Freitag , 19 April 2024
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Berlusconi und sein Liebesleben – Aus Sicht eines Tschechen

silvio_berlusconi_close_upEin etwas flapsiger Spruch hat zu Misstönen zwischen der Tschechischen Republik und Italien geführt. Mitverantwortlich für die Wirtschaftsmisere Italiens, so sagt der tschechische Außenminister Schwarzenberg, sei das Liebesleben von Ministerpräsident Berlusconi: „Berlusconi hat die Zeit durchgevögelt“.

Das ist ja wohl der ultimative Hammer, sehr geehrte Damen und Herren. Ich las es soeben bei „sueddeutsche.de“, einem, ich vermutete es bis dato, einem renommierten und glaubwürdigen Blatt. Welchen Teufel hat der Herr Schwarzenberg da bloß geritten? Ist der Herr sauer und beleidigt, weil er, höchstwahrscheinlich absichtlich nicht zu Bunga Bunga eingeladen wurde? Ich kann es nicht fassen.

Liebe Menschinnen und Menschen, nein – heute wird nicht gemeckert. Heute werde ich eine Lanze brechen, eine Lanze für einen der am meisten missverstandenen Menschen dieser Tage. Es geht um Silvio Berlusconi.

Ich will berichten, loben und erklären – für und über einen Politiker, welcher es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Prinzipien von 1968 auch in der Politik zu leben und zu beweisen, gerade ein Politiker braucht Liebe. Lieber Silvio, du bist kein Relikt der Hippie-Bewegung aus den Sechziger-Jahren, du bist die Verkörperung, dass es auch heute noch geht, zumindest meistens. Nun, ich weiß, sie haben mich gerade eben absichtlich missverstanden. Zur Klarstellung sei gesagt, dass ich hier ausschließlich darauf Bezug nehme: Silvio hat in vorbildlicher Weise das berufliche Arbeiten mit privaten Interessen und Vorlieben verbunden, sogar versöhnt. Schauen wir uns die Angelegenheit etwas näher an.

Wenn ich den Silvio richtig verstanden habe, dann wird mit Betreten des Büros automatisch die Musik eingeschaltet. „All you need ist love“, damit startet der Werktag. Nach einem doppelten Espresso wird der Arbeitsalltag für eine halbe Stunde unterbrochen. Jetzt ist die Erdung angesagt. Danach gibt es eine längere Konferenz zum Thema der Gerichtsbarkeit und der Erarbeitung von Möglichkeiten, diese auszuschalten. In der Pause ist Erdung angesagt. Vor dem Mittagessen bewundern herbeigeeilte Damen und Herren gemeinsam den Film „Easy Rider“. Danach ist Erdung angesagt. Nach dem Essen folgen Telefonate mit Menschen in unterschiedlichen Erdteilen, denen dringend empfohlen wird, dort zu bleiben. Der Gutmensch kümmert sich sogar um die leidende Reisekasse. Danach ist Erdung angesagt. Die anschließende Konferenz mit Vertretern des Vatikan wird nur für kurze Zeit unterbrochen, wegen der Erdung. Gegen Abend und nach einer weiteren Erdung eilt Silvio mittels Hubschrauber in ein Erdbebengebiet, tröstet junge Frauen und alte Männer und freut sich, dass sein Haus in dieser Gegend dem Beben widerstand.

Mit alten Freunden und jungen Frauen zelebriert er dann in diesem unzerstörten Haus eine Erdung, dass es sich gewaschen hat. Die Freunde schlafen danach tief und fest, sie hatten nach der Erdung engeren Kontakt mit Pflanzen, welchen man eine heilende Wirkung nachsagt. Silvio kümmert sich weiter um die Damen, welche wegen der Dunkelheit den Heimweg nicht mehr antreten können. „Nights in white satin“, gemeinsam wird es gesungen, anschließend schickt Silvio eine SMS an sein Büro und teilt mit, er komme morgen wahrscheinlich später. Danach, es ist schon spät, sie können es sich sicherlich denken, Zeit für die letzte Erdung des Tages.

Sehr geehrter Herr Außenminister Schwarzenberg, was sagen sie jetzt – bitteschön? Da haben sie vermeintlich noch nicht darüber nachgedacht, was er alles tut, der liebe Silvio, um allzeit geerdet zu sein und anderen Menschen beim Erden zu helfen. Ferner sei ihre Bemerkung, welche den Ausdruck „durchgevögelt“ enthält, diese Bemerkung sei nunmehr von mir richtig gestellt. Der Silvio ist der letzte wehrhafte Hippie, und sonst gar nichts. Damit sie wissen, was der Silvio und ich meinen, aus WIKIPEDIA die Information für sie, um was es geht – bei, mit und für die Hippies:

Die von San Francisco ausgehende Hippiebewegung stellte die ihrer Meinung nach sinnentleerten Wohlstandsideale der Mittelschicht in Frage und propagierte eine von Zwängen und bürgerlichen Tabus befreite Lebensvorstellung. Im Vergleich zur 68er-Bewegung und den Gammlern dominierten dabei stärker gemeinschaftliche (Selbstverwirklichung) als gesellschaftspolitische Konzepte, teilweise überschnitten sich die Ideale der Bewegungen. „Denn anders als die Gammler wollten sie nicht nur dem Leistungsdruck der Gesellschaft entfliehen, sondern zugleich neue, menschlichere Lebensweisen und Umgangsformen finden.“

Lieber Herr Schwarzenberg, haben sie brav alles gelesen? Dann wissen sie ja jetzt, was es mit dem Silvio und seinen Erdungen auf sich hat. Ihnen Dank für das Verstehen und ein gehauchtes „Make love not war“, ein allumfassendes „Peace“ schicke ich ebenfalls mit. Wie sagen wir in Deutschland immer: „Wer erdet sündigt nicht“.

In diesem Sinne…

© Peter Reuter

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