Freitag , 29 März 2024
Startseite » Politik » Demokratie » Nur zehn Prozent vertrauen Politikern

Nur zehn Prozent vertrauen Politikern

daumenSeit zehn Jahren analysiert Reader’s Digest, welchen Berufsgruppen mehr und welchen weniger Vertrauen geschenkt wird. An der jüngsten Umfrage, die in insgesamt 16 Ländern durchgeführt wurde, beteiligten sich 32.000 Leser, 8.000 davon aus Deutschland. Begeistert lässt sich erwähnen, dass 94 Prozent der Deutschen der Feuerwehr Vertrauen schenken, gefolgt von Krankenschwestern und Piloten, beide mit 92 Prozent. Dass Autoverkäufer, zumindest wenn Gebrauchtwagen dabei eingeschlossen sind, nicht sonderlich gut abschneiden, wäre ja zu erwarten. Doch liegen sie in der Volksmeinung keineswegs an letzter Stelle. Dort finden sich Politiker!

In der Pressemitteilung von Reader’s Digest werden die Ergebnisse der Jahre 2002 und 2010 ausgewiesen, sowohl für Deutschland als auch für Europa. An der Umfrage im Jahr 2002 beteiligten sich 37.850 Leser in 18 europäischen Ländern, davon 5.045 Befragte in Deutschland, 2010 waren es 32.163 in 16 Ländern, davon 7.919 aus Deutschland. Von den verschiedenen Graden des Vertrauens, die von den Teilnehmern angegeben wurden, wählte das Magazin „sehr hohes“ und „ziemlich hohes“ als für ihre Gesamtwertung positiv.

Wie bereits erwähnt, stehen Feuerwehrleute an der Spitze (D 94%, EU 92%), gefolgt von Krankenschwestern, Piloten, Apothekern und Ärzten. Polizisten schneiden in Deutschland mit 80 Prozent positiver Bewertung noch im Spitzenfeld ab, europaweit liegt diese Berufsgruppe jedoch nur bei 62 Prozent. Im Mittelfeld, zwischen 58 und 63 Prozent, liegen Lehrer, Richter und Meteorologen. Rund die Hälfte der Befragten erachtet den Berufsstand der Rechtsanwälte als vertrauenswürdig. Ob das vielleicht jene Hälfte ist, der es an persönlicher Erfahrung fehlt?

Doch dann geht es plötzlich steil bergab. Nur 26 Prozent der befragten Deutschen (Europa 27%) schenken Journalisten ihr Vertrauen. Noch schlechter schneiden Gewerkschaftsführer und Reiseveranstalter ab. Besonders hervorzuheben wären Finanzberater. Europaweit sank das Ergebnis von 34 (2002) auf 29 Prozent, in Deutschland ist man diesem Beruf gegenüber noch skeptischer eingestellt. Hier sank die Wertung von 24 Prozent (2002) auf bloß 16.

Und nun kommen die Schlusslichter der 18 gewählten Berufsgruppen. Zumindest in Deutschland rangieren Fußballspieler mit 12 Prozent (EU 19%) an drittletzter Stelle, dann kommen die Autoverkäufer mit 11 Prozent (EU 15%) und ganz am Ende der Liste finden sich Politer: In Deutschland sank die Bewertung während der vergangenen 8 Jahre von 13 auf 10 Prozent, europaweit sogar von 14 auf 8.

 

Nur jeder zehnte Befragte ist der Meinung, dass Politiker es verdienen, dass man ihnen „sehr hohes“ oder „ziemlich hohes“ Vertrauen schenkt! Dieses Umfrageergebnis sollte nicht einfach angesehen und archiviert werden. Diese Zahlen sollten etwas in Bewegung setzen. Nicht mehr als zehn Prozent sind mit dem, was die Führer des Landes, jene, die Entscheidungen treffen, tun, zufrieden. Politiker sind unsere Volksvertreter. Wie kann man an ein politisches System glauben, wie kann man sich diesem unterwerfen, wenn 90 Prozent den Repräsentanten, den Entscheidungsträgern, Misstrauen entgegenbringen? Und wo liegen Journalisten, die einerseits die Vermittler zwischen Politik und Volk sind, andererseits aber auch die Rolle eines Volksanwaltes einnehmen sollten? Wer sonst, außer Journalisten (wenn das Medium, der Arbeitgeben, es zulässt), hat die Möglichkeit, Politikern mitzuteilen, dass etwas nicht funktioniert, dass Veränderungen notwendig sind? Der einzelne Bürger, als einer von vielen Millionen, hat praktisch überhaupt keinen Einfluss. Erst wenn die Medien eingreifen, dann kann eine öffentliche Diskussion entstehen. Und, trotz vieler respektabler Presseleute, die wirklich als Idealisten einzustufen sind, vertraut nur rund ein Viertel der Menschen dieser Berufsgruppe.

Dieses Umfrageergebnis darf nicht in Vergessenheit geraten. Vielleicht sollten Journalisten, deren Popularität immerhin zweieinhalb Mal höher ist als das der Politiker, daran arbeiten, ihre Vertrauensbasis wieder zu erhöhen. Wir werden in Zukunft der Berichterstattung nach diesem Gesichtspunkt mehr Beachtung schenken.

Check Also

Demokratie – mehr als nur ein Schlagwort?

Wir leben mit diesem Begriff, wir verwenden ihn, wir sind bereit, dieses Ideal zu verteidigen …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert