Samstag , 20 April 2024
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Warum sprechen sich Bürger für Verbote aus?

swing_tanzen_verbotenFür manche Menschen mag es von persönlicher Bedeutung sein. Viele waren und bleiben von den rechtlichen Bestimmungen bezüglich der Verwendung von Cannabis-Produkten selbst unbetroffen. In Kalifornien wurden die Bürger zu den Urnen gerufen, um zu entscheiden, ob der Genuss von Marihuana in Zukunft legalisiert werden soll. Die Antwort der Mehrheit: Nein! Sowohl die Befürworter einer Legalisierung als auch die Gegner präsentierten ihre Argumente. Eine Frage blieb jedoch ohne Diskussion: Ist es wirklich notwendig, mündigen Bürgern vorzuschreiben, wie sie zu leben haben?

Knapp 57 Prozent der kalifornischen Wähler sprachen sich für eine Beibehaltung der bestehenden Gesetze bezüglich der Verwendung von Marihuana aus. Die Befürworter einer Freigabe erhofften sich, die Aussicht auf zusätzliche Steuereinnahmen für den am Rande des Bankrotts stehenden Bundessstaat würde auch diejenigen beeinflussen, die selbst keine Joints rauchten. Dass Marihuana zu keiner physischen Abhängigkeit führt und der Genuss weder Gewalttätigkeit noch Verbrechen im allgemeinen fördert, hätte ebenfalls eine neutralere Einstellung erwarten lassen.

Die Hauptargumente der Marihuana-Gegner bezogen sich in erster Linie auf anhaltende Bewusstseinsveränderungen sowie auf die Behauptung, dass es als sogenannte Einstiegsdroge gelte. Statistiken belegen, dass Menschen, die andere Drogen verwenden, davor meist Marihuana rauchten. In diesem Sinne ließe sich allerdings auch Alkohol als Einstiegsdroge bezeichnen. Schließlich hat jeder Heroinabhängige davor schon einmal ein Bier getrunken. Was den Einfluss auf die Psyche betrifft, so hat The Intelligence schon einmal ausführlich über die Veränderungen im Anteil der beiden Wirkstoffe THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) berichtet. Der, während der vergangenen Jahre verzeichnete Anstieg des THC-Anteils könnte jedoch auf die extreme Bestrahlung der Pflanzen mit künstlichem Licht zurückzuführen sein. Leider liegen keine umfassenden Studien vor, doch lassen individuelle Versuche darauf schließen, dass Pflanzen, die unter natürlichem Sonnenlicht wachsen, einen höheren Anteil von CBD aufweisen, was, so wird vermutet, die anhaltende Trägheit bei regelmäßigem Marihuana-Genuss unterbindet. In diesem Sinne hätte eine Legalisierung Marihuana-Rauchern ermöglicht, es im eigenen Garten oder am Balkon wachsen zu lassen.

Die grundsätzliche Frage, die sich durch diesen Volksentscheid jedoch aufwirft, sollte sich mit dem Prinzip von Verboten auseinander setzen. In verschiedenen Kulturen ist der Genuss von Cannabis-Produkten seit Jahrtausenden ebenso verbreitet wie in anderen Regionen Alkohol. Dass die übertriebene Einnahme Probleme mit sich bringen kann, ist vermutlich ebenso selbstverständlich wie Alkohol, Nikotin und auch die einseitige Einnahme von Nahrungsmitteln im Übermaß schadet. Die derzeitige Situation besagt jedoch, dass sich ein volljähriger, für sich selbst verantwortlicher Bürger, der im eigenen Haus Marihuana wachsen lässt, um es selbst und ganz für sich alleine zu rauchen, einer Straftat schuldig macht. Gesetze sollten eigentlich dazu dienen, Menschen davor zu schützen, dass ihnen Schaden durch andere zugefügt wird.

Natürlich wäre es grundfalsch, insbesondere junge Menschen, auch wenn sie das 21. Lebensjahr überschritten haben, durch Werbekampagnen zum Rauchen von Marihuana zu bewegen. So wie es unbestreitbar willkommen ist, dass Werbung für Zigaretten so gut wie verschwunden ist. So wie eigentlich niemand dazu motiviert werden sollte, seinen Magen übermäßig mit Hamburgern oder Kartoffelchips zu füllen. Ich selbst will auch absolut niemanden dazu bewegen, sich umstrittenen Gewohnheiten zu verschreiben. Was ich jedoch in alle Deutlichkeit ausdrücken möchte, ist, dass jeder Mensch über das Recht verfügen sollte, für sich selbst zu entscheiden. Und dieses Recht sollte weit über den Genuss von Marihuana hinausreichen.

Mehrheitsentscheidungen entsprechen zwar dem Prinzip der Demokratie, doch wo liegt der Sinn darin, die Minderheit, die bis zu 49 Prozent betragen kann, gegen ihren Willen zu etwas zu zwingen, was keinen oder nur geringen Einfluss auf die Umwelt oder die Mitmenschen ausübt? Was motiviert Bürger dazu, sich die Mühe zu machen, sich an einer Volksabstimmung zu beteiligen, wenn sie selbst gar nicht betroffen sind? Schließlich hätte eine Gesetzesänderung in Kalifornien niemanden genötigt, selbst Marihuana zu rauchen. Warum sprachen sich so viele dafür aus, über das Leben anderer Menschen Vorschriften zu verhängen? Ist eine Sehnsucht nach Uniformierung in unseren Gemütern verankert?

Das Ergebnis der Volksabstimmung in Kalifornien wird den Verbrauch von Marihuana, der jährlich auf 14 Milliarden Dollar geschätzt wird, nicht verringern. Wie das Beispiel der Niederlande zeigt, wo die Verwendung von Cannabis-Produkten seit Jahren wesentlich freier gehandhabt wird, steigt der Konsum nach teilweiser Legalisierung jedoch kaum, wenn überhaupt, an. Das vorliegende Ergebnis sollte aber in dem Punkt zum Nachdenken anregen, ob es wirklich erforderlich ist, so viele Details in unserem täglichen Leben durch Gesetze und Vorschriften zu regeln. Es sollte die Frage in den Vordergrund drängen, warum sich Bürger sogenannter freier Länder für diese Vorschriften und Gesetze aussprechen. Die derzeitige Situation erweckt nämlich den Anschein, dass Freiheit darin besteht, dass jeder all das tun darf, was vom Gesetz erlaubt ist. Und genau nach diesem Prinzip war und ist auch das soziale Leben in wirklichen Diktaturen geregelt.

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