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Profitgierige Weltkonzerne (Nestle) greifen nach der Lebensader der Menschheit – unser Wasser ist in Gefahr!

Der Dokumentarfilm „Bottled Life“ brachte die ausgeklügelte Wasserstrategie des Schweizer Konzerns Nestlé ans Licht und fügte ihm einen erheblichen Imageschaden zu. Peter Brabeck, Chef des Verwaltungsrates, macht keinen Hehl aus seiner Präferenz, Trinkwasser wie jedes andere Lebensmittel zu einem Produkt zu machen und global zu vermarkten. Damit spricht er der Weltbevölkerung das Menschenrecht auf Wasser ab. Weltweiter Protest hat sich bereits formiert.

Bottled Life – Nestlés Geschäfte mit dem Wasser“ lief im Spätsommer 2013 in Deutschland an und wurde im vergangenen Jahr beim Internationalen Umwelt-Filmfestival in Rio de Janeiro als bester Film der Kategorie „Journalistische Relevanz“ ausgezeichnet. Weitere Film- und Medienpreise folgten. Der Dokumentarfilm beruht auf den weltweiten Recherchen des Schweizer Journalisten Res Gehriger, der zusammen mit Regisseur Urs Schnell das Drehbuch schrieb.

Eindrucksvoll wird deutlich, wie Nestlé seinen Umsatz mit Trinkwasser ständig steigert und wie die Politik die Geschäftemacherei auch noch unterstützt. Denn in manchen Ländern liegt die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung im Argen und wird vom Staat nicht gewährleistet. Das liegt auch daran, dass die Grundwassernutzung sowie die rechtliche Situation für die Nutzungsbedingungen in zahlreichen Ländern unterschiedlich geregelt wird.

Beispiel Pakistan: Gehriger besuchte ein Dorf, in dem die Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Nestlé hingegen fördert dort aus einem Tiefbrunnen und verkauft das Wasser als „Nestlé Pure Life“ in Flaschen – so teuer, dass es sich die meisten Bewohner der Dorfes nicht leisten können. Die örtliche Nestlé-Wasserfabrik durfte Res Gehriger nicht besuchen, aber die Einwohner berichten, dass der Grundwasserspiegel im Dorf seit Jahren sinke. Der Konzern hingegen betont, dass auf einen schonenden Umgang mit den Wasserressourcen Pakistans geachtet würde.

Geschicktes Marketing im Dienste des Lifestyles?

Foto: piu700  / pixelio.de
Foto: piu700 / pixelio.de

Aufschlussreich ist auch die Argumentation hinsichtlich der Frage, ob Wasser in Plastikflaschen wirklich gebraucht wird – vor allem da, wo genügend Leitungswasser vorhanden ist. Nestlé beruft sich auf die Nachfrage: Auf Flaschen gezogenes Wasser „habe seinen Platz in der Gesellschaft„, die immer mehr Wert auf Lifestyle legen würde. So beschäftigt sich der Film „Bottled Life“ auch mit dem bei den New Yorkern überaus beliebten „Poland Spring„. Das New Yorker Leitungswasser kommt übrigens aus den Bergen des Umlandes und gilt als ebenso sauber wie gesund.

Nestlé aber lässt das kostspielige „Poland Spring„-Produkt aus dem US-Bundesstaat Maine ankarren. Dass die eigentliche Quelle durch die Aktivitäten des Konzerns längst versiegte, wirkt sich nachteilig auf die Umwelt aus. Inzwischen hat Nestlé eine Reihe von Grundstücken in der Gegend erworben: Grundeigentümern ist es gestattet, kostenlos Wasser abzupumpen. Ein lohnendes Geschäft, wenn man bedenkt, dass eine Tankladung Wasser etwa zehn Dollar kostet, Nestlé damit aber rund 50.000 Dollar Umsatz machen kann.

Lukrative Geschäfte mit dem Wasser auf allen Kontinenten

Wie in Pakistan erwarb Nestlé auch im nordafrikanischen Staat Algerien Wassernutzungsrechte. Die dortigen eingezäunten Fabriken werden bewacht. Die Bevölkerung wird zunehmend vom Trinkwasser abgeschnitten, während Nestlé dieses in Plastikflaschen als „Nestlé Pure Life“ anbietet.

Schätzungsweise 20 Liter Wasser pro Tag verbraucht ein Mensch zum Trinken und Kochen sowie zum Waschen, sagen Experten. Mit zehn Litern täglich würde bei achtsamer Verwendung jeder auskommen. Es gibt aber Regionen mit akutem Wassermangel, in denen sich die Bevölkerung mit gerade mal fünf Litern pro Kopf begnügen muss. Dieser Mangel an Trinkwasser aktiviert zahlreiche Geschäftemacher – allen voran den Konzern Nestlé, der dadurch ins Kreuzfeuer der Kritik gerät.

