Dienstag , 23 April 2024
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Ölkatastrophe – Obamas Beschönigungen

golf_von_mexiko_sonnenuntergangGestern hielt der US-Präsident Barack Hussein Obama seine groß angekündigte Rede aus dem Oval Office. Gestern, am 57. Tag der Katastrophe. Amerika werde auch diese Herausforderung bewältigen, ließ er wissen, und ließ gleichzeitig Positives für andere Wirtschaftszweige in Verbindung mit Wind- und Sonnenenergie durchblicken. Während alles darauf hinweist, dass BP sich scheinbar unkontrolliert um die Angelegenheit kümmert, sprach Obama von den besten Wissenschaftlern der Nation, die er herangezogen hätte. 

Obamas Worte klangen überzeugend. Gut, abgesehen davon, dass er selbst ein zweifellos erstklassiger Redner ist, steckt hinter solchen Ansprachen ein Expertenteam, von dem der Vortrag in allen Einzelheiten ausgearbeitet wird. Und dieses Team hatte auch wirklich genügend Zeit dazu.

Am gleichen Tag erinnerte übrigens Anderson Cooper von CNN an die Mengenangaben bezüglich des austretenden Öls, blendete Aufzeichnungen ein, die anfangs von 1.000 Fass pro Tag berichteten, danach 1.000 – 5.000, 12.000 und weiter bis zu den jüngsten Schätzungen von 60.000 Fass. Täglich. Das wären rund 10 Millionen Liter, genau die Befürchtungen, die während der ersten Tage als lächerlich und übertrieben abgetan wurden. Können wir uns darauf verlassen, dass die Angaben von BP jetzt endlich der Wahrheit entsprechen?

Wir kennen die Aufzeichnungen der BP-Kamera, die den Austritt an einer einzigen Stelle zeigt. Wird nicht gelegentlich von drei Öffnungen gesprochen und – im Zusammenhang mit dem missglückten „Top-Kill“ – sogar davon, dass eine Öffnung im Meeresboden entstanden sei, aus der das Öl schneller als davor herausschießen könnte? Wo sind die U-Boote bzw. deren Aufnahmen von der wahren Situation am Meeresboden? Seit dem Auffinden der Titanic in rund 4.000 Metern Tiefe, ist es schließlich kein Geheimnis mehr, wie tief U-Boote mittlerweile zu tauchen imstande sind.

Immer wieder klagen Reporter darüber, dass ihnen der Zutritt zu verseuchten Stränden, zum ölverschleimten Marschland, zu den Reinigungsarbeiten auf offener See, durch private Unternehmen verwehrt wird. Unternehmen, die von BP angeheuert wurden. Der Verursacher zeigt sich, auch wenn Obama in seiner Rede auf die von ihm konsultierten Wissenschaftler verwies, für das Begrenzen des enormen Schadens allein verantwortlich. Und das in einem Land, in dem der Staat sowohl den Bürgern als auch mittelständischen Betrieben ihr Dasein regelt und einengt. Ist es nicht unfassbar, dass eine Katastrophe dieser Ausmaße nach 57 Tagen noch immer vom verursachenden Ölkonzern kontrolliert wird? Obamas Zusagen der Einflussnahme, der bereitstehenden Marine-Einheiten, kommen reichlich spät und klingen noch immer wage.

Werfen wir kurz einen Blick auf die betroffenen Regionen:

 golf_von_mexiko_karte

Auch wenn bis jetzt vorwiegend ein relativ kleiner Teil, zwischen Louisiana und dem nördlichen Teil Floridas, betroffen scheint, der Golf von Mexiko ist von mehr als 5.000 Kilometern Küste umringt, mehrere US-Bundesstaaten, Mexiko und Kuba. Wie viele Millionen Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Fischfang und Tourismus?

Apropos Tourismus. Erst gestern berichteten wir vom voranschreitenden wirtschaftlichen Untergang von Las Vegas. Denn wo wird in Krisenzeiten zuerst eingespart? Natürlich, beim Nichtnotwendigen, wozu Urlaubsreisen als erstes zu zählen wären. Auch jene Küstenstreifen des Golfes, die noch lange nicht von der Ölpest betroffen sind, verzeichnen bereits deutliche Rückgänge bei den Buchungen. Das bedeutet, dass andere Destinationen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise weniger zu spüren bekommen, weil Reisende diesen Sommer große Teile der Golf-Region meiden werden.

Auch erinnerte Obama daran, dass die USA zwanzig Prozent der weltweit geförderten Ölmengen konsumieren. Somit wäre es an der Zeit, alternative Energiequellen zu forcieren. Die erhoffte Belebung der damit in Verbindung stehenden Wirtschaftszweige klang wie ein positiver Nebeneffekt.

BP wird für den Schaden bezahlen, versprach der Präsident. Wie viel? Zur Zeit sieht die Situation aber noch so aus, dass die Schadenshaftung von BP mit lächerlichen 75 Millionen Dollar begrenzt sein könnte, zuzüglich einer Milliarde aus einem Fond, der für derartige Katastrophen nach dem Exxon-Valdez-Vorfall eingerichtet wurde. Wie viele Menschen werden auf wie lange auf ihre gewohnten Einnahmen, auf ihre Lebensgrundlage, verzichten müssen? Wie weit wird das Wetter, Verdunstung und Regen, das Öl und die Chemikalien ins Landesinnere tragen? Und wie ist der Stand der Ermittlungen bezüglich Fahrlässigkeit, die bei jedem deutlich harmloseren Vorfall sofortiges Köpferollen einleiten?

So ganz nebenbei, wo sind die dramatischen Dokumentationen, die über die Ausmaße des Schadens spekulieren? Wir kennen diese Angstmacher im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Ist die Ölpest zu real, um als politischer Stimmungsmacher eingesetzt zu werden?

Arbeiter der Ölplattform Deepwater Horizon erzählen von Sicherheitsproblemen vor der verheerenden Explosion. Sie erzählen davon, dass sich niemand darüber zu sprechen traute, weil es den Job hätte kosten können. The Intelligence hat bereits darüber berichtet, dass sich BP-CEO Tony Hayward am 17. März von einem Drittel seiner BP-Aktien getrennt hatte. Im gleichen Artikel wird erwähnt, dass auch Goldman Sachs während des ersten Quartals dieses Jahres 43,7 Prozent seiner Anteile an besagtem Ölkonzern abgestoßen hatte. Und Präsident Obama vergleicht beschwichtigend mit Amerikas Rolle im zweiten Weltkrieg und mit der Mondlandung, dass man auch diese Herausforderung bewältigen werde, und dass sie weder die erste noch die letzte sei. „God bless America!“ Und irgend ein unangenehmer Geruch schwebt über dem Golf von Mexiko, der sich langsam über weite Teile der Welt verbreitet und nicht nur an Rohöl erinnert.

 

Rede von US-Präsident Barack Hussein Obama vom 15. Juni aus dem Oval Office (englisch):

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