Mittwoch , 17 April 2024
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Verehrter Herr Verteidigungsminister, wem dient Deutschland?

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Tja, jetzt haben wir den Salat. Deutschland ist wieder „Wer“ in der Welt. Gestern im Deutschlandfunk hörte ich von der wunderbaren Botschaft, dass wir den Vorsitz im Sicherheitsrat der UN übernommen haben, wir! Auf die Gefahr hin, dass ich missverstanden werde, es erscheint mir deutlich mehr wertvoll, als ein Sieg bei der Frauen-WM. Weiter hörte ich, dass man ganz toll und viel Respekt vor uns hat. Auch die Gaddafi-Entscheidung nimmt man uns nicht krumm, man hört auf uns und auf unser Wort. Bravo, real bravo!

Als wenn dem nicht genug sei, die letzten verbliebenen Wehrpflichtigen haben die Kasernen verlassen, wir haben jetzt eine reine Freiwilligenarmee. Ich weiß nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Als naiver Tropf dachte ich einst, sehr, sehr naiv, wenn die Wehrpflicht einst wegfällt, dann hat es dieses Land geschafft. Es wird so sein, dass wir lediglich noch eine Freiwilligenarmee brauchen, um unsere vermeintlichen Grenzen zu sichern, mehr nicht. Donnerwetter, was habe ich mich in diesem Fall geirrt. Bündnis- und Wirtschaftsinteressen hatten mit dem Wegfall der Wehrpflicht nur eines im Sinne: Weg mit den demotivierten und nicht leistungsfähigen Durchschnittsmannen – jetzt ganz schnell viele motivierte Männer und Frauen, jene hurtig auf das Niveau von „Blackwater“ gebracht – und ab geht die Luzie. Nun ist es auch tatsächlich so eingetroffen.

In den letzten Tagen habe ich verschärft Interviews unseres Bundesverteidigungsministers gelesen, teilweise auch gehört. Unter vielen anderen Fragen stach eine in den meisten Interviews heraus, jene nach dem neuen Slogan, welcher den Kern des Produktes Bundeswehr am meisten und am besten deutlich macht.

Dieser Slogan geht so: „Wir.Dienen.Deutschland“. Nun, das hat doch was, jetzt wissen wir doch alle, wo es lang geht. Und im Regierungsinformationsdienst, auch BILD genannt, da konnte ich dann lesen, wie das vom Herrn Bundesverteidigungsminister gesehen und auch interpretiert wird. Er sagte nämlich folgendes:

„Das Logo will sagen, dass es für junge Menschen ehrenvoll und ein Grund zum Stolz ist, Dienst für unser Land zu tun. Gerade das will auch der Bundespräsident würdigen, wenn er am 20. Juli beim Gelöbnis der Freiwilligen vor dem Reichstag die Hauptrede hält. Im übrigen kann und soll Stolz fröhlich machen. Wenngleich bleibt wahr: Das Töten und das Sterben können auch dazu gehören.“

Verehrter Herr Verteidigungsminister, jetzt zu meiner eingeschränkten Auffassungsgabe und zu meiner Interpretation der von ihnen mit Bedacht gewählten Worte. Sie sagen, dass ehrenvoll und Stolz ganz wichtige Motivatoren sind, für alle diese jungen Leute, die jetzt dazu ausgebildet werden, das Töten und das Sterben zu lernen. Und sie sagen auch, dass der Herr Bundespräsident persönlich das Töten und das Sterben würdigen will. Dazu fällt mir nichts mehr ein.

Ich habe viele Jahre, wie ich jetzt weiß, vergeblich gehofft, dass unser Land endlich damit aufhört, mit Stolz zu töten und zu sterben. Aber, so komisch es auch sein mag, in diesem meinem Land, da geht dieser Mist immer wieder von vorne los. Es sei aber auch gesagt, sie und die anderen Politikerinnen und Politiker, welche wieder verstärkt mit Stolz töten und sterben lassen wollen, sie werden nicht gewinnen.

Und wir werden mit ihnen fertig werden – und zwar mit Mitteln, an welche sie nicht einmal im Traum denken, nämlich mit den friedlichen. Und es wird passieren, obwohl sie die Armee auch im Inland einsetzen wollen. Das, verehrter Herr Bundesverteidigungsminister, das verspreche ich ihnen persönlich. In diesem Sinne…

© Peter Reuter

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