Immerhin verdienen die Schweizer jährlich rund sechs Milliarden Euro allein mit ihren 73 internationalen Wasserlabels. „Pure Life“ nennt sich euphemistisch bis zynisch die bekannteste Marke, die überwiegend in Schwellen- und Entwicklungsländern abgesetzt wird. Pro Kopf und Jahr trinken die Menschen weltweit 34,6 Liter Wasser aus der Flasche – und der Verbrauch steigt weiter. Je nach Region gibt es große Unterschiede im Konsumverhalten: Während Mexikaner pro Jahr 201 Liter Wasser in sich hineinkippen, sind es bei den Deutschen 135 Liter. Chinesen kommen (noch!) mit 21 Litern aus. Die Wasserhändler profitieren von dem billigen Rohstoff, der unaufwendigen Weiterverarbeitung und dem hohen Verkaufspreis. Ein Liter Wasser kostet beispielsweise in Nigeria mehr als ein Liter Benzin.

Auf der 23. Weltwasserwoche, die im September 2013 in Stockholm stattfand, riefen zahlreiche internationale Persönlichkeiten zu einer verstärkten Kooperation für Wasser auf. Zu den Hauptsponsoren gehören neben dem WWF PepsiCola und – wie nicht anders zu erwarten – der Nestlé-Konzern. Dieser kauft wie auch Coca-Cola vermehrt an Wasserquellen reiche Landstriche auf. Dies wurde durch die Bürgerbewegung bekannt, die sich gebildet hat, um die Quellen des Wasserparks von São Lourenço im Süden des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais zu verteidigen.

Ist die schrittweise Privatisierung unserer Wasserressourcen noch aufzuhalten?

Wasser ist unbestritten das lebenserhaltende Gut schlechthin auf unserer Erde. Es lässt sich durch nichts ersetzen und wird immer knapper. Ohne dass die Weltöffentlichkeit kontinuierlich darüber informiert wird, ist der der Wettbewerb um das Geschäft längst Realität. Wirtschaftsunternehmen bemächtigen sich Schritt für Schritt dieser wichtigen Gabe der Natur, ohne die Menschen, Tiere und Pflanzen nicht existieren können.

Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass wir alle vom Wasser abhängig sind. Da es eine unverzichtbare Lebensgrundlage darstellt, müssten wir auch jeden geforderten Preis dafür zahlen. Im Klartext: Wir sind alle erpressbar. Wasserknappheit könnte uns zum Verhängnis werden, während sich für andere daraus eine kaum zu ermessende Goldgrube ergibt.

Geldgierige und mächtige internationale Handelsgruppen strecken ihre Finger nach dem Wasser aus und erklären es zu einem globalen Wirtschaftsfaktor. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass Unternehmen enorme Renditen mit Wasser erwirtschaften und „das blaue Gold“ unter sich aufteilen, ehe es der Großteil der Weltbevölkerung überhaupt bemerkt. Es kann dazu kommen, dass künftig Konflikte um das Wasser entstehen anstatt wie bisher um das Öl. Je schlechter die kommunale Versorgung wird und je mehr Grundwasser verschmutzt, desto höher fallen die Umsätze der am Wasser verdienenden Konzerne aus. Besonders in den Entwicklungsländern ist diese alarmierende Entwicklung voll im Gange. Lebensmittel- und Getränke-Multis scheffeln hier nur so das Geld auf Kosten der Allerärmsten.

Auf dem Prüfstand: der Umgang mit unserer bedeutendsten Ressource

Wasser ist Leben, wie wir wissen. Doch mehr als 30 Prozent aller Menschen haben schwer un den Folgen der Wasserverknappung zu leiden. Die Verschmutzung von Wasser führt dazu, dass auf der Welt tagtäglich 4.000 Kinder sterben. Indem natürliche Wasserquellen durch Großkonzerne privatisiert werden, spannt sich die Lage noch weiter an.

Ist es ethisch zu vertreten, dass sich Wasser zu einem Privileg der Reichen entwickelt? Die „Süddeutsche Zeitung“ brachte es auf den Punkt, als sie schrieb, wer den Zugang zum Wasser kontrolliere, habe „den Zugang zur Macht“. Diese These fasste bereits im Jahr 2008 die in Frankreich geborene, preisgekrönte Regisseurin Irena Salina in ihrem Film „Flow. For Love of Water“ in eindringliche Bilder. Fünf Jahre reiste sie um den Globus, um die Auswirkungen der sogenannten Wasserarmut zu dokumentieren.

Bis zum Jahr 2000 war der deutsche Topmanager Helmut O. Maucher 20 Jahre Generaldirektor von Nestlé. Ein Zitat von ihm spricht Bände:Der wahre Präsident des Unternehmens ist der Konsument.“ Danach handelt der Konzern bis heute und passt das Sortiment seiner Lebensmittel ständig dem sich verändernden Geschmack der Verbraucher an. Wie eingangs erwähnt ist der heutige Nestlé-Chef, der Österreicher Peter Brabeck, ein Verfechter der Privatisierung von Trinkwasser. Er steht auf dem Standpunkt, diese Ressource werde „am besten von Geschäftsleuten gemanagt„.

Wenn das nicht die Überlegung wert ist, Nestlé-Produkte ab sofort zu boykottieren…

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