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Brennpunkt Naher Osten: Profitiert Israel vom Syrienkonflikt?

Im August 2013 ging die Nachricht um die Welt, dass in Syriens Hauptstadt Damaskus Giftgas gegen Zivilisten eingesetzt worden war. Die amerikanische Regierung konstatierte: Dahinter konnte nur Präsident Baschar al-Assad stecken. US-Präsident Barack Obama war sofort bereit zu einem „Vergeltungsschlag“, denn es gab angeblich hinreichende Beweise dafür, dass die Truppen des syrischen Regimes Chemiewaffen gegen ihre Landsleute zum Einsatz gebracht hatten. Damals vermuteten neutrale Beobachter, die US-Regierung habe diese Informationen durch den israelischen Geheimdienst Mossad erhalten.

Foto: Katharina Wieland Müller  / pixelio.de
Foto: Katharina Wieland Müller / pixelio.de

Es kam alles anders, wie wir wissen: Russlands Präsident Wladimir Putin legte im UN-Sicherheitsrat sein Veto gegen einen US-Militärschlag in Syrien ein. Auch andere Verbündete hielten sich zurück, darunter die deutsche Regierung. Obama stand ziemlich allein, zumal die Bevölkerung der Vereinigten Staaten deutlich kriegsmüde ist. Noch mehr Kriegsschauplätze im Ausland – die wollte kaum jemand. Assad „bedankte“ sich bei Putin und stimmte zu, die syrischen Chemiewaffen unter internationale Kontrolle zu stellen. Deutschland will sich an der Vernichtung dieser Waffen beteiligen. Eine Verschärfung des Konfliktes wurde abgewendet, aber Töten und Sterben in Syrien gehen weiter. Millionen Menschen sind auf der Flucht, das Land blutet aus.

Welche Rolle spielt Israel im Syrienkonflikt?

Es ist kein Geheimnis, dass der Staat Israel in den USA einen hohen Einfluss besitzt. Zionistische Lobbyisten gelten als kraftvolle Kriegstrommler, aber im Fall Syrien beteiligten sich selbst jüdische Organisationen und Gemeinden an dem Konzert der Misstöne. Sonst eher zurückhalten agierend, kamen sie aus der Deckung und veranstalteten ein Trommelfeuer der Kriegshetze gegen Syrien. „Wessen Krieg ist das nun?„, fragte darauf der Republikaner und Journalist Patrick J. Buchanan. Seine Kritik an der Haltung der Israel-Lobby AIPAC fiel scharf aus und ebenso diejenige an allen, die sich an der Kampagne beteiligten. Buchanan fragte, ob es „tatsächlich weise“ sei, wenn Organisationen einer Kampagne „den jüdischen Stempel aufdrücken„, die die Vereinigten Staaten in einen Krieg hineinziehen soll, den die Mehrheit der Amerikaner nicht zu kämpfen bereit ist?

Andere vermuten, dass vor allem Israels amtierender Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hinter der Propagandaschlacht steckt. Der konservative, im eigenen Land umstrittene Politiker des Likud-Blocks will nach Meinung unzähliger Beobachter die Vereinigten Staaten dazu bringen, einen Krieg gegen den Iran zu führen. Israel, die einzige Atommacht im Nahen Osten, verfügt nach Schätzungen über ein größeres Atomwaffenarsenal als Frankreich. Seit Jahren unterstellt Israel dem Iran, er wolle auch die Atombombe, während sich Teheran darauf versteifte, ein Recht auf die friedliche Nutzung von Atomenergie wie andere Staaten auch für sich reklamieren zu können. Aus dem Iran und dem Irak fühlte sich Israel stets am stärksten bedroht, aber immer auch durch eine „Verschwörung der Araber“ gegen Israel, sofern die einzelnen Staaten nicht im Chaos und Bürgerkrieg untergehen. Revolutionen und der Versuch, sich von einem autoritären Regime zu befreien, haben im Irak, in Ägypten und Libyen zu furchtbaren Ereignissen geführt. Von diesen Ländern hat Israel bis auf Weiteres nichts zu befürchten. Diese Rechnung scheint aufzugehen, glauben viele.

Wie stark sind die zionistischen Kräfte in den USA?

Unermesslich stark, glaubt man Insidern, die die US-Außenpolitik für unverkennbar zionistisch geprägt halten. Ein kleines Beispiel: Als Netanjahu im Mai 2011 eine kurze Rede vor dem US-Kongress hielt, quittierten seine Zuhörer die Auslassungen des israelischen Ministerpräsidenten mit Standing Ovations, alle 1,5 Minuten ab es eine Beifallskundgebung im Stehen, eine wahre Huldigung. Dies veranlasste die israelische Zeitung „Ha’aretz“ zu der sarkastischen Schlagzeile „Netanjahus Kongressrede zeigt, dass man Amerika alles auftischen kann„. Dieser Politiker, den der US-Enthüllungsjournalist Christopher Bollyn als „Paten des Kampfs gegen den Terror“ bezeichnete, hatte einst in der „New York Times“ die Terroranschläge 9/11 aus dem Jahr 2011 als „sehr gut“ für die Beziehungen zwischen den USA und Israel bezeichnet. Auch vom Kampf der Amerikaner im Irak würde Israel profitieren, merkte Netanjahu im Jahr 2008 in einer israelischen Religionsschule an.

