA mit ihrem geopolitischen Anhängsel Großbritannien sind die beiden Länder, die die Liste der Staaten mit den höchsten Schuldenständen anführen. Zusammen haben sie bis zum Jahr 2010 22,961 Billionen $ an öffentlichen und privaten Auslandsschulden angehäuft.[1]

Gegenüber den allein von den USA gesammelten $13,98 Billionen an Auslandsschulden, nehmen sich die $406,6 Milliarden, die China als Auslandsschulden ausweist, als vergleichsweise gering aus. Vernachlässigbar wird diese Auslandsschuld Chinas, wenn man die Währungsreserven der Volksrepublik betrachtet: Im ersten Quartal des Jahres 2011 konnte China abermals die Währungsreserven ausbauen, auf nun $2,85 Billionen.[2] Da China diese Währungsreserve in US-Dollar hält, befindet sich die USA in einer Art finanziellen Würgegriff Chinas und wie sich die USA aus diesem befreien will, ist heute mehr als unklar.

Die USA brauchen China heute mehr als umgekehrt, allerdings kann es sich China noch nicht leisten, von den USA als wichtigsten Absatzmarkt abzurücken. Dieser Absatz bzw. dieser Konsum der USA steht allerdings auf tönernen Füssen, da er durch immer höhere Verschuldung generiert wird. Während die USA also im Begriff sind, ihre ökonomische Hegemonie zu verlieren, baut China sukzessive seine ökonomische Macht aus und hat dabei noch den nicht hoch genug anzusetzenden Vorteil, dass es einerseits über einen riesigen Binnenmarkt mit weit über einer Milliarde Einwohnern verfügt, dieser andererseits seine volle Dynamik noch gar nicht entfaltet hat, von einer sich abzeichnenden Sättigung des inländischen Marktes ganz zu schweigen.

Das Engagement, welches vom Reich der Mitte ausgeht, in den anderen Regionen der Welt findet unter anderem in der Statistik der ausländischen Direktinvestitionen Niederschlag. Berechnet man die Sonderwirtschaftszone Hong Kong mit ein, so investierte China im Jahr 2009 über 100 Milliarden US-Dollar in andere Länder. Zehn Jahre zuvor waren es lediglich 20 Milliarden US-Dollar.[3] Natürlich startet China von einem weitaus niedrigeren Niveau als die USA, aber genau darin verbirgt sich die Tendenz, dass die vor uns liegende Dekade einen Abstieg der USA und einen Aufstieg der Volksrepublik beinhaltet. Man muss sich Macht als knappes Gut vorstellen, will man verstehen, dass die Zunahme der Macht eines Staates (hier China) immer auch den Verlust von Macht eines anderen Staates beinhaltet. (hier USA)

Was hält China also noch davon ab, den USA ihren Rang auf weltpolitischer Bühne streitig zu machen? Zunächst muss hier auf die militärische Stärke der USA verwiesen werden. Das Netz der US-Basen weltweit umfasst nach einem Bericht aus dem Jahre 2002 des Verteidigungsministeriums der USA 63 Länder. Eine andere Zahl macht die militärische Vormachtstellung der USA in der Welt noch deutlicher: In 156 Ländern der Welt sind US-Truppen stationiert, es gibt weltweit lediglich 46 Staaten bzw. staatenähnliche Territorien, in denen das US-Militär nicht aktiv ist.[4] Diese militärische Macht ist als Trumpfkarte der USA zu verstehen, es ist Warnung und Anreiz zugleich, die ökonomische Interdependenz zwischen den USA und China nicht aufzuheben.

Und zumindest momentan besteht für China auch gar keine Notwendigkeit, die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA abzubrechen. Wohl aber diversifiziert China mehr und mehr seine Außenwirtschaftspolitik und sieht sich zunehmend im vergessenen Kontinent investiert, welcher bislang von westlicher Seite aus zwar alimentiert wurde, jedoch entwicklungspolitisch betrachtet weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Eine Kennziffer illustriert diesen Umstand besonders eindrucksvoll: In 50 Jahren – von 1960 bis 2010 – Entwicklungshilfe wurden insgesamt fast $600 Milliarden bereitgestellt, jedoch fiel die Wirtschaftsleistung pro Kopf südlich der Sahara von 17,1% des Weltdurchschnitts im Jahre 1965 auf 9,7% im Jahr 2004.[5]

Die Chinesen erinnern sich an Afrika aus zweierlei Gründen: Sie finden in Afrika einen guten Absatzmarkt für ihre Waren und Dienstleistungen vor und können sich durch ihre Investitionen in die Infrastruktur, allen voran im Straßenbau, den Zugriff auf wichtige Rohstoffe und Mineralien sichern. Während westliche Konzerne auf langfristige Projekte weitestgehend verzichten, zeigt China bei seinem Engagement in Afrika einen langen Atem.

