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Warum sich alte Menschen über Glückwünsche so freuen (Achtung Satire!)

fidel_castroEin alter Mann hatte diese Tage gerade Geburtstag. Sein ganzes Leben hatte er stets nur das Gute gesucht und meist wieder verloren. Das weiß und wusste jeder, aber zu seinem Geburtstag wollte niemand über nicht gehaltene Versprechen und über für immer verlorene Illusionen sprechen, nein der Jubilar sollte nur geehrt werden. Und so begab es sich, dass sich die Partei der Linken zu folgendem Gratulationsschreiben an Comandante de la Revolución Compañero Fidel Castro Ruz hinreißen ließ:

Berlin, den 13. August 2011

Lieber Genosse Fidel Castro,

im Namen der Partei DIE LINKE übermitteln wir Dir anlässlich Deines 85. Geburtstages unsere herzlichsten Glückwünsche.

Du kannst voller Stolz auf ein kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken an der Spitze der kubanischen Revolution zurückblicken. Die Errungenschaften des sozialistischen Kuba mit seiner Beispielwirkung für so viele Völker der Welt, werden immer und zuerst mit Deinem Namen verbunden sein. Unter deiner Führung hat es Kuba verstanden, für mehr als fünf Jahrzehnte dem Druck und der Blockade der USA zu widerstehen, an seinen Idealen festzuhalten und eine neue gesellschaftliche Entwicklung einzuleiten, die dem kubanischen Volk für Lateinamerika beispiellose soziale Errungenschaften in Bildung, Wissenschaft und Kultur, im Gesundheitswesen und Sport und in vielen weiteren Bereichen gebracht hat. Kuba war und ist auf diese Weise Beispiel und Orientierungsspunkt für viele Völker der Welt.  

Heute steht Kuba in Lateinamerika nicht länger allein; inspiriert durch das kubanische Vorbild, haben zahlreiche Völker Lateinamerikas und der Karibik, allen voran in den ALBA-Staaten, ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und gehen einen Weg, der ihren eigenen Interessen und nicht denen des internationalen Kapitals entspricht. Auch auf diese Entwicklung kannst Du – gemeinsam mit dem gesamten kubanischen Volk, stolz sein.

Nicht zuletzt durch die Vorbildwirkung seiner eigenen Entwicklung und durch seine internationalistische Solidarität hat Kuba einen enormen Anteil an dieser Entwicklung.

Wir wissen jedoch, dass das Du auch heute weiter nach vorn blickst, aufmerksam die internationale Entwicklung verfolgst und in Form Deiner Veröffentlichungen und der zahlreichen Treffen und Gespräche mit progressiven Politikern aktiv darauf einwirkst. Auf diese Weise stellst Du Deine Erfahrungen und Deine politische Weitsicht auch weiterhin den neuen Generationen politischer Aktivisten zur Verfügung.

Lieber Genosse Fidel Castro, anlässlich Deines Geburtstages wüschen wir Dir beste Gesundheit, Schaffenskraft und schöpferische Energie für Deine weitere Arbeit. Zugleich versichern wir Dir unsere unverbrüchliche Freundschaft und Solidarität mit dem kubanischen Volk. Wir werden auch in Zukunft die Entwicklung in Kuba aufmerksam und voller Sympathie verfolgen und nach Kräften dazu beitragen, dass das kubanische Volk frei und ohne Druck von außen über seine Entwicklung selbst entscheiden kann.

Mit solidarischen Grüßen

Gesine Lötzsch
Klaus Ernst

 

Der alte Mann freute sich sehr über diesen Brief, welchen er in solch einer Ausprägung zuletzt in den späten 1970ern erhalten hatte. Er ließ den Brief umgehend auf die Webseite seiner Botschaft setzen – und alle sollten wissen, was für ein toller Kerl er doch sei. Die weitere Überlegung galt der Abstattung von Dank, hatte dieser Brief doch bewirkt, dass er sich tatsächlich um 12 Monate verjüngt fühlte. Er würde ebenfalls schreiben und berichten, damit all das, was in dem rechten Brief der Linken zu lesen war, auch entsprechend gewürdigt und bewiesen sei – von jetzt bis in alle Ewigkeit.

