Dienstag , 23 April 2024
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Jemen: Nervengas gegen Demonstranten

sanaaMit scharfer Munition und Gasgranaten beschossen Soldaten unbewaffnete Demonstranten in Sanaa, der Hauptstadt  Jemens, die den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Salih forderten. Zumindest ein Mensch wurde getötet und an die hundert verletzt. Wie sich aufgrund der Symptome, unter denen Verwundete leiden, nun herausstellte, setzten die Soldaten nicht Tränengas, sondern international gebanntes Nervengas ein. Diese Behauptung wird von den behandelnden Ärzten aufgestellt. Präsident Salih befindet sich seit 1978 im Amt und steht einer Einparteien-Regierung vor.

Die Geschichte Jemens ist von politischen Tumulten geprägt. Vom 17. Juli 1978 an regierte Abdullah Salih, der über Grundschulausbildung verfügt und durch Stammespolitik an die Spitze kam, als Präsident die Jemenitisch Arabische Republik (Nordjemen). Seit der Vereinigung mit dem kommunistischen Südjemen am 22. Mai 1990 herrscht er ununterbrochen über das Land. Am 2. Februar dieses Jahres kündigte er seinen Rücktritt für 2013 an, womit sich die Bürger jedoch nicht zufrieden geben.

Nach schweren Demonstrationen in der Hauptstadt Sanaa, kündigte er nun an, noch dieses Jahr eine Volksabstimmung abzuhalten, die zu einer Verfassungsänderung führen könnte, die wiederum dem Parlament mehr Kompetenzen einräumen soll.

Bei diesen Kundgebungen durch unbewaffnete Demonstranten wurde von jemenitischen Soldaten sowohl scharfe Munition als auch Gas eingesetzt, das anfangs für Tränengas gehalten wurde. Die Online-Ausgabe des australischen Sydney Morning Herald berichtet von zwei Toten und rund fünfzig Verletzten. Die iranische Nachrichtenseite PressTV schreibt von nur einem Toten, jedoch hundert Verwundeten. Beide Quellen informieren einstimmig über die Aussagen von Dr. Sarni Zaid und andern Ärzten aus Sanaa, die gestern bei der Behandlung von Verwundeten feststellten, dass diese unter Symptomen litten, die zu hoher Wahrscheinlichkeit durch Nervengas ausgelöst wurden. Wie Dr. Zaid erklärt, sind nicht die Atemwege der Betroffenen angegriffen, sondern ihr Nervensystem. Auch wenn ein Irrtum in der Diagnose nicht restlos auszuschließen ist, so schätzt Dr. Zaid die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Nervengas auf zumindest 90 Prozent.

Auch wenn sich weder die Vereinigten Staaten noch Russland von ihren Beständen chemischer Kampfstoffe bisher getrennt haben, so trat am 29. April 1997 die Chemiewaffenkonvention in Kraft, die allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Entwicklung, Herstellung, Verwendung und auch den Besitz chemischer Kampfstoffe ausdrücklich untersagt.

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