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Die finanzielle Lage Libyens

gaddafi1Die Medienjustiz hat Muammar Gaddafi schuldig gesprochen. Er ist der Diktator. Er lässt auf sein eigenes Volks schießen. Er holt Söldner aus dem Ausland und scheut nicht einmal davor zurück, die Luftwaffe gegen die Rebellen einzusetzen. Wenn auch bis vor kurzem kaum beachtet, so ist das überhebliche und provokante Verhalten des Gaddafi-Clans bestens bekannt. Eine Frage wird jedoch völlig ignoriert. Wie hat sich die finanzielle Lage Libyens in vier Jahrzehnten Gaddafi-Regierung entwickelt? Wie sehr leidet das Land unter der weltweit angespannten wirtschaftlichen Situation? Und, vor allem, wie hoch ist Libyen – im Vergleich zu anderen Staaten – verschuldet?

Selbstverständlich ist jedem Deutschen die Situation im eigenen Land durchaus bewusst. Bedrohlich tickt die Schuldenuhr und bewegt sich unaufhaltsam auf die 1,9-Billionen-Euro-Marke hin. Geteilt durch die Bevölkerung, Babys, Greise und Einkommenslose eingeschlossen, bedeutet dies, dass auf jeden einzelnen Bürger z. Z. 23.219 Euro entfallen. Die folgende Graphik verdeutlicht die dramatische Entwicklung dieser völlig unakzeptablen Schuldenlast, die deutsche Politiker ihren Bürgern aufgelastet haben.

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Auch geht es den meisten anderen Ländern um nichts besser. Das CIA-World-Factbook bietet Daten aus aller Welt. Aufgrund unterschiedlicher Landesgrößen sowie nicht vergleichbarer Kaufkraft der gleichen Dollar- bzw. Euromenge, lässt sich die Schuldenlast, unter der das Volk leidet, am besten in Relation zum Bruttoinlandsprodukt in Vergleich setzen. Das, nach diesen Kriterien, weltweit am höchsten verschuldete Land ist Zimbabwe, dicht gefolgt von Japan. An fünfter Stelle dieser Liste steht Griechenland mit 144 Prozent. An achter Stelle folgt Italien mit 118,10 Prozent. Deutschland liegt an mit 78.80 Prozent an 18. Stelle.

Wie es Statistiken so an sich haben, sind diese Angaben natürlich nicht absolut verlässlich. Die durch Statista veröffentlichten Werte weichen vom CIA-World-Factbook etwas ab. Unter Berufung auf die deutsche Financial Times wird mit Stand vom 06. 01. 2010 die Verschuldung Japans mit 189,8 Prozent angegeben, die Deutschlands mit 73,1 Prozent und die der USA, deutlich höher als von der CIA, mit 84,8 Prozent.

Und wo findet sich Libyen?

Hier müssen wir wieder auf das CIA-World-Factbook zurückgreifen, in dem insgesamt 131 Länder aufgelistet sind. Und welches steht an letzter Stelle? Richtig, Libyen! Die Staatsschulden Libyens korrespondieren mit nicht mehr als 3,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Nehmen wir noch einen Vergleich zur Hand: Die Auslandsverschuldung. Diese Vergleichszahlen beziehen sich sowohl auf öffentliche als auch private Zahlungsverpflichtungen gegenüber Personen oder Institutionen, die im Ausland beheimatet sind. Hier bekunden sogar die Daten der CIA, dass die USA mit fast 14 Billionen Dollar Verbindlichkeiten an oberster Stelle liegen. Auch Deutschland befindet sich mit 4,7 Billionen Dollar noch im Spitzenfeld. Es folgen Frankreich, Japan, Irland, Norwegen, Italien, Spanien und sogar das kleine Luxemburg findet sich mit 1,9 Billionen Dollar Auslandsschulden an 11. Stelle. Weit unten, auf Platz Nr. 98, findet sich Libyen mit $ 6,378,000,000 (geschätzter Stand per 31. Dezember 2010). Wie The Intelligence schon in einem anderen Artikel wissen ließ, erfreut sich dieser, vom Ölreichtum beglückte, Staat eines jährlichen Außenhandelsüberschusses von rund 20 Milliarden Dollar. Beim derzeitigen Ölpreis entspricht der Wert der Förderung eines einzigen Monats der Summe der Auslandsschulden.

Wie im bereits erwähnten Artikel ebenfalls erklärt wird, dienen die enormen Einnahmen der verstaatlichten Ölquellen der Finanzierung des Gesundheitswesens, der Schulen, der Stützung von Nahrungsmittel-, Wasser- und Strompreisen. Kurz gesagt, kaum ein Land der Welt befindet sich in einer derart gesunden Finanzlage wie Libyen. Was also haben die Libyer gegen ihren Präsidenten vorzubringen? Dass er keine politische Opposition zulässt? Was sollte sich unter einer anderen Regierung verbessern? Um nochmals auf die deutsche Staatsverschuldung zurückzukommen. 1969, im gleichen Jahr, in dem Oberst Muammar Gaddafi durch einen Staatsstreich an die Macht kam, betrug diese – in Euro umgerechnet – nicht mehr als 60,26 Milliarden. Auch unter Berücksichtigung der Inflation, ein Anstieg um mehr als das Dreißigfache, als was lässt sich dieser zweifellos bezeichnen? Als Misswirtschaft. Und die so hoch gelobte Demokratie hat während der vergangenen vier Jahrzehnte bloß zu einer regelmäßigen Verschlechterung der Lage geführt.

Die Regierung unter Muammar Gaddafi mag gegen Regimekritiker mit übertriebener Härte vorgehen. Doch stößt es, in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage, sowohl des Staates Libyens als auch der Bevölkerung, auf Verwunderung, dass sich der sogenannte Diktator trotz allem einer breiten Unterstützung erfreut? Die Politik Europas ebenso wie Amerikas hat die eigenen Bürger in eine unlösbare Schuldenkrise getrieben. Und genau diese Bürger sollen plötzlich Sympathien für die Gegner Gaddafis entwickeln, der in seiner 41-jährigen Herrschaft bewiesen hat, dass sich ein Land auch ohne Schuldenpolitik regieren lässt?

Es steht mit Sicherheit nicht zur Frage, ob Muammar Gaddafi oder seine Söhne als nette Menschen einzustufen sind. Die finanzielle Lage Libyens betrachtend, hat er gute Arbeit geleistet. Und vielleicht lehnen die meisten der Rebellen Unterstützung aus dem Ausland gerade deswegen ab, weil sie mit Sicherheit nicht in die Fußstapfen Amerikas oder Europas treten wollen. Was soll die unsinnige Behauptung, in unseren Ländern herrsche Freiheit, wenn wir einen beachtlichen Teil des Jahres bloß dafür arbeiten, um für die Kosten der Misswirtschaft der vergangenen Jahrzehnte grade zu stehen?

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