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Unternehmensphilosophie auf Basis Menschlichkeit

liqui_moli_ernst_prostMarxistische Theorien haben versucht, das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als anhaltenden und unlösbaren Konflikt darzustellen. Ist es wirklich das erste Interesse eines Unternehmers, von seinen Mitarbeitern maximale Leistung für minimales Entgelt zu fordern? Und haben es Arbeitnehmer immer darauf abgesehen, sich gerade aktiv genug zu zeigen, um den Job zu erhalten? Zu oft mag dies der Fall sein. Einen großen Teil der Verantwortung für ein derart gespanntes Verhältnis trägt der Arbeitgeber, der den menschlichen Aspekt der Zusammenarbeit in den Hintergrund stellt. Es gibt aber auch positive Beispiele. Über eines davon berichtet dieser Artikel. 

Ein, 1957 in Ulm gegründeter, Betrieb hat es tatsächlich geschafft, der internationalen Konkurrenz Paroli zu bieten, und zwar Giganten wie Shell, BP und Exxon. Eine in jüngster Zeit massiv durchgeführte Werbekampagne, die stolz darauf verweist, dass es sich um ein deutsches Unternehmen handelt, das ausschließlich im Land produziert, hat allgemeine Aufmerksamkeit erweckt. Groß geworden durch die Entwicklung von Zusatzstoffen, welche die Schmierleistung verbessern, verlagerte sich der Schwerpunkt mittlerweile auf Motorenöle selbst.

In einer Pressemitteilung auf der eigenen Webseite, verrät Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter von Liqui Moly, einen Teil des Erfolgsrezepts: „Wir bewegen uns auf dem Markt nicht schwerfällig wie ein großer Öltanker, sondern flink wie ein Schnellboot. Jeden Tag passen wir unseren Kurs neu an die Wünsche unserer Kunden an.“

liqui_moli_produktionEin heimisches Unternehmen, das sich nach den Wünschen der Kunden im eigenen Land ausrichtet, verdient mit Gewissheit Respekt und Anerkennung. Der Erfolg bestätigt die Richtigkeit der Strategie. Lag der Umsatz 1999 noch bei 50 Millionen Euro, war es 2009 das Dreifache. Worauf wir jedoch ganz im speziellen verweisen möchten, ist die Einstellung des Unternehmens gegenüber seinen Arbeitnehmern.

Ernst Prost erklärt dazu, dass Produkte von bester Qualität, gute Werbung, ein kostenbewusster Einkauf und ein serviceorientiertes Team die Grundvoraussetzungen sind. Doch, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, bedarf es einer gesunden Motivation. Dazu wirft er die Frage auf: Wie motiviert man Mitarbeiter am besten?

Was bedeutet Motivation? Dem Duden entsprechend, sind es die Beweggründe, die das Handeln eines Menschen bestimmen. Unumstritten ist ein wesentlicher Beweggrund die Erhaltung des Arbeitsplatzes, was besonders in Krisenzeiten an Bedeutung zu gewinnen scheint. Dazu erklärt Ernst Prost:

„Im Umkehrschluss ist der Mensch gerade in Krisenzeiten hoch motiviert, wenn er sich keine Sorge um den Arbeitsplatz machen muss, sondern frei von Druck agieren und seiner Kreativität zum Wohle des Unternehmens freien Lauf lassen kann. Genau aus diesem Grund habe ich als Eigentümer und Firmenchef meinen Mitunternehmern eine Beschäftigungsgarantie öffentlich ausgesprochen, als klar wurde, dass die Firma in den Sog der Weltwirtschaftskrise zu geraten drohte. Bewusst spreche ich von Mitunternehmern, denn die Firma besteht nicht aus einem Eigentümer oder Vorstandsvorsitzenden, der alleine für den Erfolg verantwortlich ist. Jeder Einzelne im Unternehmen übernimmt durch sein Tun Verantwortung und trägt seinen Teil zum Unternehmenserfolg bei.“

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten gehört es, wenn wir die Politik internationaler Konzerne ins Auge fassen, zu den ersten Maßnahmen, den Rotstift bei den Lohnkosten anzusetzen. Liqui Moly stellt neue Arbeitskräfte ein und es wird in Sonderschichten gearbeitet, anstatt in Kurzarbeit. Im ersten Quartal 2010 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von mehr als 30 Prozent.

Ernst Prost, der hochbezahlte Motivationstrainer großer Konzerne mit Clowns vergleicht, streicht immer wieder das gegenseitige Vertrauensverhältnis hervor. Und siehe da, die angewandte Unternehmenspolitik, die jedem einzelnen Mitarbeiter verdienten Respekt entgegen bringt, führt gleichzeitig dazu, dass Krankenstand und Fluktuation verschwindend gering sind. „Auf Motivationstrainer können wir getrost verzichten!“, schreibt er dazu.

Und wie wirkt sich Zufriedenheit und Motivation im Kreis der Mitarbeiter auf die Geschäftsentwicklung aus? Lassen wir Ernst Prost selbst erklären:

liqui_moli_speedster„Eben dieses Miteinander ist ein Faktor, weshalb es wir als mittelständisches Unternehmen – quasi das gallische Dorf der Schmierstoffbranche – mit multinationalen Ölkonzernen wie Shell, Exxon mobil oder BP aufnehmen können. Den Menschen bei uns eröffnet sich weit mehr als nur eine berufliche Perspektive. Sie finden bei Liqui Moly auch eine berufliche Heimat, weil sie gerne zur Arbeit gehen, Sinn in ihrem Tun entdecken und angstfrei zu Werke gehen können. Diesen Unterschied spüren Kunden. Der beste Beweis: Liqui Moly wurde 2009 gleich von drei Großkunden zum Zulieferer des Jahres gekürt. Alle betonten, dass Freundlichkeit, Serviceorientierung und Zuverlässigkeit den Ausschlag für den Gewinn ausgemacht haben. Nichts von alledem wurde in Seminaren antrainiert, es kommt von innen heraus, aus tiefstem Herzen und aus Überzeugung. Nur eine gesunde, menschenfreundliche Unternehmenskultur schafft das.“

 

Wer erfolgreich ist, von sich reden macht, der weckt auch Kritiker. So versuchte ein Beitrag über das Unternehmen, speziell jedoch über Ernst Prost, bei Deutsche Welle vorsichtig an seinem Image zu kratzen. Dass er selbst in einem Schloss lebt, das für 2 Millionen Euro saniert wurde, wird in den Vordergrund gerückt. Wirkt diese Offenbarung peinlich für den Besitzer eines Unternehmens mit Umsatzzahlen im neunstelligen Bereich? Keineswegs! Und selbst die Kommentatorin kann nicht umhin, am Ende zu bemerken, dass Ernst Prost eher sein Schloss wieder verkaufen würde, bevor er Mitarbeiter entlässt.

 

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