Samstag , 20 April 2024
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Die Katastrophe wurde nicht verhindert – Sie ist bereits da

crash_pfeilNoch einmal dürfen wir aufatmen. Griechenland bleibt, vorläufig, der Staatsbankrott erspart. Der Dominoeffekt, der auch deutsche Banken in den Abgrund reißen könnte, bleibt – vorläufig – aus. Es scheint als könnten wir uns wieder der Tagesordnung widmen. Im Werbefernsehen sehen wir weiterhin glückliche Konsumenten, es wird weiter Fußball gespielt, die Geschäfte sind mit Waren gefüllt und die Weltwirtschaft könnte sich ja bald wieder erholen. Obwohl allein in Deutschland einige Millionen arbeitslos sind, wird bereits von einem zukünftigen Arbeitskräftemangel gefaselt. Die letzten verbleibenden Hausfrauen müssen ins Berufsleben eingeführt werden. Ich hoffe, Sie glauben diesen Unsinn nicht. Alle westlichen Staaten sind unbezahlbar verschuldet. Und wir, als wahlberechtigte Bürger dieser demokratischen Staaten, werden zur Verantwortung gezogen.

Selten werden Bürger gefragt, ob sie mit bestimmten Entwicklungen einverstanden sind. Es wäre auch sinnlos, denn in den meisten Fällen fehlt es ohnehin an Verständnis. Gelegentlich gibt es zwar Volksabstimmungen, aber nur, wenn die Volksvertreter nach eingehenden Meinungsanalysen auch überzeugt sind, dass das Ergebnis wünschenswert ausfallen wird.

Nicht nur, dass wir niemals gefragt wurden, was wir von Fiat-Währungen halten, kaum jemand wurde darüber in Kenntnis gesetzt, wie dieses System der Geldschöpfung überhaupt funktioniert. Unsere gewählten Politiker haben in unserem Namen Schulden gemacht – und niemand hat uns gefragt, ob wir damit einverstanden sind. Während Klein- und Mittelbetriebe durch Steuern und Auflagen immer mehr verdrängt werden, laden wir die Chinesen ein, in Deutschland zu investieren. Und wo haben die Chinesen das viele Geld her? Ach ja, richtig, wir kaufen ihnen seit Jahren ja auch ihren Ramsch ab.

Und wie reagiert die breite Masse, also die Wählermacht in demokratischen Landen, wenn man sie auf Missstände aufmerksam macht? Sie glauben es nicht, sie suchen nach Argumenten, den Fortschritt zu verteidigen, begrüßen Entwicklungen, die ihnen von den Medien eingeredet wurden, geben sich überzeugt, dass es uns besser nicht ergehen könnte.

Dazu ein Beispiel: Auf den ersten Blick erscheint es ja tatsächlich als willkommen, dass der weiblichen Hälfte des Volkes endlich gleiche Rechte zuteil werden. Nicht, dass ich wirklich glaube, dass Frauen in der Vergangenheit boshaft unterdrückt wurden. Doch unumstritten blieb ihnen der Zugang zu den meisten Berufen versagt. Unumstritten wurden gleiche Leistungen schlechter honoriert. Doch was ist die Folge, wenn in einem Land plötzlich alle Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen? Es führt zu einer Verdoppelung der Arbeitsleistung. Und wie sieht es mit dem Anstieg des Wohlstandes aus?

Die breite Masse gibt sich überzeugt, dass sich der Lebensstandard damit ja auch verbessert hat. Fast jeder kann sich ein Auto leisten, einen Fernseher, eine Waschmaschine, Geschirrspüler, was wir noch so alles im Hause stehen haben, worauf unsere Groß- oder Urgroßmütter verzichten mussten, weil sie eben nicht zur Arbeit gingen. Oder vielleicht, weil es all diese Dinge damals noch nicht gegeben hat?

Beim technischen Fortschritt handelt es sich vermutlich um das beste Mittel, die Entwicklung der vergangenen hundert Jahre zu verzerren. Während sich immer mehr Produkte immer einfacher herstellen lassen, müssen immer mehr Menschen immer härter arbeiten, um sich ihr Überleben leisten zu können.

Wir dürfen mit Computern spielen, sind per Handy 24 Stunden täglich erreichbar, lassen Fernsehshows über uns ergehen, dürfen sogar Fernreisen antreten, sofern wir akzeptieren, dass man uns auf jedem Flughaften vorerst einmal als möglichen Terroristen behandelt. Leben wir nicht in einer wunderbaren Welt? Erst kürzlich wurde vom Marktforschungs-Institut GfK in Nürnberg bekannt gegeben, dass jedem Deutschen durchschnittlich 5.329 Euro zur Verfügung stehen, um sie im Einzelhandel auszugeben. Das schließt Nahrungsmittel ein, Kleidung, Güter zur Haushaltsführung, technische Geräte, Möbel, Körper- und Gesundheitspflege, Bücher, Zeitschriften, Bildung und Unterhaltung. Nur wenige Zeitungen haben über diese Peinlichkeit berichtet. Dividieren Sie den genannten Betrag durch die Tage des Jahres, so bleiben nicht mehr als 14 Euro und 60 Cents für all das Genannte. Nennt sich dies wirklich allgemeiner Wohlstand?