Ausdruck findet dieser in der Vergabe zinsgünstiger Kredite, allein in den nächsten 3 Jahren $10 Milliarden, in der Tatsache, dass China mittlerweile Afrikas größter Handelspartner ist und in den eben angesprochenen Infrastrukturprojekten. [6] Der wichtigste Aspekt der chinesischen Bemühungen in Afrika ist jedoch die Nicht-Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten. „Ein Schlüssel für das Verständnis des chinesischen Erfolgs in Afrika ist die Philosophie der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten der afrikanischen Länder.“[7]

Während westliche Regierungen, allen voran die USA, ihre Hilfen für Afrika an handfeste Bedingungen knüpfen, beispielsweise an dem vom Internationalen Währungsfond (IWF) gebetsmühlenartig wiederholten Mantra der Privatisierung und Liberalisierung, dessen Erfolgsaussicht rückblickend betrachtet mehr als nur angezweifelt werden muss.

Überdies versteht China die Länder, in denen es investiert, als Partner und aus diesem partnerschaftlichen Verständnis heraus begründet sich die Blindheit Chinas für demokratische und rechtsstaatliche Defizite in diesen Ländern. Dies wird – nicht vollends zu Unrecht – China vorgeworfen. Allerdings müssen sich diejenigen Länder, die mit harscher Kritik auf das Geschäftsgebaren Chinas in Afrika reagieren, die berechtigte Frage gefallen lassen, ob diese in ihren Betätigungen auf dem afrikanischen Kontinent nicht auch ihre Vorstellungen von Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und „guter Regierungsführung“ hinter den wirtschaftlichen Interessen anstellten, ob nun bei Robert Mugabe in Simbabwe oder bei Joseph-Désiré Mobutu in Zaire (heute Demokratische Republik Kongo). Überhaupt ist es nur schwer nachzuvollziehen warum ausgerechnet China, selbst ausgewiesener Menschenrechts-Missachter, die Wahrung der Menschenrechte in Afrika als Grundpfeiler ihrer Politik verstehen sollte.

Und die USA? Wie wir gesehen haben, spielt die derzeitige US-Administration auf Zeit, zu hoch sind die Schuldenstände, die angehäuft wurden. Die daraus resultierenden internen sozialen Verwerfungen lassen ein Wiedererstarken der USA kurz- und mittelfristig als unwahrscheinlich erscheinen. Zwar gab es in China im Jahre 2009 immer noch 150 Millionen Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben mussten[8], was bei einer geschätzten Einwohnerzahl Chinas von 1,35 Milliarden Menschen immerhin 11% der Bevölkerung betrifft. Diese Zahl erscheint auf den ersten Blick hoch, wenn man jedoch zum Vergleich den prozentualen Anteil der chinesischen Bevölkerung, die im Jahre 1990 von weniger als einem Dollar pro Tag leben mussten, heranzieht, nämlich knapp 33%[9], wird deutlich, dass China zwar noch längst nicht am Ende seiner Transformation zur Supermacht steht, sich jedoch prozesshaft betrachtet auf einem guten Weg befindet, die Armut im eigenen Land zu besiegen.

Im gleichen Zeitraum kann man nun auch die USA betrachten. In Anbetracht des weitaus höheren Niveaus der USA, was den Reichtum des Volkes betrifft, kann man über den gleichen Zeitraum die Ausgabe von Lebensmittelmarken in den USA betrachten.  Während im Jahre 1990 20,049 Millionen US-Bürger auf diese Art staatlicher Unterstützung angewiesen waren und die Kosten für das gesamte Jahr $15,447 Milliarden betrugen[10], benötigten im Januar 2011 44,187 Millionen US-Bürger Lebensmittelmarken und die Kosten für das Programm stiegen auf $5,868 Milliarden – allein im Monat Januar des Jahres 2011.[11]

Natürlich sind das zwei unterschiedliche Statistiken und so nicht zu vergleichen, wohl aber bilden beide zusammengenommen den oben beschriebenen Trend ab: Während China aufsteigt, steigen die USA ab. Es ist also nicht die Frage, ob Chimerika ein Auslaufmodell ist und in Zukunft eine geringere Rolle im Weltgeschehen einnimmt, die Frage muss vielmehr lauten: Wann wird sich China endgültig von den USA emanzipieren können und mit dem Selbstbewusstsein auftreten können, was dem Land angesichts seiner  Bedeutung für die Welt zusteht?

Ob China eine nachhaltige Entwicklung in Afrika durch Kredite und Infrastrukturmaßnahmen herbeiführen kann, ist heute ungewiss. Gewiss ist aber, dass die westliche Entwicklungshilfe für Afrika makroökonomisch betrachtet als gescheitert angesehen werden muss, zumindest was eine Aufwand-Nutzen-Analyse anbelangt. Inwiefern China Afrika zu nachhaltiger Entwicklung animieren kann, ist zwar unklar, aber das Potential dazu ist augenscheinlich auf beiden Seiten vorhanden und könnte in einer neuen Episode weltweiter Entwicklungspolitik münden. Nur diesmal mit China als Entwicklungshelfer und Afrika als Empfänger, eine Interdependenz, die wohl am Treffendsten in einem Wort zusammengefasst werden kann: Afrina.

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