Freitag , 26 April 2024
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Am 17. Juni ist Wahltag für Staatspleite und Frauenbeschneidung

kalenderblatt 17Der 17. Juni könnte für die Welt ein ganz außergewöhnlich wichtiger Tag werden. Zwei Länder werden da wählen und somit nicht nur über ihre eigene Zukunft, sondern über das Schicksal der Welt entscheiden. Es liegt in den Händen der Nachbar- und Urlaubsländer Ägypten und Griechenland, wohin die Reise gehen wird.

Gestern hat sich zunächst mal entschieden, dass sämtliche Koalitionsgespräche gescheitert sind, Griechenland keine Regierung zustande bringt und somit Neuwahlen unumgänglich sind. Dafür hat man den 17. Juni ins Auge gefasst. Jenem Tag, der auch für die Ägypter der letzte Stichwahltag ist, die für 16. und 17. Juni anberaumt ist, da man nicht davon ausgeht, dass im ersten Durchgang (23. und 24. Mai) einer der Kandidaten die entscheidende Mehrheit erreichen kann.

Welche Auswirkungen dieser Tag für die Welt haben kann, lässt sich jetzt noch gar nicht so richtig abschätzen, dass er allerdings wegweisend sein wird, daran besteht so gar kein Zweifel, und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht.

Bleiben wir mal in Europa, wo die kampflächelnden Politiker ihre Völker noch immer darauf einschwören, dass man mit einem Ritt auf einem toten Pferd ein Rennen gewinnen kann. Es wird wohl an den Griechen sein, den EU-Politikern näherzubringen was demos (Volk) kratia (Herrschaft) wirklich bedeutet (wurde ja schließlich auch bei ihnen erfunden) und vor allem was es bedeutet, wenn die Politiker die Interessen des Volkes nicht vertreten, sondern nur die eigenen, also die der Banken und Großkonzerne.

Und es ist damit zu rechnen, dass die Griechen genau das tun werden. In den Umfragen liegen nämlich nicht jene Parteien vorne die auf EU-Sparkurs segeln. Dafür haben die radikalen Linken enormen Rückenwind und die sind bekanntlich gegen die Rückzahlung der Schulden, die Griechenland bei der EU gemacht hat. Wohl gemerkt Griechenland als Staat, also primär die Banken, nicht die Griechen selbst, die von der großen Rettungsaktion so gar nichts haben, die nach wie vor ihre Kinder weggeben müssen, weil sie diese nicht mehr ernähren können. Kann man es ihnen verübeln, dass sie gegen dieses kranke System sind? Nein, kann man nicht!

Folgeschäden hin oder her. Natürlich wird es einen Dominoeffekt geben, wenn ein EU-Land in die Staatspleite schlittert. Natürlich wird uns das alle betreffen, aber wie schlimm ist das wirklich? Vielleicht werden wir das Wort Luxus neu definieren müssen, viele von uns müssen das ohnehin schon, aber jede Medaille hat zwei Seiten und in diesem Fall kann ein Rückschritt auch Fortschritt bedeuten. Erde und Menschheit werden wohl ohnehin nur zu retten sein, wenn wir mal einen gewaltigen Schritt zurück machen. Nun, soll sein, machen wir ihn doch.

Was haben wir denn zu verlieren? Geld, das wir ohnehin nicht mehr haben? Unsere Jobs, die uns immer kranker machen? Unsere großen Autos, die die Luft verpesten? Was haben wir an Gütern zu verlieren, was nicht durch mehr Lebensqualität ersetzt werden kann? Vielleicht werden wir dann unsere Leistungen ebenso wieder tauschen wie unsere Worte. Schlecht? Mit Sicherheit nicht schlechter als das System, in dem wir jetzt leben, wenngleich dieses Wort dem Dasein vieler Menschen gar nicht mehr gerecht wird. Der Schritt zurück könnte für Europa und die Welt auch ein heilsamer sein. Das sollten wir nicht vergessen, bevor wir uns vor einer griechischen Staatspleite so sehr fürchten, wie es die Politiker gerne hätten, weil wir in Angst leichter zu kontrollieren sind.

Was gut für Europa sein könnte, muss aber nicht zwangsläufig gut für Ägypten sein. Dort sollte man eher einen Schritt nach vorne machen, wenngleich derzeit genau das Gegenteil der Fall ist. Im Land am Nil fühlt man sich eine Woche vor dem ersten Durchgang zur Präsidentenwahl wie auf einer Zeitreise ins Mittelalter. Zumindest dann, wenn man mit dem geistigen Sondermüll der Moslembrüder am frühen Morgen in einer Talk-Show konfrontiert wird.

In einer solchen wurde gestern ernsthaft über die Legalisierung der Frauenbeschneidung diskutiert, die in Ägypten per Gesetz zwar verboten, aber dennoch nicht unüblich ist. Darum kam ein findiger Senator der Moslembrüder auf die „glorreiche“ Idee, die Beschneidung von Frauen per Gesetz doch wieder zu erlauben. Auf die Idee, dass man zunächst mal den Dreck und Mist wegräumen könnte, der sich in den Straßen Kairos mittlerweile türmt, darauf kommen die islamischen Politiker nicht, dafür haben sie sich zuletzt damit befasst, das Heiratsalter für Mädchen auf 14 Jahre runterzuschrauben und Männern zu erlauben, bis zu sechs Stunden nach dem Ableben noch Sex mit ihrer toten Frau haben zu dürfen.

