Donnerstag , 25 April 2024
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Und weil sie nicht gestorben sind, regieren sie noch heute

schatztruhe_mit_goldbarrenDas Märchen vom Rat der Könige, vom Rat der Schatztruhenbewahrer, von einem Scherz und von jeder Menge Schaumwein – Und es geschah zu jener Zeit, als es den Königen prächtig ging, alldieweil sie wirklich meinten, sie seien nicht nur reich, nein – auch mächtig seien sie. Den Schatztruhenbewahrern und den Kämmerern in vergangener und ferner Zeit, ihnen ging es noch besser. Sie waren nicht nur viel reicher als die Könige, nein – sie waren die Macht, schlechthin. Und weil man diesen Zustand erhalten wollte, deshalb traf man sich im Laufe der Monde eines Jahres zu einem großen und wichtigen Treffen, zu einem Thing, wie es in der Fachsprache und neudeutsch wohl heißt.

Bei diesem Treffen, beim Thing, da sorgten sie in trauter Gemeinsamkeit alle dafür, dass es weiter „Bing“ machte, so wegen der Macht und dem Reichtum und so. Das Volk sah diesem Treffen jeweils mit großer Besorgnis zu. Alle wussten um die Geschichte mit der Bingmacherei. Das Volk nannte es in der ihm eigenen Sprache nur den Big-Bang. Wohl war dieses schlimme Wort auch den meisten der Könige und auch den Schatztruhenbewahrern bekannt. Aber, da sich dies alles nicht auf sie beziehen konnte, deshalb lachte man gar gerne und herzhaft über das Volk und seine komische Sprache – und erhöhte weiter kräftig die Abgaben. Gründe dafür gab es schließlich reichlich.

Und so ist für uns daraus zu lernen, dass man zu Zeiten des Things fröhlich und sich über alle Maßen herzend gemeinsam Beschlüsse fasste, Reichtum und Macht zu ehren und zu vergrößern. Die Zeit zwischen den Treffen war angefüllt mit harter und ernster Arbeit. Das Volk musste klein gehalten werden, Reichtum und die Macht zwingend ausgebaut und vergrößert, und so weiter… Sicherlich bedarf es keiner großen Fantasie, sich dieses barbarisch harte Leben voller Arbeit vorzustellen.

Das Jahr neigte sich dem Ende zu, die Arbeit war zum großen Teil getan. Die Truhenmacher hatten reichlich zu tun, die Beute der Könige und mehr noch die der Schatztruhenbewahrer, sie verlangte danach. Es wurde Zeit für das jährliche Treffen. Oben, auf dem Berg, bewacht von tüchtigem Jungvolk, Speicher und Keller gut gefüllt, umgeben von liebreizenden Jungfrauen – das Treffen konnte beginnen.

Es war allen eine Freude, der Sitzung des Wirtschaftsausschusses beizuwohnen. Ob ungedeckte Wetten, ob kleinere Kriege um die Gegenden, welche auf das Trefflichste mit Rohstoffen verseucht waren, auch die Hälfte der Ernte des Volkes, all das war zur großen Zufriedenheit der Anwesenden gediehen. Ohne größere Pause begann die Plenarsitzung. Die Lenker des Treffens, hochweise Hüter der Schatztruhen, sie waren recht zufrieden mit den Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Könige für sie beschlossen und ausgeführt hatten. Alle waren glücklich und freuten sich sehr auf das Abendessen und auf lauter Kurzweil, welcher in der Wärme des Kaminzimmers auf sie warten würde.

Alldieweil, das Jahr war ein sehr glückliches Jahr gewesen. Und weil dieses schöne Jahr noch an jenem Tage mit dem Beschluss geadelt wurde, das Volk in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Abgaben zu belegen, deshalb bestellte sich die lustige Runde ganz viel Schaumwein. Dieser wurde sogleich durch viele und liebreizende Jungfrauen aufgetragen.

Der Weiseste der Schatztruhenbewahrer hob seinen güldenen Pokal und sprach zu den versammelten Würdenträgern die von allen erwünschten Worte: „War doch real ein geiles Jahr, das nächste wird noch besser“. Da erhob sich ein Jubeln und Lachen, dass es allen warm wurde um das Herz. In Strömen floss der Schaumwein, alle herzten und küssten die aufgebauten Schatztruhen. Auch die eine oder andere Freudenträne soll geflossen sein.

Plötzlich erhob sich der König eines fernen Landes, von dem keiner so richtig wusste, was er eigentlich wollte und ob man ihn überhaupt reden lassen müsste. Zur Tafelrunde gewandt sprach er ebenfalls: „ Liebe Freunde, was haltet ihr davon. Hat unser Volk es nicht verdient, ebenfalls Freude zu verspüren, am Ende des Jahres und so? Wäre es nicht recht, es, das Volk, es anzuhören und zu fragen, was es will und was es geben kann? Wäre es nicht besser, besser für uns alle, wenn dadurch auch das Volk etwas von dem verspüren dürfte, wie es uns geht?“

Zunächst trat Totenstille ein. Dem Großmeister der Schatztruhenbewahrer glitt der kostbare Pokal, gefüllt mit dem edelsten Rotwein, aus der Hand und zersprang in unzählige Splitter. Unruhiges Murren, es ging über in wütendes Gebrüll, es dröhnte vom Berg, rollte durch das Tal, dass das Volk auf das Größte erschrak, bahnte sich seinen Weg durch die Flusstäler über das Meer an ferne Gestade, Donner grollte, Blitze zuckten. Der eine oder andere nervöse Darm trug ebenfalls zu der Geräuschkulisse bei, die Stimmung war vergiftet. Das Jungvolk hatte auf einen Blick des Oberschatztruhenaufsehers die Schwerter gezogen und wollte dem König aus der Ferne an dessen Wams. Die Leibgarde des Königs bildete einen Ring um den Herrscher, Keulen und Speere kampfbereit gezückt.

Da lachte der König urplötzlich laut und gewaltig, dröhnend und endlos. Nach einem großen Schluck besten Schaumweins konnte er wieder sprechen. „Da habe ich euch aber reingelegt. Das habt ihr mir wirklich abgenommen? Nie und nimmer wird das passieren, nie soll das Volk befragt werden. Wo kämen wir denn da hin? Welch gewaltiger Scherz ist mir da gelungen.“ Alle, aber auch wirklich alle anderen Könige und alle Schatztruhenbewahrer, sie mussten mit ihm lachen, klopften ihm auf die Schulter, prosteten ihm zu und wählten ihn zu ihrem Oberkönig. Um dem Volk entgegen zu kommen, deswegen beschloss man die Gründung von Sparvereinen und das Volk durfte den Vorsteher und den Kassierer wählen.

Als dies alles besprochen und getan war, da trank man wieder viel vom Schaumwein und feierte mit den jetzt ebenfalls lustigen Jungfrauen ein großes Fest, welches eine ganze Woche dauerte.

Und weil sie nicht gestorben sind, regieren sie noch heute – und wie…

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