Kommentare zu: Wofür nehmen die Deutschen einen Kredit auf? https://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/18997-wofuer-nehmen-die-deutschen-einen-kredit-auf.html objektiv - kompetent - unabhängig Tue, 26 Mar 2019 12:12:04 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.13 Von: Hinseher https://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/18997-wofuer-nehmen-die-deutschen-einen-kredit-auf.html#comment-760 Wed, 03 Oct 2018 06:35:10 +0000 http://www.theintelligence.de/?p=18997#comment-760 Hallo ihr Lieben,

Zum Abschnitt 1.Investment in Betongold :
Die Infografik kapiere ich nicht.
„Wofür nehmen die Deutschen einen Kredit auf?“ ist die Frage nach dem Zweck. In 52% der Fälle soll dieser Zweck die Immobilienfinanzierung sein.
Vermutlich ist das falsch, und die Prozentzahl ist sehr viel kleiner. Denn laut Infografik liegen nur 27% der Kredite über 10.000 Euro. Immobilienkredite sollten einen Teil dieser 27% ausmachen.
Beziehen wir die 52% versuchsweise nicht auf den Zweck, sondern auf das Kreditvolumen und auch ausschließlich auf die privaten Haushalte („Die Deutschen“), zu denen volkswirtschaftlich auch Firmen gehören, die keine Kapitalgesellschaften sind (Selbständig, GmbH,…), dann könnten 52% vom Volumen durchaus hinkommen, der prozentuale Anteil an den Zwecken dürfte dann aber eine etwa Zehnerpotenz niedriger ausfallen.

Die Aussage „Das Investment in das sog. Betongold gilt als sichere Geldanlage.“ ist wohl richtig. Die Frage ist, ob das, was als sicher gilt, auch wirklich sicher ist. Antwort: Natürlich nicht.
Der Wert einer Immobilie hängt von Angebot und Nachfrage ab. Die Nachfrage steigt mit den Löhnen und sinkendem Zins, sie fällt mit stagnierenden Realöhnen und steigendem Zins. Hoher Zins verstärkt den Verkaufsdruck bereits vor Ende der Festschreibungszeit, niedriger Anschlusszins erzeugt keinen Verkaufsdruck und wirkt angebotsverknappend.
Wer zu niedrigen Zinsen kauft, zahlt mehr, muss höheren Kredit aufnehmen, für den er Zinsen zahlt. Der monatliche Tilgungsbetrag für diesen höheren Kredit ist ebenfalls höher.
Hypothekendarlehen sind Annuitätendarlehen, die monatliche Zahlung ist immer gleich hoch, auch wenn die Restschuld und damit der Zinsanspruch der Bank stetig sinkt. Das sozusagen zu viel gezahlte Geld, der durch die erbrachten Tilgungsleistungen ersparte Zins, wird von der Bank zur Tilgung verwendet. Dadurch verkürzt sich die Laufzeit des Kredits.
Ist der Zins hoch, ist auch der ersparte Zins hoch. Die Laufzeit dieses Darlehens ist wesentlich kürzer als die mit dem niedriegen Zins. Der Hochzins-Bauherr ist viel früher schuldenfrei als sein Niedrigzinskollege.
Überschlagsmäßig kann man etwa sagen, dass ein höherer Zins sich nur zu einem Drittel im Gesamtaufwand niederschlägt. Wer es genau haben will, möge im konkreten Einzelfall nachrechnen.
Man könnte einwenden, dass der Hochzinsbauherr trotz der kürzeren Laufzeit immerhin mit einer hohen monatlichen Belastung klar kommen muss. Aber vielleicht muss er das gar nicht, weil er im Hochzins viel billiger gekauft hat und sein Kredit viel kleiner ist als der seines Kollegen, der heute kauft.
Und so ganz nebenbei hat der Hochzinsbauherr klammheimlich einen Vermögenszuwachs erfahren. Seine Immobilie hat ihren Wert z.B. bereits um 50% erhöht. Aus 200T Vermögen sind 300T geworden.
Der Niedrigzinskollege hat nun das Problem des Vermögenschwunds bei wieder steigenden Zinsen. Er hat 300T gezahlt, davon 50T Ersparnisse als Eigenkapital und 250T Kredit. Seine ehemals 300T Vermögen sind auf 200T geschrumpft und die Kreditsicherheit ist für die Bank nicht mehr gegeben. Kann der Kunde nicht eben mal 70T an Sicherheiten aus dem Ärmel ziehen, wird sein Haus versteigert. Für 150T. Käufer: Die Bank.

„Die niedrigen Zinsen ermöglichen den Erwerb von Immobilien zu guten bis sehr guten Konditionen. “ – Die Darlehenskonditionen sind gut bis sehr gut, die (gesamten) Konditionen zum Immoblienerwerb sind jetzt nicht so gut.

„Zugleich ist zumindest in größeren Städten mit einer erheblichen Wertsteigerung in den nächsten Jahren zu rechnen.“ – „Erheblich“ -Wenn die Zinsen erheblich sinken und/oder die Löhne erheblich steigen, ist tatsächlich damit zu rechenen. Umgekehrt geht es garantiert schief.

“ Eigentumswohnungen und Eigenheime erweisen sich somit als eine der besten Formen der Altersversorgung.“ – Das ist in der Vergangenheit schon vorgekommen. (Weiteres wurde bereits gesagt.)

“ Es lohnt sich durchaus, den Erwerb über einen Kredit zu finanzieren.“ – So sagt es uns der Banker. Die Aussage ist ist an keinerlei Bedingungen geküpft (s.oben) und somit absolut unhaltbar!

Übrigens hat man nach dem Krieg für sieben Unzen Gold eine Immobilie bekommen.
Das soll keine Empfehlung zum Kauf von Edelmetallen sein, sondern nur ein Hinweis auf den Wertverfall einer Immobilie, einmal nicht in Geld ausgedrückt, sondern im Verhältnis zu etwas anderem.
Falls jemand wissen sollte, für wieviele Stangen Zigaretten man bereits Immobilien bekommen konnte, würde ich mich freuen, hier darüber lesen zu können.

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