Donnerstag , 18 April 2024
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Ein Krieg gegen den Iran hätte katastrophale Folgen

„Militärschlag möglich“, Militärschlag wahrscheinlicher“, „Israel erwägt Erstschlag“, lauten die neusten Schlagzeilen bezüglich eines nicht auszuschließenden Angriffskrieges gegen den Iran. Seit Jahren sind wir an Krieg gewöhnt, lesen drüber hinweg, gehen zum nächsten Thema. Iran ist nicht Irak und auch nicht Libyen. Der Iran ist einer der wichtigsten Energie-Lieferanten Chinas und reger Geschäftspartner Russlands. Eine Verteidigung der eigenen Interessen, durch die genannten Staaten, wäre somit in hohem Maße zu erwarten. Würde sich die NATO allen Ernstes auf ein Kräftemessen mit den schlagkräftigsten Gegnern einlassen?

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In Israel ist man plötzlich wieder besorgt, dass der Iran innerhalb von sechs Monaten nukleare Waffen herstellen könnte. Auch der, 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete, israelische Staatspräsident Schimon Peres drängt zum Krieg. Einem Artikel bei Haaretz zufolge, glaubt der 88-Jährige fest daran, dass Israel und „die Welt“ bald militärische Aktionen gegen den Iran ergreifen werden. Die Welt sei Israel verpflichtet, ist Peres’ Überzeugung.

Schon vor zwei Tagen informierte Mail-Online, dass die Vereinigten Staaten und Großbritannien gemeinsam an Angriffsplänen arbeiten. Im gleichen Artikel wird aber auch erwähnt, dass China Teheran weiterhin mit Raketen und anderen konventionellen Waffen beliefert. 13 Prozent der chinesischen Energieversorgung werden durch Importe aus dem Iran gedeckt. Aber auch Russland zählt zu den Waffenlieferanten Irans. Auch das Atomkraftwerk Bushehr wurde mit Hilfe russischer Technologie errichtet.

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2005, bemühen sich die westlichen Medien, den iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad als Bedrohung für den Weltfrieden darzustellen. Zweifellos wäre es nicht wünschenswert, ein weiteres Land mit Atomwaffen versorgt zu wissen. Allerdings, wie schon an anderer Stelle erwähnt, handelt es sich bei der Verfügbarkeit nuklearer Sprengköpfe, in Verbindung mit Lang- oder Mittelstreckenraketen, um die einzig mögliche Garantie gegen militärische Interventionen aus wirtschaftlichen Gründen. Nur Länder die zu einem massiven Gegenschlag fähig wären, sind in der Lage, ihre nationale Souveränität zu sichern. Wie gesagt, Atomwaffen in Händen der Perser wären gewiss nicht zu begrüßen, so wie sie auch in den Händen anderer Staaten nicht willkommen sein können. Trotzdem sollte aber bedacht werden, dass dies nicht unbedingt mit einer erhöhten Gefahr für den Weltfrieden gleichzusetzen ist. Jeder atomare Erstschlag gegen den Westen würde eine derartige Angriffswelle nach sich ziehen, dass ein solches Unternehmen einem nationalen Selbstmord gleichkäme. Dementsprechend handelt es sich bei einem Präventivschlag gegen den Iran zweifellos um eine wesentlich größere Gefahr für die Welt.

Die Weltöffentlichkeit hat sich während der vergangenen Jahre an blutige Konfrontationen gewöhnt. Über die Zahl von mehr als einer Million Todesopfer im Irak wird hinweggelesen. Zehntausende Tote in Libyen werden einfach zur Kenntnis genommen. Regelmäßiges Morden in Afghanistan gehört zur Tagesordnung. Amerikanische Drohnenangriffe gegen Zivilisten in Pakistan oder Somalia erregen kaum mehr Aufmerksamkeit. Das, dank Wikileaks zur Veröffentlichung gelangte, Video mit Titel „Collateral Murder“ kennt man zwar, doch selten erwacht es in unserer Erinnerung. Die enorme Strahlenbelastung in der irakischen Stadt Falludscha, mit schockierenden Krebsraten, Missgeburten und allen anderen Auswirkungen, die in ihrer Intensität sogar die Situation Hiroshimas nach dem Abwurf der Atombombe im Jahr 1945 übertreffen, ist überhaupt nur Wenigen bekannt. Kurz gesagt, wir haben uns daran gewöhnt, mit den Konsequenzen von Kriegen zu leben. Noch sind sie ja schließlich weit genug von uns entfernt.

„Es wird schon nicht so schlimm werden“, wird wohl die Mehrheit der Menschen auch in diesem Fall denken. Schließlich wurde weder aus dem Korea- noch aus dem Vietnamkrieg ein weltweiter Konflikt. Nach Afghanistan, Irak und Libyen ist nun eben der Iran dran.

Lassen Sie sich von der Zahl der politischen Gegner Ahmadinedschads, die auch auf deutschen Straßen gerne um Spendengelder betteln, nicht beirren. Die Mehrheit der dortigen Bevölkerung hat ihn gewählt. Und auch diejenigen, die ihm ihre Stimme nicht gegeben haben, werden sich nicht auf die Seite der Angreifer gegen ihr eigenes Land schlagen.

Doch um vieles bedrohlicher ist die durchaus ins Kalkül zu ziehende Möglichkeit, dass sich weder Russland noch China weitere militärische Vorgehen, noch dazu gegen einen Handelspartner, gefallen lassen werden. Stellen Sie sich vor, Russland würde plötzlich Mexiko den Krieg erklären, weil die dortigen Kernkraftwerke schließlich auch zur Herstellung von Atomwaffen dienen könnten. Wie würde die westliche Welt darauf reagieren?

Ich weiß, dass ein beschlossener Krieg – falls diese Situation bereits gegeben sein sollte – wohl kaum zu verhindern sein wird. Schließlich zogen auch zu Anfang des Jahres 2003 Millionen von Menschen durch die Straßen vieler Städte, um gegen den bevorstehenden Irakkrieg zu demonstrieren. Und diese mehr als nur demokratische Willensäußerung wurde sowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Großbritannien restlos ignoriert. Genau diese beiden Staaten, die zusammen mit Israel nun einen Angriffskrieg gegen den Iran zu planen scheinen.

Doch auch wenn die Chance, das Schlimmste noch zu verhindern, minimal scheint, als Bürger dieser Erde dürfen wir einem Eskalieren des weltweiten Mordens nicht stillschweigend zusehen. Wir müssen uns bewusst sein, was hier auf dem Spiel steht. Wir müssen alles tun, was in unseren Kräften steht, um diesen Krieg zu verhindern. USA, Großbritannien, Israel, Russland und China – all diese Staaten sind Atommächte. Ich glaube, mehr braucht dazu nicht mehr gesagt werden.

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