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Ist der Koran wichtiger als Menschenleben?

quran arabicSeit mehr als zehn Jahren führt die westliche Welt, Deutschland eingeschlossen, Krieg gegen Afghanistan. Wie viele Menschen mussten sterben, um nicht näher definierte Interessen durchzusetzen? Die offiziellen Gründe waren und sind fadenscheinig. Plötzlich fühlen sich wieder Tausende von Afghanen zum Demonstrieren motiviert. Als Anlass dafür gilt nicht die Besetzung ihres Landes, sondern – so wird berichtet – die „Schändung des Korans“. Im Westen herrscht trotzdem Gelassenheit. Afghanistan liegt weit entfernt und galt ohnehin niemals als beliebtes Urlaubsziel. Dass auch deutsche Soldaten in der unzugänglichen Bergwelt töten und sterben, wird als „Übernahme internationaler Verantwortung durch die Bundeswehr“ bezeichnet.

Alles begann mit dem 11. September 2001. Die US-Regierung unter George W. Bush behauptete, ein Mann namens Osama bin Laden, der im afghanischen Krieg gegen die UdSSR von der C.I.A. tatkräftig unterstützt wurde, sei der Drahtzieher gewesen. Die damalige afghanische Regierung wollte Beweise, bevor man bereit gewesen wäre, ihn auszuliefern. Kaum ein Land würde anders reagieren. Die US-Regierung unterließ es bis heute, Fakten auf den Tisch zu legen. Trotzdem begann am 7. Oktober 2001 ein blutiger Angriffskrieg gegen jenen Staat, der sich im vorangegangenen Krieg bester Unterstützung durch die USA erfreute.

Osama bin Laden wurden in Afghanistan niemals aufgegriffen. Wer hinter einer Extremistengruppe namens Al-Kaida stecken könnte, ist ebenfalls unklar. Fest steht ausschließlich, dass sich zu Zeiten des sowjetisch-afghanischen Krieges eine kleine Gruppe um Osama bin Laden gebildet hatte, die den Begriff „Hauptquartier“ – auf arabisch: Al-Kaida – verwendete. In ihren Anfängen wurde Al-Kaida also durch die C.I.A. mit Waffen und Geld versorgt. Wie ging die Entwicklung weiter? Wir wissen nur, was von US-amerikanischer Seite behauptet wird. Nämlich, dass es sich um eine gefährliche und zu jeder Gewalttat bereite Organisation handle. Und diese Behauptung reicht natürlich völlig aus, um in fremde Länder einzumarschieren. Gleichzeitig reicht sie aber auch dafür, rechtschaffene Bürger des Westens zu bespitzeln und – wie es bei jeder Flugreise der Fall ist – peinlichen Kontrollen zu unterziehen.

Wie viele Menschen wurden in Afghanistan seit Beginn dieses Krieges getötet? An offiziellen Angaben, ungeachtet ihrer Glaubwürdigkeit, fehlt es. Schätzungen belaufen sich auf rund 3.000 Zivilisten pro Jahr. Allerdings wird von offizieller Seite natürlich behauptet, ein Großteil der zivilen Todesopfer ginge auf das Konto der Aufständischen, wie Freiheitskämpfer in Afghanistan bezeichnet werden.

Das Klischeebild von „Gut“ und „Böse“ wurde für Afghanistan folgendermaßen geprägt: Die politische Organisation namens Taliban, die zwischen 1996 und 2001 regierte, das sind die „Bösen“. Die Kollaborateure mit den Besatzungsmächten, die selbigen natürlich eingeschlossen, das sind die „Guten“. Während Aufständische in Ländern wie Libyen und Syrien, die sich gegen sogenannte Diktaturen erheben, jede Unterstützung von westlicher Seite finden, werden Sympathisanten des afghanischen Widerstandes getötet oder gefangen und in Folterlager verschleppt. Schließlich handelt es sich bei den Besatzungsmächten nicht um Unterdrücker, sondern um Befreier. Hinter dieser Darstellung steckt zwar wenig Logik, doch genügt es, sie oft genug zu wiederholen, um sie in den Bereich vermeintlicher Wahrheit zu rücken.

Und jetzt passierte es, dass von den US-Militärs angeheuerte Kollaborateure in einem Stützpunkt in Bagram beobachteten, wie US-Soldaten zwei Ausgaben des Korans einfach in den Müll werfen wollten. Das geht natürlich zu weit. Ein Land zu erobern, die Bevölkerung zu beschießen, Widerstandskämpfer zu foltern, für all dies ließe sich ja noch Verständnis aufbringen. Aber das „heilige Buch“ der Getreuen Mohammeds auf die Müllhalde zu werfen? Dafür entschuldigte sich der Oberkommandierende der Besatzungsmächte, General John Allen, höchstpersönlich und soll dabei gar noch vom „edlen Volk Afghanistans“ gesprochen haben. Zweifellos meint der mit „edel“ jenen Teil, der sich willig den Aggressoren unterwirft.

Dass es bei diesem Krieg um die Errichtung und Sicherung einer Pipeline gehen könnte, dass wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stünden, dass sich aus genau diesem Grund auch Deutschland auf die Seite der Angreifer schlug, das mag zwar vielen bewusst sein, doch gilt es als unstatthaft, darauf hinzuweisen. Es passt einfach besser ins Klischee, von Menschen- und insbesondere Frauenrechten zu reden. Wurde das Tragen der Burka in Afghanistan mittlerweile eigentlich abgeschafft?

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