Dienstag , 23 April 2024
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Bankier und Jude: Die unverzeihliche Entgleisung des H. C. Strache

strache karikaturHat Kritik an der Unersättlichkeit des Finanzsektors etwas mit Antisemitismus zu tun? Nicht im geringsten. Es sei denn, der Banker wird in einer Art und Weise abgebildet, die jüdische Merkmale aufweist. Genau diese Unverschämtheit erlaubte sich der Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Hans-Christian Strache. Auch wenn, sobald berechtigte Kritik laut wurde, die umstrittenen Kennzeichen umgehend aus dem Bild entfernt wurden, mit solch einer Dummheit schadet er nicht nur sich selbst, sondern jeder konstruktiven Kritik am derzeitigen Geld- und Wirtschaftssystem.

Die Karikatur, so wie sie jetzt auf Straches Facebook-Seite zu sehen ist, zeigt ein unverfängliches Bild: Drei Männer sitzen an einem Tisch. Ein fettgefressener Banker vor vollem Teller, ein ebenfalls wohlbeleibter Politiker, der dem Banker Wein nachgießt, und ein abgemagerter Bürger, der bloß einen abgenagten Knochen vor sich liegen hat.

Dass die Nase des Bankers in der ursprünglichen Veröffentlichung eine Form aufwies, die an Nazi-Karikaturen von Juden erinnerte, hätte ja vielleicht noch als persönliche Auslegung betrachtet werden können. Vielleicht. Aber dass die Knöpfe am Jackett zweifelsfrei als Davidsterne erkennbar waren, damit ging Herr Strache unumstritten zu weit. Auch wenn er sich nachträglich zu rechtfertigen versuchte und behauptete, die sechszackigen Sterne hätten Diamanten darstellen sollen.

Wir alle sind mit den fürchterlichen Ereignissen bestens vertraut, die darin ihren Anfang nahmen, dass eine ganze Glaubensgemeinschaft zum Sündenbock erklärt wurde. Gerade weil die Konsequenzen so unbeschreibliche, so menschenverachtende Formen annahmen, steht absolut niemandem das Recht zu, hiermit dumme Spiele zu treiben. Oder geht es Herrn Strache um Wählerstimmen aus Kreisen von Neo-Nazis und Skinheads?

Dass die FPÖ, die Freiheitliche Partei Österreichs, seit jeher vom Ruf der Rechtslastigkeit behaftet ist, geht schon auf ihre Gründung zurück. Ihr ursprünglicher Name war „Verband der Unabhängigen“ (VdU) und es heißt, es habe sich um ein politisches Lager für die nicht ganz so bösen ehemaligen Nationalsozialisten gehandelt. Anlässe für den Fortbestand dieses Image wurden bis in die heutigen Tage zur Genüge geliefert.

Doch ungeachtet aller Vorwürfe, die Strache für sich und seine Partei wieder einmal provozierte, die größte Unverschämtheit liegt in der Neubildung des falschen Klischees, nämlich Juden und Banker gleichzusetzen. So ein Unsinn schürt nämlich nicht nur Misstrauen gegenüber Angehörigen der jüdischen Glaubensgemeinschaft, er führt auch dazu, dass konstruktive Kritik am Geldsystem als „antisemitisch“ missverstanden werden könnte. Denn haben nicht schon die Nazis … und hat nicht dieser Strache …?

Karikaturisten mögen sich auf die Freiheit der Kunst berufen. Und diejenigen, die zweifelhafte Karikaturen verbreiten, auf die freie Meinungsäußerung. Doch wem dient es, die Grenzen des guten Geschmacks so weit zu überschreiten?

Herr Strache hat nicht nur eine unpassende Form einer Nase gewählt, er hat nicht bloß aus Missgeschick die Form von Diamanten sechszackig erscheinen lassen, er hat provoziert, dass fachliche und seriöse Analysen des Bankenwesens falsch ausgelegt werden könnten. Und damit hat er gewiss mehr Schaden angerichtet, als er sich vermutlich bewusst ist.

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