In dieser ausgeklügelten Prioritätenliste war die Beschneidung von Mädchen ja nur eine Frage der Zeit und prompt ließ sie nicht lange auf sich warten. Nun muss man hier nicht groß auf die Nachteile dieser Verstümmelung eingehen und Vorteile hat sie sowieso keine. Das konnte aber selbst eine Gynäkologin, die der Diskussionsrunde auch bewohnen durfte, die aber genau so gut gegen eine Wand oder beim Fenster raus reden hätte können, den ignoranten Moslembrüdern nicht erklären. „Stop smoking Hashish“ ist man geneigt gegen das Fernsehgerät zu brüllen und das fällt noch in die Kategorie Liebenswürdigkeiten.

Und dann, man kann ja noch immer nicht glauben, was man da soeben gehört hat (ja, die meinen das wirklich ernst!), kommen einem in den lokalen Medien gleich weitere Horror-Meldungen entgegen. Zunächst war da zu lesen, dass noch vor dem Start der Präsidentenwahlen in Ägypten (23. und 24. Mai) das Ergebnis der Expat-Wähler verkündet wird. Weltweit haben sich insgesamt 587.000 Ägypter für die Wahl im Ausland registriert. Das ist immerhin mehr als eine halbe Million Menschen, die vor ihren Landsleuten in der Heimat wählen dürfen oder müssen. Dass die Wahlkommission (SPEC) dieses Ergebnis vor dem ägyptischen Urnengang verlesen möchte, halten die Vorsitzenden der Expats für eine Farce, weil es den Ausgang in der Heimat beeinflussen könnte. Aus England wurde sogar der Ruf in Richtung SPEC laut, diese Entscheidung sofort zu revidieren. Bis dato gab es darauf zwar noch keine Reaktion, aber in einer Woche kann sich hier gar viel ändern.

Das war aber ohnehin bei weitem nicht die schrecklichste Nachricht vom gestrigen Tag, abgesehen vom Beschneidungsthema, die war, meiner bescheidenen Meinung zufolge und nicht nur dieser, nämlich jene, dass eben diese Moslembrüder ihren Präsidentschaftskandidaten Mohammed Morsy kurzerhand fallen lassen und anstatt dessen den aussichtsreicheren Ex-Moslembruder Abouel Fotouh unterstützen wollen. Eine allzu große Überraschung ist das zwar nicht und dennoch ein Sinnbild für das wertlose Wort und die Machenschaften der Moslembrüder. In Ägypten ist generell fast jeden Tag alles anders, und wenn hier jemand die Worte „ich schwöre“ in den Mund nimmt, darf man sich generell als belogen betrachten, aber wenn es Politiker tun, dann kann das fatale Auswirkungen haben.

So wie eben bei diesem Abouel Fotouh, der übrigens auch von den Salafisten (also den radikalen Islamisten) tatkräftig unterstützt wird, heilige Eide verspricht, auch ein Präsident für die Liberalen des Landes sein zu wollen. Vielleicht will er das ja wirklich, aber die Verwirklichung dieses Wunsches würde bereits beim Thema Sharia anfangen und enden und ist somit ins Reich der Träume zu verabschieden. Es gibt Dinge, die gehen sich einfach nicht aus. Das ist so sicher wie physikalische Gesetzte. Zum Beispiel jenes, dass an einem Ort einfach niemals zwei Dinge gleichzeitig sein können. Das ist einfach nicht möglich. Ebenso wenig wie als ägyptischer Präsident im gleichen Maße einem Salafisten und einem Liberalen gerecht werden zu können. Einfach nicht möglich.

Umso erstaunlicher ist es, dass gestern auch die Revolutionsjugend, allen voran ihre Leitfigur Wael Ghonim, erklärte, dass sie Abouel Fotouh unterstützen werden. Das lässt meine einstige Sympathie mit dieser Bewegung auf eine satte Doppel-Null schrumpfen. Dessen ungeachtet erklärte Wael Ghonim sämtliche physikalischen Gesetze für ad absurdum und sagte: „Er (also Fotouh, Anm. d. Red.) wäre ein Präsident für alle Ägypter, einer, der vereinen und nicht teilen würde.“ Vielleicht ist der Mann einfach ein klitzekleines bisschen blauäugig, oder aber es steckt doch Kalkül dahinter. Es wird hier nicht nur hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen, dass diese Revolution von außen gesteuert und ganz und gar nicht ägyptisch war.

Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf, was der Westen davon hätte, wenn Ägypten einer Islamisierung anheim fallen würde. Die Antwort würde in die Kategorie „Neue Weltenordnung“ und in weiterer Folge in die Unterkategorie „Saudi Arabien bekommt Nordafrika“ fallen, würde an dieser Stelle aber zu weit führen. Noch sind die Wahlen nicht geschlagen. Noch kann der massiv voranschreitenden Islamisierung in Nordafrika – mit freundlicher Billigung des Westens (falls das überhaupt schon jemandem aufgefallen ist) – Einhalt geboten werden. Die Ägypter haben es in der Hand, und zwar spätestens am 17. Juni. So wie die Griechen!

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