Es bieten sich nur sehr wenige Vergleichsmöglichkeiten, um herauszufinden, wie viel Leistung der Einzelne selbst zu erbringen hat, um die gleiche Leistung als Konsument finanzieren zu können. Abgesehen davon, dass Friseure für ihren Haarschnitt meist gar nichts bezahlen, weil dies unter Kollegen gratis getan wird, rechnen Sie trotzdem einmal nach, wie viele Kunden Ihr Friseur betreuen müsste, um genügend Geld für einen eigenen Haarschnitt zu verdienen. Wie viele Stunden müssen Sie arbeiten, um eine Stunde Arbeit in Ihrer Autowerkstätte oder gar von einem Anwalt bezahlen zu können?

„Ja, aber …“, erklingt es dabei in meinem inneren Ohr. Da müssen ja auch die Steuern finanziert werden, und die Geschäftsmiete, und die Maschinen und was auch immer. Richtig. Genau hier liegt auch das Problem. Wenn immer Sie eine Arbeitsleistung erbringen und das verdiente Geld wieder ausgeben, finanzieren Sie dieses gewaltige System mit. Kapital muss Gewinne bringen. Kapital ist jedoch nicht produktiv. Diese Gewinne werden letztendlich immer nur durch des Menschen Arbeitsleistung bereitgestellt.

Über mehrere Jahrzehnte fiel dies nicht wirklich ins Auge. Der Anteil, den das Kapital für sich in Anspruch nahm, war zwar immer schon steigend, doch vereinfachten sich die Produktionsverfahren, mehr Menschen wurden dem Arbeitsmarkt zugeführt und gleichzeitig stieg auch das Schuldenvolumen an. Unternehmenskredite können durchaus profitabel sein. Die Zinsen dafür zahlt der Konsument. Staatsschulden und Privatschulden schlossen über lange Zeit Lücken. Beides lässt sich nicht mehr wesentlich ausdehnen. Im Gegenteil. Die Schulden steigen um weniger an als Zinsleistungen erbracht werden. Dementsprechend sinkt die Kaufkraft. Die Zahl jener Bürger, die sich mit schwerwiegenden finanziellen Problemen konfrontiert finden, kann nur weiter steigen.

„Ja, aber …“, meldet sich schon wieder die innere Stimme, in Erinnerung an Zeitungsberichte. Es fehlt bloß an Fachkräften. Die Leute, die versagt haben, tragen doch selber schuld. Wo kämen wir denn hin, wenn Menschen ihre Berufe nach eigenen Interessen wählten. Sie haben sich dem Markt anzupassen. Werdet alle rasch Computerprogrammierer oder was immer zur Zeit gerade gebraucht wird. Und bereitet euch darauf vor, in ein paar Jahren eine neue Umschulung über euch ergehen zu lassen.

Und wie reagiert der Bürger, jener, der der breiten Masse angehört, wenn man ihn darauf hinweist? Dürfen wir annehmen, dass er zum Nachdenken beginnt? Dürfen wir hoffen, dass er sich Forderungen nach einschneidenden Veränderungen anschließen könnte?

Aber nicht doch. In Krisenzeiten muss einfach härter gearbeitet werden. Vielleicht müssen wir auch etwas mehr sparen, so wie die Griechen. Die Wirtschaft wird sich eines Tages schon wieder erholen. Wie? Das überlassen wir halt den Fachleuten – und den Politikern.

Was passiert mit einem Menschen, der restlos überschuldet und nicht mehr fähig ist, auch nur die Zinsen zu begleichen? Er meldet Konkurs an. Sein Besitz wird konfisziert und auf einige Jahre muss er seinen Arbeitswillen unter Beweis stellen und dann, eines Tages, wird der Rest auf Null gestellt.

Was geschieht mit einem Staat, dem das Gleiche passiert? Vermutlich ähnliches. Nachdem die Arbeitskraft des Bürgers zu den Sicherstellungen zählt, wird er zum Schuldsklaven, eine Unmenschlichkeit, die schon zu Zeiten des Römischen Reiches verboten war. Nachdem sich der Schuldsklave der Neuzeit seinen Herrn jedoch selbst aussuchen darf, ist er noch dazu überzeugt, frei zu sein.

Die Krise, in der wir uns nicht erst seit dem Jahr 2008 befinden, wäre erst dann überwunden, wenn der Staat schuldenfrei ist. Doch, abgesehen davon, dass es einfach nicht genügend Geld gibt, um allein in Deutschland zwei Billionen Euro zu bezahlen, wer sind die Politiker, die ihre Position dazu missbraucht haben, aus Fahrlässigkeit, aus Ignoranz oder aus Böswilligkeit, diesen Ausverkauf zu gestatten?

Nachdem wir Bürger demokratischer Länder sind, können wir uns der Mitverantwortung wohl kaum entziehen. „Unwissenheit schützt nicht vor Strafe“, besagt ein juristischer Grundsatz. Also auch nicht, sich jahrzehntelang für dumm verkaufen zu lassen. Ungeachtet, ob dieses Geld- und Wirtschaftssystem in naher Zukunft restlos zusammenbrechen wird oder nicht, wir, die Bürger, haben schon lange verloren. Unsere Zivilisation ist tot. Der Rest ist Leichenschändung.

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