Mittwoch , 24 April 2024
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Berechtigte Zweifel an Massaker von Al-Kobeir

hama aktivist videoImmer massiver werden die Beschuldigungen, die gegen die syrische Regierung unter Baschar al-Assad erhoben werden. Die jüngsten Meldungen sprechen von einem Massaker, bei dem zumindest 80 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Diese Behauptung entstammt aus Kreisen der Aufständischen und wird von der syrischen Regierung zurückgewiesen. Während die Zeitungen mehrheitlich berichten, dass UN-Beobachtern die Zufahrt in das Dorf Al-Kobeir von syrischen Militärs verwehrt wurde, unterließ die Sprecherin der UN-Beobachter, Sausan Ghosheh, in Wahrheit jeden Kommentar.

Während China und Russland, zwei ständige Mitglieder des UN-Weltsicherheitsrates, die somit über ein Vetorecht verfügen, ein militärisches Eingreifen der Westmächte in Syrien weiterhin ablehnen, wird das Bild, das der Öffentlichkeit über Syrien vermittelt wird, immer erschreckender. Zweifellos wird seit über einem Jahr gekämpft und getötet. Doch gleichzeitig wird die einseitige Berichterstattung immer offensichtlicher.

Um nur ein Beispiel der jüngsten Meldungen herzunehmen: Die Zeit schreibt in ihrer Schlagzeile: „Syrien verweigert Zugang zum Ort des Massakers.“ Diese sieben Worte enthalten zwei Behauptungen, nämlich, dass der Zugang verweigert wird und dass ein Massaker stattgefunden hat. Weiter unten im Text ist dann zu lesen: „…wo am gestrigen Mittwoch nach Angaben von Aktivisten etwa 80 Männer, Frauen und Kinder getötet worden waren. Die Oppositionellen machten das Militär und die regimetreue Schabiha-Miliz für das Massaker verantwortlich.

Wie sich mittlerweile herumgesprochen haben müsste, handelt es sich in Syrien um einen bewaffneten Aufstand. Beide Seiten, die Rebellen und die Regierungstruppen, setzen Waffengewalt ein. Meldungen über die Opfer der Aufständischen werden kategorisch unterlassen. Behauptungen der Opposition werden jedoch unüberprüft weitergegeben.

Ob dieses Massaker in Al-Kobeir tatsächlich stattgefunden hat, kann zum gegebenen Zeitpunkt weder bestätigt noch dementiert werden. Wie PressTV berichtet, weist die syrische Regierung alle Vorwürfe kategorisch zurück. Im selben Zusammenhang wird jedoch ein von oppositionellen Kräften durchgeführter Terrorakt erwähnt, dem neun Menschen zum Opfer fielen. Weiter erklärt der Artikel, dass auch viele Angehörige der nationalen Sicherheitskräfte von „Saboteuren und Terroristen“, die vom Ausland unterstützt werden, getötet wurden. Bezüglich des Massakers vom 25. Mai in der Stadt Houla, dem 108 Menschen, davon 49 Kinder und 34 Frauen zum Opfer fielen, behauptet die syrische Regierung, dass Ermittlungen ergeben hätten, dass Regierungsgegner für das Blutbad verantwortlich seien, um die Möglichkeit eines Einschreitens ausländischer Kampfverbände zu erhöhen.

Selbstverständlich werden die meisten Leser diese Darstellung kategorisch zurückweisen. Doch warum? Weil die westlichen Medien seit über einem Jahr mit herausragender Einseitigkeit Assad zum Sündenbock erklären? Ihm und seinen Regierungstruppen sei alles Böse zuzutrauen, denn er ist schließlich ein Diktator. Während es sich bei den Oppositionellen um „Freiheitskämpfer“ handelt. Ist die Meinung einmal geprägt, bleibt selten Raum für Objektivität.

Und wie sieht es mit der Behauptung aus, die von der westlichen Presse mit bestechender Einheitlichkeit verbreitet wird, dass syrische Regierungstruppen den UN-Beobachtern die Zufahrt nach Al-Kobeir verweigern?

Am deutlichsten wird die Situation durch eine Kurzmeldung der Nachrichtenagentur Reuters beleuchtet: In fetten Lettern wird erklärt, dass die syrische Armee den Vereinten Nationen die Zufahrt verwehrt. Die Quelle für diese Behauptung wird nur dadurch angeführt, indem am Ende der Schlagzeile das Wort „Aktivisten“ steht. Kleingedruckt erfolgt jedoch ein Verweis auf Sausan Ghosheh, die offizielle UN-Sprecherin, die keinen Kommentar darüber abgibt, ob die Zufahrt in das Dorf verwehrt wurde oder nicht. Warum wird der Behauptung der Aufständischen mehr Beachtung geschenkt als der Sprecherin der Vereinten Nationen? Handelt es sich dabei um objektive Berichterstattung?

Alle Meldungen über das angebliche Massaker basieren auf Behauptungen der Opposition. Der arabische Sender Al-Jazeera zeigt verwackelte Bilder von Gebäuden, die offensichtlich durch Granaten beschädigt wurden. Eine Einblendung oben links verrät, dass es sich um ein „Aktivisten-Video“ handelt. Als Ort ist Hama angegeben, nicht das Dorf Al-Kobeir (Al-Qubayr). Ein „Aktivist“ aus Hama ist per Audio-Verbindung eingeladen, seine Version der Vorfälle vorzutragen. Die Al-Jazeera-Sprecherin stellt ihm die Frage, warum dieses Dorf angegriffen wurde (1:50). Der „Aktivist“ beginnt zu erzählen. Stotternd gibt er von sich: „Yes the things that we understood is, these villages … there are some (….es gibt einige) – PIEP.“ (Ausblendung exakt bei 2:12) Und in ziemlich unklaren Worten erklärt er, dass es sich um eine „Bestrafung“ der Dorfbewohner gehandelt hätte.

Den meisten Zuhörern entgeht diese Ausblendung vermutlich. Doch welches Wort hatte er verwendet, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist? „Es gibt einige …“. Einige was? Oppositionelle Kämpfer, Rebellen, Terroristen? Vermutlich wurde nicht bloß ein einziges Wort gelöscht, sondern ein ganzer Textteil. Der Piep-Ton wurde deswegen eingesetzt, um die Schnittstelle zu überspielen. Objektive Berichterstattung sollte derartige Tricks eigentlich nicht notwendig haben.

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