Netanjahus Likud-Partei, die von den Hardlinern Menachem Begin und Yitzhak Shamir gegründet wurde, hält sich als Scharfmacher im Pulverfass Naher Osten wahrlich nicht zurück. Syrien liegt im Koma – das ebnet den kriegerischen Weg in Richtung Iran. Denn nur wenige wissen: Zwischen Syrien und dem Iran besteht ein Verteidigungspakt auf Gegenseitigkeit. Wäre es zu einem US-Angriff gegen Syrien gekommen, hätte sich der Iran aus dem Krieg kaum heraushalten können. Unter den ultrarechten, fundamentalistischen Christen in den USA gibt es sogar Kräfte, die tatsächlich meinen, im „Heiligen Land“ müsse es zu einem atomaren Weltkrieg kommen. Erst dann sei das prophezeite zweite Erscheinen Christi auf Erden möglich. Verbündete, die dermaßen unter Verblendung leiden, wünscht sich eigentlich niemand.

Aus früheren Äußerungen glühender Zionisten lassen sich weitere Anzeichen dafür ableiten, dass die derzeitige Eskalation im Nahen Osten nicht zufällig geschieht, sondern weiter geschürt wird. Der damalige Vizeverteidigungsminister der USA Paul Wolfowitz stand auf dem Standpunkt, es sei höchste Zeit, die alten Machthaber in Syrien, im Iran und Irak unschädlich zu machen. Diese Äußerung soll er 1991 gegenüber General Wesley Clark gemacht haben. Zehn Jahre später erfuhr Clark, mittlerweile Oberbefehlshaber der Nato, dass sieben Staaten auf einem Geheimplan der USA standen: Irak, Iran, Syrien, Libanon, Somalia, Sudan und Libyen. Im Jahr 2002 nannte US-Vizeaußenminister und Zionist John Bolton den Staat Syrien Teil der „Achse des Bösen„, ein Begriff, den George W. Bush im gleichen Jahr geprägt hatte. Ziad Abdek Nour, der zum neokonservativen Beraterstab Präsident Bushs gehörte, wurde noch deutlicher und proklamierte unmissverständlich:Sowohl das syrische als auch das libanesische Regime wird ausgewechselt werden – ob sie das wollen oder nicht – egal, ob es nun mit einem militärischen Coup oder auf einem anderen Weg geschehen wird. Wir arbeiten zusammen mit der Bush-Administration daran.

Wer steckt hinter den syrischen Giftgasmorden?

Der italienische Reporter Domenico Quirico kehrte nach fünf Monaten Geiselhaft bei den syrischen Rebellen zurück. Was er zu sagen hatte, gelangte nicht in globale Schlagzeilen. Der 61-jährige Journalist hatte beabsichtigt, von vorderster Front im syrischen „Freiheitskampf“ zu berichten, wurde aber von den Rebellen für fünf Monate unter schlimmen Bedingungen inhaftiert. Er gab vor einem Untersuchungsrichter zu Protokoll, das Giftsgas sei von den Rebellen eingesetzt worden und nicht von Assads Schergen. Die Aktion, der laut US-Regierung rund 1.400 Zivilisten zum Opfer fielen, war angeblich eine bewusste Provokation, um eine Intervention des Westens auszulösen. Quiricos Mithäftling, der belgische Historiker Pierre Piccinin, sieht die Lage ebenfalls illusionslos: Die Ideale der Revolution seien nicht mehr existent in Syrien. Fundamentalistische Zellen und Kriminelle hätten längst das Sagen.

Es gibt weitere Indizien, dass die verheerenden Ereignisse in Syrien nicht nur geplant waren, sondern dass im Land selbst nicht Regie geführt wird bei den blutigen Auseinandersetzungen und dem grenzenlosen Leid für die Syrer – mag sich Assad auch weiterhin als Herr der Lage aufspielen. Die britische Tageszeitung „Daily Mail“ wusste bereits im Januar 2013 Genaueres. Ein Hacker hatte angeblich E-Mails geknackt, in denen davon die Rede war, „das Weiße Haus in Washington habe grünes Licht für einen Giftgasangriff in Syrien gegeben. Diesen wolle man dem Assad-Regime in die Schuhe schieben und auf diese Weise eine internationale militärische Aktion gegen das Land vom Zaun brechen.“ Das britische Unternehmen Britam Defence dementierte heftig, dass E-Mails solchen ungeheuerlichen Inhalts Ende 2012 zwischen zwei seiner Führungskräfte ausgetauscht worden seien. Demnach sollte das Emirat Katar die finanzielle Hilfe bereit stellen, damit sich die syrischen Rebellen mit den Chemiewaffen eindecken konnten, über die auch Assads Regierungstruppen verfügen. US-Präsident Obama soll ebenfalls geäußert haben, dass die absolutistische Monarchie Katar Bereitschaft gezeigt habe, die Kosten für einen US-Militärschlag gegen Syrien zu übernehmen und den Chemiewaffenschmuggel zu organisieren. Einer der Britam-Defence-Mitarbeiter soll dergleichen perfide Pläne als „keine gute Idee“ kommentiert haben.

Sollte es wirklich der Fall sein, dass der Schutz und die Rettung Israels mithilfe von Menschenopfern dieses Ausmaßes vonstatten gehen? Ist es das, was die Zionisten anstreben?

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