Freitag , 29 März 2024
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Krieg aus der Sicht des „Kleinen Mannes“

iraqi_tank_burningBevor ein neuer Krieg, und zwar gegen den Iran, beginnen könnte, werfen wir doch noch einmal einen kurzen Blick auf den Irak-Feldzug. Unzählige Menschen starben, litten, leiden und werden leiden. Und die Kriegskosten? Eine Billion Dollar? Etwas weniger oder doch viel mehr? Und dann gibt es einige Experten, die es wagen zu erklären, dass dieser neun Jahre dauernde Krieg wichtig war. Wichtig natürlich im „Kampf gegen den Terror“ – aber schon gar nicht des Erdöls wegen. Auch als Symbol der Stärke der USA wird dieser Konflikt verkauft, die schließlich mehr als nur deutlich demonstrierte, dass die Anschläge vom 11. September 2001 zu keiner „Schockstarre“ führten.

Glaubten die Amerikaner und deren Verbündete allen Ernstes, dass sie Demokratie mittels Panzern exportieren könnten? Falls ja, dann ging dieser Schuss nach hinten los. Aber vermutlich stecken ohnehin ganz andere Gründe dahinter, von denen uns keiner der Verantwortlichen etwas erzählen will.

Nun versuche ich, diesen Krieg aus der Sicht des „Kleinen Mannes“ zu sehen. Welche Fragen kommen einem da in den Sinn? Wie könnten die Antworten lauten?

Ein Artikel bei The Intelligence, unter Berufung auf das Wallstreet Journal, beziffert die gesamten Kosten des Krieges, einschließlich diverser Folgekosten, Pflegekosten für die Veteranen, Zinsen für die Kapitalbereitstellung, mit vier Billionen Dollar. Offizielle Angaben berichten von 800 Milliarden. Teile ich bloß diesen Betrag durch die Zahl der Einwohner, entspricht dies rund $ 2.600 pro Bürger, Kinder und Greise eingeschlossen, oder mehr als das Doppelte für jeden Erwerbstätigen. Und ein Großteil dieser Summe ging wohl für die „Vernichtung“ von Kriegsmaterial auf. Wäre ohne diesen Krieg die Konjunktur in den Ländern mit Waffenindustrie zusammengebrochen? Wissen wir aber nicht auch, dass die Ressourcen auf unserem Planeten endlich sind? Wie viele Tausende von Tonnen wertvoller Rohmaterialien wurden in diesem Feldzug sinnlos zerstört?

Wie groß ist das Leid, das durch den Tod von rund 4800 jungen Soldaten der Angreiferstaaten, die meisten davon Amerikaner, entstanden ist? Wie viele Tränen wurden da vergossen, wie viele Zukunftsträume zerstört? Wie viele Kinder haben ihre Väter verloren und wie viele Mütter ihre Söhne? Und wie viele junge Menschen werden den Rest ihres Lebens als physische oder psychische Krüppel verbringen? Wäre die Welt heute wirklich eine „schlechtere“, wenn diese jungen Menschen, anstatt sich im Irak massakrieren zu lassen, Urlaub in den Rockys oder irgendwo am Meeresstrand gemacht hätten?

Und wie sieht es mit den zivilen Opfern im Irak aus? Die Angaben schwanken zwischen 89.000 und mehr als einer Million! Das muss man sich einmal vorstellen. Es soll heutzutage nicht möglich sein, auch nur annähernd exakte Informationen darüber zu erhalten, wie viele Menschen diesem brutalen Krieg zum Opfer fielen? Nachdem sogar die New York Times über eine Million irakischer Witwen berichtet, können wir uns selbst einen Reim darauf machen, welche Zahlen der Wahrheit wohl am nächsten kommen. Doch selbst wenn es „nur“ 89.000 wären. Man stelle sich einmal ein Fußballstadion voll von Leichen vor. Und mit Sicherheit waren die meisten davon keineswegs „religiöse Extremisten“.

Wo ist der große Nutzen dieses Krieges? Ist nicht gerade durch die Niederlage des Irak der Einfluss des Iran in der Region gestiegen? Hat sich das Schicksal der Kurden im Irak, seit der Entmachtung von Saddam Hussein, wirklich verbessert? Übrigens, die Türkei dürfte an diesem Krieg zwar profitiert haben, doch schüren die plötzlich steigenden Bestrebungen der dortigen Kurden nach Autonomie nicht neue Ängste in Ankara?

Mit Sicherheit ist es nicht gelungen, Demokratie mit Panzern zu verbreiten. Im Gegenteil, in der gesamte Region, bis hin nach Syrien und Ägypten, bricht immer mehr Gewalt aus.

Wie würden die Fachleute die Fragen des „Kleinen Mannes“ schlüssig beantworten, sollten sie sich herablassen, auf diese einzugehen? Lässt sich dieses Handeln mit Ansprüchen in Einklang bringen, die man an das intelligenteste Lebewesen auf dem Planeten Erde, eigentlich stellen sollte?

Beim derzeitigen Stand der Dinge fallen mir zwei Zitate ein: In den 1950er-Jahren gab es einen Film mit dem Titel: „…denn sie wissen nicht was sie tun!“ Und der österreichische Dichter Ferdinand Raimund schrieb schon im Jahr 1834 in seinem Hobellied die Zeile: „Am End’ weiß keiner nix!“

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