Samstag , 20 April 2024
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Bild Datenskandal bei Facebook

Facebook, der Datenschutz und die eigene Verantwortung

Der Hintergrund

Der Datenmissbrauch bei Facebook zieht Kreise. 87 Millionen Nutzer weltweit sind betroffen, davon ungefähr 310 000 Nutzer in Deutschland und ungefähr 70,6 Millionen Nutzer in den USA. Was ist passiert? Der Wissenschaftler Aleksandr Kogan hat eine vermeintlich wissenschaftliche Umfrage aufgesetzt und diese bei Facebook angemeldet. Die Daten derjenigen, die an der Umfrage teilnahmen, wurden gespeichert und darüber hinaus auch die Daten der jeweiligen Facebook-Freunde. So entstand eine nicht unerhebliche Datenmenge. Aleksandr Kogan hat diese Daten ohne Wissen der Nutzer an die Firma Cambridge Analytica weitergegeben. Diese Firma hat später während des Wahlkampfs für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trumpp gearbeitet. Die Firma Cambridge Analytica soll diese Daten genutzt haben, um das Wahlverhalten zu beeinflussen. Die Republikanische Partei hat dafür angeblich sechs Millionen US-Dollar an das Unternehmen bezahlt.

Die Konsequenzen

Der Chef von Cambridge Analytica, Alexander Nix wurde suspendiert. Investoren fordern den Rücktritt von Mark Zuckerberg, der sieht sich jedoch nach wie vor als geeignet für den Job. Er muss vor dem US-Kongress aussagen und entschuldigt sich permanent für diesen Fehler. Gleichzeitig kommuniziert Zuckerberg, dass es Jahre dauern wird bis die Probleme mit dem Schutz der Daten behoben sein werden. Die Aktie rutscht in den Keller. 2015 wurde die Möglichkeit, die es Apps ermöglichte Daten von Facebook-Freunden zu erhalten, abgestellt. Auch die Möglichkeit eine Person über Mail-Adresse oder Telefon-Nummer ausfindig zu machen, wurde deutlich eingeschränkt. Der Ruf Facebook zu verlassen wurde in weiten Teilen der Bevölkerung laut. Aleksandr Kogan ist nach wie vor Dozent und der Meinung sein Verhalten war angemessen. Facebook informiert jetzt die betroffenen Nutzer.

Facebook Datenschutz

Die Lösung

Die naheliegendste Lösung ist sicherlich der Schutz der Daten. Einerseits von Facebook, aber auch jeder Einzelne kann und sollte seine Daten schützen. Dies funktioniert am einfachsten, wenn verantwortungsbewusst mit Daten umgegangen wird. Dies bedeutet, jeder sollte sich überlegen, welche Daten und Informationen er wo und für wen veröffentlicht. Niemand kommt auf die Idee sein Kind oder seine privaten Dinge in einem öffentlichen Schaufenster auszustellen, aber bei Facebook posten – klar – kein Problem. Sichtbar für Freunde – vielleicht, aber für die ganze Welt? Nur Daten, die jeder Einzelne freigibt, können auch auf diese Art verwendet oder missbraucht werden. Bei Facebook kann jeder entscheiden, was er freigibt, für wen und vor allem was er überhaupt postet. Es ist also nicht damit getan Facebook zu verlassen und woanders hinzugehen. Jede andere Plattform hat ähnliche Möglichkeiten des Datenmissbrauchs. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen und das gilt grundsätzlich für alle Aktionen im Internet. Ab Ende Mai tritt ein neues strengeres Datenschutzgesetz in Kraft. Aber auch hier wird niemand von der Verantwortung entbunden. Schon alleine deshalb nicht, weil sich sowohl Facebook als auch nahezu alle anderen Plattformen auf das amerikanische Datenschutzgesetz berufen.

Facebook schützt seine Nutzer
  • Die Privatsphäreeinstellungen wurden überarbeitet. Achten Sie darauf was eingestellt ist und, ob wirklich jeder alles lesen und wissen muss.
  • Es besteht keine Zusammenarbeit mehr mit externen Datenhändler. Werbung konnte somit personalisiert werden. Dies ist nicht mehr möglich.
  • Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen wurden neu formuliert und so leichter verständlich.
  • Apps können leichter entfernt werden. Sobald Apps länger als drei Monate nicht genutzt werden, werden sie automatisch entfernt.
  • Apps können nicht mehr auf die Daten von Freunden zugreifen.
  • Die Möglichkeit, Nutzer anhand der Mail-Adresse oder der Telefon-Nummer zu finden, wurde abgeschafft.
Was kann jeder Einzelne tun?
  • Die Einstellungen der Privatsphäre sollten regelmäßig überprüft werden.
  • Auch eine Überprüfung, welche Apps welche Berechtigungen besitzen und auf welche Daten diese Apps Zugriff haben, sollte regelmäßig durchgeführt werden.
  • Genau überlegen, was für wen zugänglich und lesbar ist und was überhaupt im Netz landet.

Facebook verlassen?

Facebook, der Messenger und Whatsapp gehören zusammen. Wer also verunsichert ist und diese Dienste nicht nutzen möchte, hat durchaus andere Möglichkeiten. So zum Beispiel die Nutzung eines RSS-Reader-Dienstes um die neuesten Nachrichten zu erhalten. Auch zu Whatsapp gibt es Alternativen. Der Open-Source-Messenger Signal ist eine Möglichkeit, um ohne Whatsapp zu chatten. Sogar die Geburtstage von Freunden kann man mit der Hilfe von Facebook exportieren. Es geht also auch ohne Facebook. Wenn die Plattform keinen allgegenwärtigen Status im Leben der Menschen hat, sinkt auch das Missbrauchspotential. Solange alles, aber auch wirklich alles bei Facebook zu finden und zu lesen ist, bleibt die Gefahr des Datenmissbrauchs sehr. Dies war sicher nicht der letzte Datenmissbrauch. Und mit dem Wissen, dass es für einige Funktionen auch andere Möglichkeiten gibt, machen die Nutzer sich auch ein bisschen unabhängiger von dem allgegenwärtigen datensammelnden Konzern.

Datenschutz – existiert er wirklich?

Der Ruf nach Datenschutz ist berechtigt. Aber dennoch sollte jeder Einzelne verantwortungsvoll mit seinen Daten umgehen. Das ist eine effektive Art Datenmissbrauch zu verhindern oder zumindest einzuschränken. Dieser Datenskandal war vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, Facebook hatte bereits 2011 versprochen den Datenschutz effektiver zu gestalten. Dennoch werden nach wie vor auch Daten von dem Unternehmen gesammelt, von denen die Nutzer überhaupt nichts wissen. Bereits bei der Erstanmeldung schlägt Facebook potenzielle Freunde vor? Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie das funktioniert? Ist das nicht ein merkwürdiges Gefühl? Je mehr Informationen der Nutzer bereits bei der Erstanmeldung gibt, umso größer ist die Liste der potenziellen Freunde.

Heute ist es der Facebook Skandal, Zuckerberg entschuldigt sich seitenweise in nahezu allen Medien. Was hat sich bis jetzt geändert? Nicht viel! Die Behebung des Problems wird laut Zuckerberg Jahre dauern! Und es wird nicht der letzte Datenskandal bleiben. Achten Sie auf Ihre Daten und gehen Sie verantwortungsbewusst damit um.

Bildernachweis:
Titelbild – Simon / Pixabay.com (CC0 Creative Commons)
Facebook Daten – geralt / Pixabay.com (CC0 Creative Commons)

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