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Wie lange nehmen wir all diese Lügen noch hin?

anti iraq war demonstration washingtonRussland erhebt sich gegen Wladimir Putin! Dieser Eindruck könnte beim Lesen der verschiedenen Artikel entstehen. Offizielle Zahlen von 36.000 Demonstranten seien heruntergespielt. (Ist das nicht immer so?) Die Teilnehmer gleichzeitig stattfindender Pro-Putin-Kundgebungen seien natürlich gekauft. Kein Wort darüber, dass sich laut Meinungsumfragen knapp die Hälfte der Wähler für Putin entscheiden wird. Und wann wird jemals daran erinnert, wie wenig die Vereinigten Staaten, deren Politik Europa so willig folgt, den Willen des Volkes respektieren? Wie viele Millionen demonstrierten im Jahr 2003 gegen den Irak-Krieg? Wie ist es möglich, so schnell zu vergessen?

Bilder wirken immer überzeugend. Der Anblick von Zehntausenden Menschen, die sich unverkennbar gegen Wladimir Putin aussprechen, lässt leicht den Eindruck entstehen, als rückte das Ende seiner politischen Karriere immer näher. Sympathiekundgebungen für den mit Abstand beliebtesten Kandidaten werden relativiert. Eine Schlagzeile bei der Süddeutschen lautet sogar: „Zehntausende Pro-Putin-Demonstranten sollen gekauft sein!“

Zum besseren Verständnis der Situation in Russland, wo am 4. März die nächsten Präsidentschaftswahlen abgehalten werden, werfen wir einen Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Meinungsumfragen, wie sie bei Wikipedia Veröffentlichung finden: Zwischen Dezember 2011 und Januar 2012 weisen die Ergebnisse von zwei verschiedenen Organisationen (VTSIOM und Public Opinion Fund) zwischen 44% und 52% zu Gunsten von Putin aus. Wer liegt an zweiter Stelle? „Unentschlossen“! Knapp dahinter, Gennady Zyuganov mit zwischen 10% und 12% und Wladimir Zhirinovsky, 8% – 11%.

Allerdings, die anfangs durchaus objektive Online-Enzyklopädie fügte erst kürzlich ein drittes Meinungsumfrage-Institut hinzu, genannt „Superjob“. Dessen völlig konträre Zahlen tauchen in chronologischer Ordnung als letzte auf und vermitteln dadurch den Eindruck, als hätte Putin innerhalb von einer Woche plötzlich die Hälfte seiner Befürworter verloren. Angeblich entschieden sich nämlich von den von „Superjob“ befragten nicht mehr als 26% für Putin. Dafür allerdings 21% für Multimilliardär Michail Prochorow, der laut den anderen beiden Instituten nicht mehr als 4% (!!!) der Stimmen erhalten sollte. Ein „Superjob“, was „Superjob“ da zustande gebracht hat – zumindest im Sinne von Auftraggeber Prochorow.

Und wer sagt nun, dass „VTSIOM“ und „Public Opinion Fund“ nicht ebenfalls an den Ergebnissen herumfeilen? Sicher nicht mit solcher Unverschämtheit wie „Superjob“, deren Angaben in einer seriösen Enzyklopädie niemals Einzug finden sollten, zumindest nicht ohne entsprechender Hintergrundinformation. Putins Partei, „Geeintes Russland“, erhielt bei den Duma-Wahlen am 4. Dezember 49,32% der Stimmen. Mit bloß 19,2% landeten die Kommunisten auf Platz zwei. Und sollten bei den Parlamentswalen tatsächlich einzelne Unregelmäßigkeiten vorgefallen sein, selbst von den Befürwortern derartiger Behauptungen wird der mögliche Unterschied im Ergebnis auf im unteren einstelligen Prozentbereich liegend geschätzt. An der Tatsache, dass knapp die Hälfte der Russen hinter Putin steht, ist einfach nicht zu rütteln. Das Schlimmste, was ihm passieren könnte, wäre eine Stichwahl. Und es gibt keinen einzigen Kandidaten, der auch nur über die geringste Chance verfügt, Putin auf demokratischem Wege zu schlagen.

Und warum ergreifen die Medien immer wieder Partei für eine bestimmte Seite? Im Falle Russlands richtet sich die Berichterstattung unmissverständlich gegen Putin. Wessen Interessen vertreten die Massenmedien hier in gewohnter Einigkeit?

Im Juni des Vorjahres versammelten sich mehr als eine Million Menschen in Tripolis, um dem damaligen Staatsoberhaupt Oberst Muammar Gaddafi ihre Unterstützung zu bekunden. Trotz Augenzeugenberichten von unabhängigen Journalisten vor Ort, trotz unmissverständlicher Aufzeichnungen, die bei Youtube einzusehen sind, die westlichen Medien zogen es vor, diese eindeutige Willenskundgebung der Bürger Libyens zu „übersehen“.

