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GAU oder nicht GAU – Was ist in Japan wirklich los?

screenshot_bbc_japan_reaktor_3Seit mehr als zwei Tagen sitzen die Menschen rund um den Globus vor den Fernsehgeräten und starren geschockt auf die Bilder die uns aus Japan erreichen. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes lässt uns den Atem stocken und im Gegensatz zu bisherigen Ereignissen ähnlicher Dimension ist das Ganze noch nicht beendet, denn die Situationen in mittlerweile drei Atomkraftwerken ist absolut unklar. Es wird von Kernschmelze, GAU und Super-GAU gesprochen und im nächsten Moment wieder alles revidiert. Dabei ist nicht die Rede von Gerüchten aus dubiosen Quellen, sondern Aussagen aus Regierungskreisen vor Ort und auch aus Deutschland.

Als die Meldung über das Erdbeben und den anschließenden Tsunami am Freitagmorgen durch alle Kanäle ging, hatte man unmittelbar die Bilder von der bislang schwersten Naturkatastrophe im Jahr 2004 vor Augen, die weit über 200.000 Menschenleben gefordert hat. Die in den Medien genannten Opferzahlen scheinen daher fast minimal, auch wenn diese noch massiv ansteigen werden. Tatsache dürfte aber sein, dass die Warnsysteme funktioniert haben und somit nicht mit einer ähnlichen Menge an Opfern gerechnet werden muss. Das alles ist schlimm genug, aber es ist eben ein Naturereignis, gegen das man keine 100-prozentige Sicherheit aufbauen kann. Wäre die gleiche Naturgewalt an anderer Stelle aufgetreten, sähe es weitaus verheerender aus, Japan ist in dieser Hinsicht wohl das am besten vorbereitete Land der Welt. Weitaus schlimmer ist daher das zu bewerten, was von Menschenhand zu dieser Katastrophe beigetragen wird. Erinnerungen an das Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 werden wach, in vielerlei Hinsicht.

Der große Unterschied zum Unfall vor 25 Jahren liegt sicherlich darin, dass damals erst nach mehreren Tagen die Öffentlichkeit unterrichtet wurde, welche Katastrophe sich ereignet hat. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits Tausende dem Tod geweiht. Im damaligen Ostblock war es einfach unmöglich einen solchen Fehler offen zuzugeben und damit einzugestehen, dass man die Lage nicht im Griff hat. Die Ideologie sprach einfach dagegen. Das ist in Japan anders, denn dort herrscht kein Kommunismus, allerdings könnte etwas anderes einen gewaltigen Einfluss auf die Offenlegung der tatsächlichen Ereignisse haben: die japanische Mentalität. Es droht ein gewaltiger Gesichtsverlust, der für einen Japaner nicht ohne weiteres hinzunehmen ist. Und genau das ist der Punkt der einem Angst machen kann oder vielleicht sogar muss.

Der japanische Regierungssprecher hat vor einigen Minuten seine eigenen, Stunden vorher getätigten, Aussagen zurückgenommen, in denen von Kernschmelze die Rede war. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Kraftwerksbetreiber TEPCO in der Vergangenheit nicht unbedingt durch Ehrlichkeit aufgefallen ist. Selbst Deutschlands Umweltminister Röttgen hat am gestrigen Abend davon gesprochen, dass alle Zeichen darauf hindeuten, dass es zum Schmelzen des Reaktorkerns gekommen ist. Wird hier also von Seiten der japanischen Regierung Schönrederei betrieben um eine Panik zu vermeiden, die an so einer Stelle durchaus verständlich wäre. Man kann für die Menschen vor Ort nur hoffen, dass dem nicht so ist, eine Hand dafür ins Feuer legen würde sehr wahrscheinlich niemand.

Auch wenn wohl festzustehen scheint, dass selbst im schlimmsten Fall hier in Deutschland nicht mit direkten Auswirkungen zu rechnen ist, also kein Fallout vom Himmel regnet und sich niemand vor Verstrahlung fürchten muss, stimmt es doch mehr als nachdenklich, wenn man sich vor Augen führt was eine Technologie bewirken kann, die in unserem Land vor wenigen Monaten reaktiviert wurde, nachdem bereits ein Ende feststand. Immerhin scheint die Debatte um die Kernkraft in Deutschland wieder Rückenwind zu bekommen, was neben den vielen negativen Aspekten dieser beispiellosen Katastrophe zumindest als Minilicht am Ende des Tunnels bezeichnet werden darf.

Die Absage der Jubiläumsausgabe des Musikanten-Stadls am gestrigen Abend zu Gunsten von Berichterstattung über Japan wird zumindest auf Twitter als ebenso positiv bewertet, ich würde allerdings freiwillig die drei folgenden Sendungen konsumieren, wenn keine zu 100% bestätigten Katastrophenmeldungen mehr aus Japan eintreffen. Und ich hätte nie gedacht, den folgenden Satz jemals zu schreiben: Ich fürchte der Musikanten-Stadl bleibt mir erspart.

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