Auf wundersame Weise wurde der Brief unserer Redaktion zugespielt, wir wollen ihn heute exklusiv veröffentlichen:

 

Havanna, einige Tage danach…

Liebe Genossinnen und Genossen, Blockadeurinnen und Blockadeure, liebe Bewahrerinnen und Bewahrer der Mauer.

Habt Dank für Euer Schreiben vom 13. August. Ein mir mehr als sympathisches Datum habt Ihr ausgesucht.

Liebe Freundinnen und Freunde, alles, was Ihr geschrieben und beschrieben habt, es ist richtig und es stimmt. Mein durch Disziplin und Brille gestärkter Blick, er gilt der glorreichen Zukunft des kubanischen Volkes und der weltweiten Revolution und Konterrevolutionsverhinderung und der Sicherstellung des Kapitals, für wen auch immer.

Und damit dies auch so ist, so kommt, so wird, deswegen haben wir mit heroischem Einsatz die folgenden Maßnahmen geplant, angestoßen, durchgeführt: Um die Verleumdung der Revolution im Keime zu ersticken, deswegen haben wir das Recht auf freie Meinungsäußerung, eh ein dekadenter Schlussakkord, deswegen haben wir dieses Recht abgeschafft. Hier auf der Insel wird die Revolution nicht verleumdet.

Der bewaffnete Widerstand, er tarnt sich als gewaltloser, er wurde ausgemerzt. Die letzten Verfechter schützen wir in einem Arbeitslager vor dem Zorn des Volkes.

Unsere Straßen, liebe Genossinnen und Genossen, sie sind sicher wie nie. Unsere gut geschulte Polizei erkennt verdächtige Subjekte, Objekte, Projekte sofort – und verhaftet sie. Wir schaffen sie alle an einen Ort und versammeln sie dort. Die Einschränkung der Versammlungsfreiheit, den Beweis haben wir durch diese speziellen Maßnahmen erbracht, sind eine Erfindung des Kapitals und des militaristischen Westens.

Für alle Fälle haben wir in unserem Rechtssystem noch die Möglichkeit, die Todesstrafe zu verhängen. Für den Sieg der Revolution sind keine Opfer zu groß.

In heldenhafter Großmütigkeit ignorieren wir alle Provokationen, welche die Verunglimpfung der Revolution auf ihre Fahnen geschrieben haben.

So wurden drei, zugegeben kubanische Subjekte, so wurden diese mit dem „Sacharow-Preis für geistige Freiheit“ bestochen oder ausgezeichnet, wie es die Provokateure vom sogenannten Europa-Parlament bezeichnen. Wir haben die Ausreise dieser korrupten Elemente verhindert und werden dies auch weiter mit aller Kraft so halten.

Wir haben uns für diesen Weg entschieden, und wir gehen ihn bis zum Ende. Es lebe die Revolution.

Nun noch einige private Angelegenheiten. Die Verhinderung der Ausreise von Subjekten und die Verhinderung der militärischen Einreise der Konterrevolution wurde möglich, weil wir mit unseren Lebensmitteln einige Fischarten größeren Kalibers fütterten und füttern, damit sie ihren heldenhaften Dienst als Grenzstreife weiter mit dem Biss ausführen können, den es dafür bedarf. Wird ein bisschen teuer auf Dauer. Ihr habt doch fundierte Erfahrungen mit einer Mauer. Wir bitten um einen Erfahrungsbericht und um Planungshilfe, auch gespendetes Material würden wir nicht abweisen. Vielleicht ist es Euch möglich, durch Euren Einsatz die Konterrevolution, welche uns permanent bedroht, in ihre Schranken zu weisen. Alternativ können wir dafür anbieten, Umerziehungsanstalten für Euch bei uns einzurichten, da Eure Möglichkeiten momentan etwas beschränkt scheinen.

Zuletzt bitte ich recht herzlich um zwei Kilogramm Zucker und ein oder vier Flaschen Rum. Es wird doch recht frisch hier an den langen Abenden, wenn es darum geht, das gedankliche Gerüst für die Weltrevolution zu zimmern.

In diesem Sinne

Euer Fidel

 

So, ihr lieben Leute, jetzt bin ich echt gespannt, ob die Botschaft die Botschaft dieses Briefes ebenfalls veröffentlicht. Die Empfänger freuen sich auf jeden Fall über das Papier.

Ach so, da war ja noch was, fast vergessen: Es lebe die Revolution. Fragen sie aber bitte nicht, welche….

© Peter Reuter

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