Wo blieben die massiven Proteste gegen den Wahlbetrug in den USA, im Jahr 2000? Von unabhängigen Journalisten wie Greg Palast wurde aufgedeckt, dass unter Gouverneur Jeb Bush in Florida Zehntausenden Farbigen, die mehrheitlich für Al Gore gestimmt hätten, unter falschen Behauptungen (Vorbestrafte dürfen in den USA nicht wählen, doch von 94.000 Menschen, denen die Wahl verwehrt wurde, waren nicht mehr als 3.000 vorbestraft.) das Wahlrecht entzogen wurde. Und dann folgte die sonderbare Neuauszählung der Stimmen. Und diese wurde, auf richterlichen Beschluss, plötzlich abgebrochen – und George W. Bush war Präsident. Ohne Protestaktionen durch die Demokraten. Ohne Protestaktion durch den betrogenen Al Gore, Schwiegervater von Andrew Newman Schiff, einem Nachfahren des Mitbegründers der privaten Federal Reserve Bank, Jacob Schiff. Am Glauben der Amerikaner an ihre eigene Demokratie darf natürlich nicht gerüttelt werden. Und am Glauben der Welt an die Demokratie in Amerika.

Genau unter diesem Präsidenten, George W. Bush, wurde ein vernichtender Krieg gegen den Irak beschlossen. Beim offiziellen Vorwand, der Verfügbarkeit von Massenvernichtungswaffen, handelte es sich um eine nachgewiesene Lüge. Nicht der geringste Anhaltspunkt stand zur Verfügung, dass Saddam Hussein oder sonst jemand im Irak etwas mit den Anschlägen vom 11. September zu tun haben könnte. Und jetzt erinnern wir uns, wie viele Millionen von Menschen, innerhalb und außerhalb der USA, gegen diesen Krieg demonstrierten, ihn mit allen Mitteln zu verhindern versuchten. Erinnerten die Massenmedien daran, als das Morden im Irak einsetzte? Erinnern die Medien heute an diesen Massenmord. Wann wird jemals der Verdacht geäußert, dass es sich um ein Kriegsverbrechen größten Ausmaßes handeln könnte?

Doch was kümmert uns schon der Irak? Was zählen schon Menschenleben? Obwohl im Irak mittlerweile eine Million Witwen leben, belaufen sich die offiziell eingestandenen Opferzahlen auf rund 100.000. Durch Wikileaks veröffentlichte Dokumente zählen 109.032 Tote.

Eine Million Kriegswitwen! Und wie viele Söhne kamen ums Leben? Wie viele Frauen? Wie viele Kinder? Die Hochrechnung von Opinion Research Business Survey, bei der zwischen März 2003 und August 2007 mehr als eine Million Todesopfer (1.033.000) ausgewiesen werden, scheint der Wahrheit wohl am nächsten zu kommen.

Hunderttausend oder eine Million? Nicht, dass nicht jedes einzelne Menschenleben zählen würde, dass 100.000 sinnlos und rücksichtlos Ermordete nicht schon schockierend genug wären, doch wie ist es so einfach möglich, dass sich die Weltöffentlichkeit gefallen lässt, diese Frage offen zu lassen: Hunderttausend oder eine Million? Wir sprechen hier von Todesopfern. All diese Menschen mussten sterben, bloß um Saddam Hussein los zu werden! Warum?

(Nachdem Helen Thomas, die mittlerweile in Ungnade gefallene ehemalige Presse-Korrespondentin im Weißen Haus, diese Frage zu oft an Bush gerichtet hatte, wurde sie von der ersten schlicht in die letzte Reihe verbannt!)

Doch all dies ist den Massenmedien, denen noch immer so viel Vertrauen geschenkt wird, völlig egal. Sie werfen die Frage nicht auf. Und die Mehrzahl der Menschen scheint all dies schon lange vergessen zu haben. Man erinnert sich bloß an jene Ereignisse, die immer wieder von neuem aufgerollt werden.

Und man „weiß“, dass die „Massen“ durch die Straßen ziehen, um gegen Putin zu protestieren. Und man „weiß“, dass Pro-Putin-Aktivisten „gekauft“ sind. Denn so steht’s ja geschrieben. Finden sich logische Zusammenhänge zwischen diesen Meldungen, den letzen Wahlergebnissen und den veröffentlichten Meinungsumfragen? Wen kümmert’s?

Sind es wirklich so wenige Menschen, die sich dafür interessieren, was auf dieser Welt, auf unserer Welt, in unseren demokratischen Staaten, gespielt wird? Mir bleibt nur ein Kopfschütteln – und vielleicht etwas Hoffnung, ein Hoffnungsschimmer, dass eines Tages – und am besten schon bald – mehr Menschen ihr Gehirn dazu verwenden, wofür es eigentlich vorgesehen ist.

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